Pfarrer Eberhard Hampel war anlässlich eines Pastoralkollegs der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum Thema »Internationale Diakonie« im Oktober 2024 für drei Wochen in Tansania, um sich mit Pfarrerinnen und Pfarrern vor Ort über das Thema »Internationale Diakonie« auszutauschen.
Auch dort sind die sozioökonomischen Folgen der Globalisierung und des Klimawandels deutlich spürbar und betreffen das kirchliche Leben in unterschiedlichen Bereichen.
In einem ausführlichen Lichtbildvortrag berichtete er von seinen Eindrücken und Erfahrungen in der evangelischen Kirche Lehnheim. Leider waren nur wenige Besucher zu dieser eindrucksvollen und informativen Veranstaltung gekommen.
Viele Stationen
Hampel berichtete von seiner umfangreichen Reise mit vielen Stationen in Tansania. Das Land ist ein Staat in Ostafrika, liegt am Indischen Ozean und steht vor einem großen Umbruch. Von 1890 bis 1914 stellt die Kolonie Deutsch-Ostafrika mit den Regionen Tanganjika, Ruanda und Burundi die profitabelste Kolonie Deutschlands dar, bevor sie danach unter britisches Mandat fiel. Tansania wurde 1961 vom Vereinigten Königreich unabhängig und ist Mitgliedstaat der Vereinten Nationen. Es gehört zusammen mit Äthiopien und Südafrika zur Wiege der Menschheit. Die gefundenen Fossilien aus der Olduvai-Schlucht im Norden Tansanias werden auf zwei Millionen Jahre geschätzt. Tansania grenzt an Kenia und Uganda im Norden, Ruanda, Burundi und die Demokratische Republik Kongo im Westen und an Sambia, Malawi und Mosambik im Süden. Zweieinhalb mal so groß wie Deutschland, ist es mit der Hauptstadt Dodoma und rund 62 Millionen Einwohnern das fünftgrößte Land Afrikas. Es werden etwa 125 Sprachen gesprochen, Suaheli und Englisch sind die Verkehrssprachen. Die meisten Tansanier sind entweder Christen oder Muslime.
Der Zentralafrikanische Graben berührt Tansania im Westen, der Ostafrikanische Graben verläuft zentral durch das Land. Zeugen der geologischen Vorgänge in dieser tektonischen Bruchzone sind riesige Krater und Vulkane wie der Kibo, mit 5895 Metern der höchste Berg Afrikas. Im Norden Tansanias liegt die Serengeti, einer der bekanntesten Nationalparks Afrikas.
Keine Kirchensteuer
In etwa einem Viertel der Landesfläche, vor allem im Norden, verbleibt der Niederschlag in abflusslosen Becken, aus denen er wieder verdunstet. Im Osten und Süden des Landes führen mehrere Flüsse ostwärts zum Indischen Ozean. Dagegen fließen die großen Seen an der Westgrenze in Flüsse außerhalb Tansanias ab: der Victoriasee nach Norden in den Nil zum Mittelmeer, der Tanganjikasee nach Westen über den Kongo zum Atlantik und der Njassasee nach Süden bis zum Unterlauf des Sambesi zum Indischen Ozean. Von diesen hat nur der Tanganjikasee ein größeres Einzugsgebiet in Tansania, etwa halb so groß wie das der Flüsse nach Osten.
Hampel berichtete über die Stationen seines Aufenthalts und die Begegnung mit den Menschen, für die der Staat Perspektiven für die Zukunft schaffen will. Er besuchte Krankenhäuser, Schulen und Gemeinden, wo er auch selbst an Gottesdiensten mitwirkte.
Er und seine Begleiter flogen über Istanbul nach Entebbe in Uganda und es folgte noch einmal eine zehnstündige Busreise bis Bukoba am Viktoriasee, wo man die Diözese Bukoba besuchte und sich mit Pfarrerinnen und Pfarrern aus Tansania und Indonesien traf, um gemeinsam über das Thema »Internationale Diakonie« zu arbeiten. Außerdem wurden verschiedene diakonische Projekte in der Nordwest Diözese, deren Zentrum Bukoba ist, besucht. Dazu gehörte ein Kinderheim in Tumani, einem kleinen Ort etwa 40 Kilometer von Bukoba entfernt.
Er lernte den Kashuara Kinderchor kennen und war am Erntedanksonntag zugegen. Normalerweise spenden Menschen Geld. Wer wenig Geld hat, spendet auch Naturalien. Diese werden dann nach dem Gottesdienst öffentlich versteigert, was für viel Spaß sorgt. Es gibt keine Kirchensteuer, alle Kirchen Tansanias leben von Spenden.
Das Ndolage Hospital, etwa 50 Kilometer von Bukoba entfernt, wurde 1928 von Missionaren der Bethelmission gegründet. Es ist ein Ausbildungskrankenhaus mit etwa 200 Betten. Eine gute medizinische Versorgung ist hier Mangelware. Ndolage ist ein kirchliches Krankenhaus. Die Kirche kann sich das in den vergangenen Jahren stark angestiegene Lohn-Niveau der staatlichen Krankenhäuser nicht leisten und so wanderten in den letzten Jahren immer mehr gute, qualifizierte Fachkräfte in die staatlichen Krankenhäuser ab. Auch besuchte er das Waisenkinderheim Ntoma, das, 1952 gegründet, ursprünglich als Hilfe für Schwangere und Gebärende wegen der hohen Kindersterblichkeit dienen sollte. Heute beinhaltet es Waisenkinder, aber auch aus disfunktionalen Familien oder von Alleinerziehenden, die überfordert sind.
Pflegeeltern gesucht
Es werden Pflegeeltern gesucht, wobei die Adoptionsverfahren kompliziert sind wegen hoher bürokratischen Hürden und strengen staatlichen Prüfungen.
Weiterhin wurde auch die Karque Diözese besucht, wo man seit 1914 tätig ist. Das Gebiet der Diözese ist sehr ländlich und arm. Ein Pfarrer betreut mehrere Kirchengemeinden, und Evangelisten organisieren die Gemeindearbeit. Hampel lernte auch Bischof Dr. Benson Bagonza als eine besondere Persönlichkeit kennen, der weit gereist einen ökumenischen Weitblick hat und eine Agrarhochschule in Kyshona gegründet hat.