12. August 2025, 13:00 Uhr

Fronhausen

Einen Fluss in frühere Bereiche lenken

Die alte Lahnschlinge im Bereich der Gemeinde Fronhausen soll wieder an die Lahn angeschlossen werden. Das Projekt dient der Renaturierung, aber auch dem Hochwasserschutz.
12. August 2025, 13:00 Uhr
Die Darstellung zeigt die geplanten Maßnahmen im Bereich Schenkenwäldchen mit dem alten Lahnverlauf, der zeitweise Wasser führen wird. Grafik: Gemeinde Fronhausen

Seit vielen Jahren laufen in den beiden Nachbargemeinden Fronhausen und Weimar die Planungen für das Projekt »Schenkenwäldchen«. Im Zuge dessen soll unter anderem die alte Lahnschlinge im Bereich der Gemeinde Fronhausen, die Anfang des 20. Jahrhunderts vom Hauptlauf des Flusses abgetrennt wurde, zumindest in Teilen wieder an die Lahn angeschlossen werden. Inzwischen geht es bei dem Großprojekt aber längst nicht mehr nur um das Thema Renaturierung, sondern vor allem um den Hochwasserschutz. Denn klar ist: Hier muss etwas getan werden, damit Fronhausen auch zukünftig vor Hochwasser geschützt wird.

Für die Umsetzung des Vorhabens werden Flächen benötigt. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung für die Eigentümer und Bewirtschafter innerhalb der Projektkulisse »Schenkenwäldchen« deutlich, zu der die Hessische Landgesellschaft (HLG) und die Gemeinde Fronhausen eingeladen hatten. Mit dabei waren auch Vertreter des Regierungspräsidiums Gießen. Die Behörde begleitet das Projekt seit vielen Jahren.

Planungen laufen seit 2015

Die Projektträger, die Gemeinden Fronhausen und Weimar, planen eine umfangreiche Renaturierung der Lahn und einen teilweisen Anschluss alter Lahnschlingen. Ebenso soll durch einen neuen Deichverlauf sichergestellt werden, dass die Gemeinde Fronhausen ihrer Verpflichtung in Sachen Hochwasserschutz nachkommt. Dr.-Ing. Alexander Rötz vom Planungsbüro Weber-Ingenieure aus Homberg (Efze) stellte das Vorhaben sowie die aktuellsten Erkenntnisse zum Thema Hochwasserschutz vor.

Alte, historische Lahnverläufe sollen in Teilen wiederhergestellt und für die Neuentwicklung angegraben werden. Die geplanten Maßnahmen betreffen eine Fläche von rund 100.000 Quadratmetern.

Die vorgestellte Planung ist das Ergebnis der Diskussionen im Projektbeirat, den es seit 2015 gibt. Ihm gehören Vertreter der beteiligten Behörden, Ortskundige, Ortslandwirte, Naturschutzverbände und andere Organisationen an.

Damm muss verlegt werden

Florian Vielhauer vom Dezernat Oberirdische Gewässer und Hochwasserschutz des Regierungspräsidiums Gießen machte deutlich, dass der derzeitige Deich nicht ausreicht, um zukünftige Hochwasserereignisse von Fronhausen fernzuhalten. Er ist zu niedrig und in Teilen in keinem guten Zustand. Daher soll er verlegt werden - und zwar im Zuge des Projekts. »Durch die Integration des Hochwasserschutzes in das angedachte Renaturierungskonzept können mehrere wichtige Aufgaben verzahnt werden«, betonte Vielhauer. Einerseits die Verpflichtung zur Wiederherstellung natürlicher Auen und Gewässer, also die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Andererseits die Schaffung einer intakten Hochwasserschutzlinie für die Ortslage Fronhausen sowie von bis zu 350.000 Kubikmetern Retentionsraumzugewinn zum Schutz unterhalb gelegener Ortslagen an der Lahn vor zukünftigen Hochwasserereignissen.

Die Kommune ist nicht verpflichtet, den Deich an zukünftige Hochwasserereignisse anzupassen, jedoch bietet sich hier eine finanziell attraktive Möglichkeit. Da die Umsetzung dieser Ziele auch im Interesse des Landes Hessen steht, haben Fronhausen und Weimar bereits 2014 einen Vertrag mit dem Regierungspräsidium Gießen geschlossen, der die geschätzten Gesamtkosten von 3,2 Millionen Euro abdeckt. Möglich ist dies durch eine Synergie-Finanzierung.

»Die Planungen ›Schenkenwäldchen‹ liegen in einer naturschutzfachlich sehr hochwertigen Lage innerhalb eines Vogelschutz-, FFH- und Naturschutzgebietes und erfüllen so umfangreich die Voraussetzungen der Finanzierung«, erläuterte Sebastian Weller vom Regierungspräsidium. Er ist zuständig für Schutzgebietsmanagement und Synergie-Finanzierung und warb dafür, die Chance zu nutzen. »Deichrückverlegungen werden normalerweise mit 65 bis 85 Prozent, ein Neubau sogar nur mit 20 bis 40 Prozent gefördert«, berichtet er.

Michaela Gießler von der HLG informierte die betroffenen Eigentümer über die Themen Grundstückskauf, Grundstückstausch und eventuelle Flurbereinigungsverfahren. Die HLG ist seit gut einem Jahr mit im Boot und unterstützt die Kommunen, die für die angestrebten Maßnahmen benötigten Flächen im günstigsten Fall zu erwerben oder zu tauschen.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es auch viele emotionale und wirtschaftliche Belange zu berücksichtigen gilt. Die Projektbeteiligten stellten dar, welche Kompromisse bereits eingegangen wurden. Einer davon ist beispielsweise, dass nicht mehr der gesamte Altarm der Lahn wieder angeschlossen werden soll, sondern nur Teile davon.

Wie geht es weiter?

Parallel zum Flächenmanagement soll das Projekt in den nächsten Monaten auf die Zielgerade gebracht, sprich die Genehmigungsplanung vorgelegt werden. In Verbindung mit der Genehmigungsplanung sind für den Herbst zudem Bohrungen zur Baugrunderkundung geplant.

»Der Zeitplan ist ambitioniert, aber notwendig, um nicht zu riskieren, dass die derzeit bereitgestellten Gelder irgendwann nicht mehr zu Verfügung stehen oder sich die rechtlichen Vorgaben ändern. Letzteres würde die derzeitige Planung in Teilen in Frage stellen«, betonten die Projektbeteiligten. Daher appellieren die Vertreter der beiden Gemeinden, des Regierungspräsidiums und der HLG eindringlich an die Eigentümer, die Flächen im Sinne des Allgemeinwohls zur Verfügung zu stellen und das Gesamtprojekt zu unterstützen.

Bei Fragen können sich die Eigentümer an die Hessische Landgesellschaft wenden, per Mail an infrastruktur@hlg.org.

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