Bereits seit zwei Jahren ist das auf halber Strecke nördlich zwischen Breiter Weg und Forst gelegene Regenüberlaufbecken (RÜB) Leihgestern mit nachgeschaltetem Regenrückhaltebecken (RRB) am Schafbach in Betrieb. Nun konnten interessierte Bürger erstmals vorbeischauen und sich die Bauwerke im Zusamenspiel erklären lassen.
Für 3,35 Millionen Euro hatte der Wasserverband Kleebach die Abwasseranlage auf einem 6000 Quadratmeter großen Grundstück mit Beton- und Erdbecken errichtet und dafür eine Förderung des Landes in Höhe von 975 000 Euro erhalten. Der Bau war erforderlich, weil zwei Abwassereinleitungen aus dem Kanalnetz der Stadt Linden den Schafbach und damit auch die nachfolgenden Gewässer besonders belastet hatten, wie eine umfangreiche Untersuchung ergeben hatte.
41 Bürger, darunter ein Dutzend Kommunalpolitiker, waren zur Besichtigung gekommen, denen seitens des Wasserverbandes Kleebach Betriebsleiterin Abwasseranlagen Constanze Foerster das sogenannte Becken RÜB B71a erklärte.
Allerdings prasselten gerade von den Kommunalpolitikern zahlreiche Fragen zu Planung und Verfahren auf sie ein, bis ein Besucher um Einhalt bat. Er verwies darauf, weshalb die Bürger eigentlich hergekommen waren, nämlich, um sich über die Funktion der Anlage zu informieren. Dieser Einwand war der Startschuss für einen Gang zum Betonbecken und der Führung über die Anlage.
Ziegen sind die Rasenmäher
Wie das Areal gepflegt wird, darauf macht neben dem Eingangstor ein Schild mit einem Ziegen-Foto und dem Hinweis »Bitte nicht füttern« aufmerksam. Wie Foerster dazu ausführte, werden die Mäharbeiten für ein solches Sonderbauwerk ausgeschrieben. »Wir haben hier tatsächlich jetzt einen Pachtvertrag mit einem Schäfer, der auch Ziegen hält und auch weitere Bauwerks-Areale des Wasserverbandes Kleebach mit seinen Tieren bewirtschaftet. Dabei handelt es sich um das »Landschaftspflege-Team«, das auch die Rinder im Lückebach-Renaturierungsgebiet »Rohrwiesen« hält.
Wie Foerster ausführte, gebe es große Herausforderungen in der Wasserwirtschaft. »Wir befinden uns hier auf einer abwassertechnischen Anlage des Wasserverbandes Kleebach, der etwa 70 sogenannte Sonderbauwerke zum Abwasserauffang und zur Weiterleitung des Abwassers zur Kläranlage Gießen unterhält. Wir haben hier 2016/17 für das gesamte Verbandsgebiet ein Sanierungskonzept erstellt, und das ist jetzt eine der ersten von acht Sanierungsmaßnahmen, die einen Beckenbau beinhalten«, ging Foerster auf die Anlage ein.
Beim RÜB B71a handele es sich um ein Mischwasser-Becken, das Regen- und Abwasser zurückhält. Nach Regenende wird das Wasser in den Kanal gepumpt, der zur Kläranlage führt.
»Hydraulischer Stress sinkt«
Mit dem Bau des Beckens konnte eine deutliche Verbesserung der Wasserqualität des Schafbaches erzielt werden. »Das heißt die hydraulische Belastung, der hydraulische Stress, des Schafbaches ist heute rechnerisch um etwa ein Drittel geringer als es vor dem Bau des Beckens war.« Es habe sich auch gezeigt, dass hier immense Wassermengen zurückgehalten werden. Dies sei ein Beitrag zum Gewässerschutz am Schafbach.
Das Fassungsvermögen der Anlage beträgt insgesamt 4000 Kubikmeter, wobei sowohl Beton- als auch Erdbecken jeweils 2000 Kubikmeter fassen.
Bei einem niedrigen Füllstand wird das Wasser über eine Druckleitung in den Stauraumkanal gepumpt. Im Becken verbleibe das Wasser nicht lange, außer bei Dauerregen. Sobald der Kanal einen Füllstand habe, der niedrig genug sei, springen automatisiert über einen Füllstandssensor oder eine Höhenmessung die Pumpen an und entleeren das Becken.
Auf Nachfrage erläuterte die Betriebsleiterin, dass das Mischwasser nicht wie ein reines Abwasser rieche und daher nicht mit einer Geruchsbelästigung zu rechnen sei.
