Die zentrale Frage lautete zu Beginn des Vorhabens: Wie soll ein zukunftsfähiges, klimagerechtes und sozial durchmischtes Wohnen mit alternativen Mobilitätsangeboten am Hasenkopf aussehen?
Neuerschließungen nötig
Marburg braucht Wohnraum - 3.500 Wohnungen bis 2035, wie Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies erläutert. Über Nachverdichtung und über Umwandlung von Gewerbegebieten zu Mischgebieten werden bereits große Teile dieses Ziels erreicht. Aber das reiche eben nicht aus.
»Wir können nicht den gesamten Wohnraumbedarf über Nachverdichtung decken, wir werden auch neue Bauflächen erschließen müssen. Mit dem Hasenkopf wollen wir zeigen, wie klimagerechtes Wohnen der Zukunft gelingen kann«, sagt Spies.
»Wir werden verdichtet bauen, um möglichst wenig Fläche zu versiegeln«, ergänzt Stadtrat Dr. Michael Kopatz. Klar waren diese Punkte rund um den Siegerentwurf für die städtebauliche Entwicklung des Hasenkopfs bereits seit Herbst 2021. Seither hat das Büro Lohrer-Hochrein weitere Detailplanungen mit der Stadtverwaltung eingearbeitet. Auch die Ergebnisse aus dem städtischen Klimaanpassungskonzept sind bereits eingespeist, weitere Ideen aus den Workshops eingeflossen sowie das Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungskonzept MoVe35 berücksichtigt.
Autofreie Zone
Anhand der Detailplanung zeigte Maximilian Stechele vom Planungsbüro auf, dass die genutzte Fläche stark begrenzt werde: Das Plangebiet für die Bebauung mit rund 330 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern solle begrenzt werden auf sechs Hektar. Zwischen den Gebäuden gebe es bereits Planungen für die Wegestruktur - mit einem Mix aus Radwegen, Fußpfaden zwischen den Gebäuden ohne Versiegelung, Erschließungswegen für Feuerwehr und Entsorgungsfahrzeuge und auch Behindertenstellplätzen in den Höfen der einzelnen Gebäudegruppen. Grundsätzlich seien Parkplätze aber in einer gemeinsamen Mobilitätszentrale am Quartierseingang eingeplant - im Verbund mit Carsharing, Fahrradsharing, Packstation, einem Radreparaturpunkt und einer neuen Bushaltestelle. »Wir wollen das gesamte Thema Verkehr an einem Punkt sammeln - von hier ist der Weg zum entlegensten Haus 250 Meter«, erklärte Stechele.
Geplant sind in die Gebäude integrierte Radstellplätze und direkte Anbindungen des Quartiers an Radwege. Außerdem wurde ein Wunsch aus den Workshops wieder aufgegriffen: Ein Steg für Fußgänger solle als Anbindung an das bestehende Quartier im Stadtwald geschaffen werden.
Viele ökologische Bausteine
Wichtig in der Planung außerdem: Das Niederschlagswasser soll vor Ort versickern und nicht in Kanäle gelangen - zum Beispiel mit Dachbegrünung und dezentralen Retentionsflächen. Weitere ökologische Bausteine sind Grünflächen, die für die Freihaltung der Kaltluftbahnen sorgen, sowie Vorschläge für Hofbäume und Fassadenbegrünungen.
Den Grundsatzbeschluss für die Umsetzung des Siegerentwurfs hat die Stadtverordnetenversammlung im Februar 2022 gefasst. Seither sind Planungen und Gespräche intensiviert worden. Die Stadt hat Zwischenergebnisse bereits in einer Versammlung der betroffenen Grundstückseigentümer vorgestellt und die nächsten Schritte im Bauleitplanverfahren und im Umlegungsverfahren erklärt.