31. Juli 2022, 13:00 Uhr

Grünberg

Weniger Sachspenden bei noch mehr Andrang

Landrätin Anita Schneider akquirierte eine größere Geldspende für die Tafel Grünberg und informierte sich vor Ort auch über die aktuelle Lage.
31. Juli 2022, 13:00 Uhr
Landrätin Anita Schneider lässt sich von Tobias Lux über die aktuelle Lage der Tafel in Grünberg sowie deren weiteren Filialen berichten. Foto: Landkreis

Fast 300 registrierte Kundinnen und Kunden hat die Organisation allein in der Gallusstadt und in Laubach. Weniger Überangebot in den Supermärkten wegen Lieferengpässen, geringere Spendenbereitschaft seitens der Bürgerinnen und Bürger angesichts steigender Kosten für Lebensmittel, wachsende Bedürftigkeit durch Einkommensverluste in der Pandemie, zudem Zulauf von Geflüchteten aus der Ukraine - dies sind nur einige Gründe für die immer schwieriger werdende Arbeit der Tafeln.

Um den finanziellen Nöten der Tafel zu begegnen, hat Landrätin Anita Schneider eine Spende über 4.000 Euro eingeworben. Sie war deswegen vor Ort in Grünberg und ließ sich von Tobias Lux, Tafelbeauftragter bei der Diakonie für den Ostkreis, die aktuelle Lage erläutern.

In Grünberg und Laubach sind aktuell 285 Kundinnen und Kunden bei der Tafel registriert. Das heißt, sie haben ihre Bedürftigkeit nachgewiesen und bekommen wöchentlich eine Ration Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs zugeteilt. Dafür bezahlen sie einen kleinen Obolus von durchschnittlich wenigen Euro pro Person. »Dass die Menschen für die Dinge etwas bezahlen müssen, ist ein Zeichen der Wertschätzung«, erklärt Tobias Lux. Denn wenn Lebensmittel gekauft statt verschenkt würden, steigere das deren verspürten Wert. Zudem sei es einigen Personen unangenehm, geschenkte »Almosen« anzunehmen.

Routinierter Ablauf

An diesem Tag liegen neben Cornflakes und Brot auch Bananen, Salat und andere Gemüse in den roten Kisten, die nebeneinander und mit Namen versehen zur Abholung bereitstehen. Nacheinander kommen die Kundinnen und Kunden in die Räume, werden persönlich begrüßt, nehmen ihre Kiste entgegen und packen den Inhalt in die mitgebrachten Taschen.

Zugeteilte Kühlware wird von den Mitarbeiterinnen erst dann aus einem der zahlreichen Kühlschränke geholt und direkt übergeben. Dafür hat das ehrenamtliche Personal eine Liste, auf der vermerkt ist, was genau welcher Familie heute zusteht. Denn selbstverständlich wird auf Wünsche der Kundinnen und Kunden Rücksicht genommen, sofern es geht. Religiöse Gebote werden ebenso bedacht wie Allergien. Und wer ein Haustier hat, kann sich womöglich gelegentlich über passendes Tierfutter freuen.

Perfekte Räumlichkeiten

Nicht in allen Räumen der Tafel im östlichen Landkreis geht es so komfortabel zu wie in Grünberg, erfährt Anita Schneider. In Grünberg seien die Räumlichkeiten perfekt, sowohl von der Größe als auch der Lage im Erdgeschoss sowie der zentrale Ort in der Neustadt. Die Grünberger Tafel hat eine zusätzliche Ausgabestelle in Laubach, die mit viel weniger Platz auskommen muss.

Zudem betreut Tobias Lux auch die Tafel in Hungen, die bislang unter dem Dach der alten Schule untergebracht ist, was sowohl für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch für die Kundinnen und Kunden umständlich ist. Demnächst werde man endlich umziehen, berichtete er der Landrätin. Die Tafel Hungen hat einen weiteren Standort in Lich, sodass an insgesamt vier Standorten Lebensmittel ausgegeben werden.

In allen vier Städten sind die Kapazitäten der Tafel allerdings ausgelastet und es gibt Wartelisten. »Grund für die hohe Nachfrage ist die prekäre finanzielle Lage vieler Familien, vor allem Alleinerziehender oder alleinstehender Rentnerinnen und Rentner«, sagt Tobias Lux. Dass Landrätin Anita Schneider eine größere Spende in Aussicht stellte, wurde daher sehr begrüßt.

»Ich sehe ja, wie dringend Ihre Arbeit gebraucht wird«, sagte Schneider, »auf der einen Seite ist es erschreckend, wie viele Menschen dieses Angebot nutzen müssen. Auf der anderen Seite ist es gut, dass so viele Menschen helfen möchten.«

Ehrenamtliche sind unentbehrlich

Für die Arbeit der Tafel seien die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein essenzielles Standbein, erklärte Tobias Lux. Ebenso die Gaben der Supermärkte und Geschäfte sowie die Spenden aus der Bevölkerung - sei es finanzieller Art oder auch Sachspenden aus der Aktion »Kauf eins mehr«, die gerade in Grünberg in der Anfangszeit des Ukraine-Kriegs richtig gut gelaufen ist, lobte Tobias Lux. Er hofft auf weitere Zuwendungen jeglicher Art und dankt ebenfalls allen, die sich in irgendeiner Form für die Tafel einsetzen.

0
Kommentare | Kommentieren