24. April 2025, 17:41 Uhr

Henef Heuchelheim

Keine Pflicht zur Wärmepumpe

Beim Heuchelheimer Energieeffizienz-Forum (Henef) kommen Experten zu Wort.
24. April 2025, 17:41 Uhr
Finanzexpertin Stephanie Winter (r.) von der Energieberatung Scholl stellt beim Heuchelheimer Energieeffizienz-Forum die verschiedenen Fördermöglichkeiten für Hausbesitzer vor. Foto: Berghöfer

. Der Staat hilft dem Bürger beim Energiesparen mit Fördermaßnahmen, Krediten und Zuschüssen. Doch vor den Förderbescheid hat der Amtsschimmel die hierzulande besonders üppig wuchernde Bürokratie gesetzt. Allein in Hessen gibt es mittlerweile 252 verschiedene Fördermöglichkeiten. Darunter das für das eigene Haus richtige Angebot zu finden, ist gar nicht so einfach. Umso leichter ist es jedoch, mit einem Doppelantrag zum Subventionsbetrüger zu werden. Und umso wichtiger ist deshalb eine vernünftige Beratung, bevor man in die Dämmung seines Eigenheims oder in eine neue Heizung investiert.

Deshalb hatte das Heuchelheimer Energieeffizienz-Forum (Henef) mit Energieberater und Schornsteinfegermeister Reiner Scholl, Energieberaterin Isabell Gies und Finanzberaterin Stephanie Winter gleich drei Experten von der Energieberatung Scholl in den Sitzungssaal des Seniorenzentrums im Linnpfad 33 eingeladen.

Großes Interesse

85 Besucher im Saal und noch einmal genau so viele online zugeschaltete Bürger zeigten, wie groß das Interesse, aber auch die Unsicherheit bei diesem Thema ist.

Scholl selbst räumte denn auch gleich einmal ein Reizwort in der Diskussion ab. Ein »Heizungsgesetz« habe es in Deutschland nämlich nie gegeben, sondern nur ein Gebäudeenergiegesetz. Der in Habecks Gesetz geforderte Anteil von 65 Prozent an erneuerbaren Energien gelte nur für neue Heizungsanlagen und nicht für den Bestand. Niemand sei daher gezwungen, seine alte Heizung auszumustern.

Ob deren Weiterbetrieb allerdings noch lange sinnvoll bleiben wird, steht auf einem anderen Blatt. Isabell Gies geht davon aus, dass der von der Ampel beschlossene sukzessive Anstieg der Co2--Bepreisung mittelfristig zu einer Preissteigerung bei Öl und Gas von 65 Prozent führen wird. Und voraussichtlich wird auch eine neue CDU/SPD-Regierung daran nichts ändern.

Die Energiewende und steigende Heizkosten stellen also viele Hausbesitzer auch künftig vor große Herausforderungen. Die Anforderungen an energetische Sanierungen und effiziente Heizsysteme werden wohl auch weiter steigen. Im Vortrag und der anschließenden engagierten Diskussion ging es um die zentrale Frage des energieeffizienten Heizens, den Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäudebestand und wie man das alles sinnvoll finanziert. Viele Fragen drehten sich dabei um den richtigen Zeitpunkt für den Austausch der alten Heizungsanlage und den Einsatz von Wärmepumpen in bereits bestehenden Gebäuden.

Eine pauschale Antwort, die manche im Saal gerne gehört hätten, konnte das Scholl-Team naturgemäß nicht geben. Wie sinnvoll eine Wärmepumpe sei, könne man nur individuell für jedes einzelne Gebäude und vor Ort entscheiden, so Scholl. Mitunter sei eine Mischung aus Alt und Neu sinnvoller als ein Komplettaustausch. Ein alter Ölbrenner, der im Winter die Wärmepumpe unterstütze, könne unterm Strich billiger kommen als eine alleinige Wärmepumpe, die an kalten Tagen praktisch nur mit teurem Strom das Haus heize. Generell sei aber eine Wärmepumpe ohne eine Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach wenig sinnvoll.

Angesprochen wurden außerdem alternative Heizmethoden wie Biomasse oder Holzpellet,s und bis zu welchem Grad man am Besten welche Teile des Hauses dämmen kann, um den eigenen Energieverbrauch zu senken.

Kein Geld für Putin

Finanzexpertin Winter erläuterte die drei Hauptquellen für staatliche Förderung, nämlich die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW), das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) und die Möglichkeit der steuerlichen Entlastung für energetische Sanierungsmaßnahmen.

Ein Besucher im Saal brach am Ende noch eine Lanze für die Wärmepumpe. Er nutze solch eine Heizung seit mittlerweile 20 Jahren und sie funktioniere bestens. Dem Trend voraus gewesen sei er aber nicht nur, weil er Energie sparen wollte, sondern auch aus einem politischen Grund: »Ich wollte damals schon dem Putin kein Geld geben«

Fortgesetzt wird die Veranstaltungsreihe des Henef zur Energiewende am Mittwoch, 7. Mai, um 19 Uhr am selben Ort mit einem Vortrag von Prof. Jörg Sundermeyer aus Marburg. Sein Thema wird der gezielte gemeinsame Einsatz einer Wärmepumpe und einer Photovoltaikanlage im Altbestand sein.



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