Das Spektrum zur Auszeichnung durch den Fahrgastverband Pro Bahn alle zwei Jahre ist umspannend von teils unerwarteten Leistungen im Alltag bis hin zu gesellschaftlichem und politischem Engagement.
Die Verleihung des Fahrgastpreises 2022/2023 fand in Fronhausen statt - passenderweise in der kleinen Güterhalle, die zu einem Veranstaltungsraum umgebaut wurde, direkt neben der Bahnstation.
Thomas Kraft, Landesvorsitzender von Pro Bahn, begrüßte Vertreter aus Landes-, Kreis- und Gemeindepolitik sowie des Verkehrswesens, ebenso Mitglieder von Pro Bahn aus Hessen und anderen Bundesländern.
Langjähriger Einsatz für ÖPNV
Den Fahrgastpreis 2022/2023 erhielt Marian Zachow, der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Schon in seinem vorherigen Wirken, jedoch sehr intensiv seit seinem Amtsantritt 2014 engagiert er sich in außerordentlicher Weise als hauptamtlicher Politiker für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), so die Begründung.
Auflebung zweier Bahnstrecken
Auf seiner Agenda steht das Vorantreiben der Untersuchungen zum Wiederaufbau der Salzbödebahn (Niederwalgern - Hartenrod) sowie die Ohmtalbahn (Kirchhain - Burg- und Nieder-Gemünden). Beide Projekte sind im Untersuchungsverlauf sehr erfolgversprechend.
Auch im Lokalbusverkehr, für den die Landkreise verantwortlich sind, hat Zachow Zeichen gesetzt. Zusammen mit seinem Mitarbeiterstab der lokalen Nahverkehrsgesellschaft wurde in seiner Amtszeit der ÖPNV um rund 40 Prozent ausgebaut. Mehr geht immer und wird für die Verkehrswende und die Erfüllung der Klimaschutzziele auch notwendig sein. Marian Zachow habe die richtige Einstellung, um auch dies anzugehen, so der Landesverband.
Politisch Verantwortliche brauchen für ihr Wirken auch kompetente Mitarbeiter, sonst kommt nichts zur Umsetzung. Im Bereich Schienenverkehr stellt die Kurhessenbahn den Löwenanteil auf den eingleisigen Nebenstrecken im Marburger Land.
Verkehrsexperte ebenfalls ausgezeichnet
Verkehrsgeograf Christoph Mehler hatte die Idee des Wiederaufbaus der Salzbödebahn entwickelt, um die unnötigen Standzeiten der Züge in Marburg aufzuheben. Mehler habe schon immer einen Blick für eine deutliche Ausweitung des Zugfahrplans auf den Strecken und den gesamten ÖPNV. Sein Fachwissen hat er im Verlauf der vergangenen Jahre unter Beweis gestellt. Wegen seiner Einstellung, seinem Engagement und der Ausgangsidee zur Salzbödebahn erhält auch Christoph Mehler den Hessischen Fahrgastpreis.
Mit einem Vortrag umrahmte Bahnexperte Hans Leister die Veranstaltung. Der Fachmann ist einer der Schöpfer des Deutschlandtakts. Seit 2008 besteht das Ziel, die Bahn in Fern- und Nahverkehr in einen Takt zu bringen. Hans Leister ging auf die Geschichte ein, bezog sich auf den aktuellen vierten Gutachterentwurf und dass seitens des Gesetzgebers der Deutschlandtakt als Verwirklichungsziel festgeschrieben ist.
Auftrag an Landkreise
Der Landesverband von Pro Bahn Hessen möchte ein Zeichen setzen und mit der Auszeichnung von Marian Zachow die Motivation verbinden, dass Verkehrsdezernenten anderer Kreisen beginnen, für die Verkehrswende zu planen und zu handeln. Der erste Kreisbeigeordnete mache es vor. Zudem sind viele Verkehrsexperten unterwegs, um gesamtheitliche Konzepte auf das Gleis zu bringen. Die Inaktivität und Verhinderung des Ausbaus und der Sanierung der Bahn-Infrastruktur müsse endlich für gesamt Hessen organisiert werden, wie dies rund um Marburg der Fall sei.
