26. August 2021, 13:00 Uhr

Fronhausen

Wildkräuter auf Feldern schonend »abernten«

Mitglieder des Gebietsagrarausschusses und des Naturschutzbeirats haben einen Feldtag dazu genutzt, sich ein neuartiges Druschverfahren genau anzuschauen.
26. August 2021, 13:00 Uhr
Mit einem speziell umgebauten Mähdrescher können Wildkräutersamen während des Dreschvorgangs herausgesiebt werden. Ziel dieser Mähdruschtechnik ist es, Unkraut auf landwirtschaftlichen Flächen zu verringern. Foto: Landkreis

Das neue Verfahren dient dazu, mit einem speziell umgebauten Mähdrescher Wildkräutersamen während des Dreschvorgangs direkt herauszusieben. Mit dabei bei der Vorführung waren auch Landrätin Kirsten Fründt und Mitarbeiter der Kreisverwaltung.

Verfahren soll zu weniger Unkraut führen

Im Rahmen der Unterstützung und Förderung der Biodiversität im Kreisgebiet untersucht der Landkreis zusammen mit der Universität Gießen seit 2019 die Auswirkungen dieses neuartigen Druschverfahrens auf die neben den angebauten Feldfrüchten natürlicherweise auf einem Acker gewachsenen Pflanzen, die man als Ackerbegleitflora - oder eben als Unkraut - bezeichnet. Das Ziel dieses Projekts ist es, den Unkrautdruck beziehungsweise Wildkrautdruck auf die landwirtschaftlichen Flächen durch diese Mähdruschtechnik zu verringern.

»Dieses Projekt ist ein weiterer wichtiger Baustein des Landkreises in seinem Bemühen, die Biodiversität in unserer Region zu fördern und zu bewahren«, erläuterte Kirsten Fründt den Anwesenden.

Unter den am stärksten gefährdeten Arten

»Ackerwildkräuter und -gräser gehören heute zu der am stärksten gefährdeten Artengruppe in Mitteleuropa«, erklärte Professor Dr. Rainer Waldhardt von der Universität Gießen. Früher weit verbreitete Arten würden immer seltener. Sie seien speziell an die Lebensbedingungen auf Äckern angepasst und benötigen eine regelmäßige Bodenbearbeitung. Da sie aber in unmittelbarer Konkurrenz zu den Kulturpflanzen stehen, würden sie heute entweder chemisch oder mechanisch bekämpft.

»Bei herkömmlichen Verfahren werden die Unkrautsamen gemeinsam mit der Spreu und Strohresten beim Dreschvorgang wieder auf den Acker ausgebracht. Durch die Entwicklung der neuen Druschtechnik und im Hinblick auf die Eindämmung von landwirtschaftlichen Problemkräutern könnte diese neue Technik helfen, die Menge der Ackerkräuter auf dem Feld zu verringern«, erklärte Heidrun Hess-Mittelstädt vom Fachbereich für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landkreises.

Ökologische Alternative zu Chemie-Keulen

Mit der neuen Technik könnten bei konventionell bewirtschafteten Ackerflächen Pflanzenschutzmittel eingespart werden. Aber auch Ökobetrieben könnte diese Methode durchaus Vorteile bringen, indem Arbeitsgänge für eine mechanische Unkrautbekämpfung eingespart werden.

Während des Druschdurchgangs werden die Wildkrautsamen mit Hilfe einer an einen handelsüblichen Mähdrescher montierbaren Vorrichtung aufgefangen und landen so erst gar nicht wieder auf der gerade abgeernteten Ackerfläche. Die Samen können stattdessen, wenn dies gewünscht ist, an anderer Stelle wieder ausgesät werden.

Weitere Unterstützung

Als weiterer Kooperationspartner konnte neben der Uni Gießen die Raiffeisen Waren GmbH gewonnen werden, die den Mähdrescher für die dreijährige Projektlaufzeit bereitstellt. Auch das Bundesamt für Naturschutz unterstützt das Projekt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums, um die Entwicklungs- und Umbauarbeiten sowie die wissenschaftliche Begleituntersuchung zu finanzieren. Die Projektidee lieferte Alfred Wagner.

Für die Demonstration der neuen Technik im Rahmen des Feldtages stellte der Betrieb Ulrich Zick eine mit Wintergerste bestellte Fläche in der Gemarkung Fronhausen zur Verfügung. Neun landwirtschaftliche Betriebe haben sich bereit erklärt, das Projekt zu unterstützen und Ackerflächen zur Verfügung zu stellen.

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