25. Oktober 2023, 13:00 Uhr

Gießen

Warum wir Geheimnisse brauchen

Das Gießener Mathematikum hat eine interaktive Ausstellung mit dem Titel »geheim! Warum wir Geheimnisse brauchen …« eröffnet. Sie kann bis zum Sommer 2024 besucht werden.
25. Oktober 2023, 13:00 Uhr
Tarnung im Tierreich - Kuratorin Laila Samuel und Albrecht Beutelspacher stehen vor einer großflächigen Wandgrafik im Ausstellungsraum. Foto: Mathematikum Gießen

Schon immer haben Geheimnisse die Menschheit fasziniert und herausgefordert. Warum braucht man sie? Wie hält man sie geheim? Und wie kommt man an die Geheimnisse anderer heran? In der aktuellen Sonderausstellung sind Besucher eingeladen, sich spielerisch mit dem Thema Geheimnis auseinanderzusetzen.

Kryptografie eine Erfolgsgeschichte

Im Mathematikum sind schon eine ganze Reihe von Krypto-Exponaten zu sehen: Von »Knack den Code« über »Zeichen im Nebel« bis zu dem ikonischen Exponat der ENIGMA. Die neue Sonderausstellung nimmt dieses Thema auf. Die mathematisch basierte Kryptografie ist eine Erfolgsgeschichte, die in den 1970er-Jahren begonnen hat. Ohne die Verfahren der sogenannten Public-Key-Kryptografie wären elektronisches Bezahlen, elektronische Wahlen, elektronische Steuererklärung und vieles mehr nicht denkbar und nicht realisierbar - und vor allem nicht sicher.

Doch Geheimnisse spielen nicht nur in der Technologie eine Rolle, sondern sind auch im privaten Leben allgegenwärtig. Das reicht von primitiven Verstecken wie Schlüssel unter der Fußmatte über geheime Tagebücher bis zu Abmachungen, Verträgen oder Testamenten, die für Außenstehende geheim bleiben müssen.

Wichtig für die Gesellschaft

Schließlich haben Geheimnisse auch für das Funktionieren der Gesellschaft eine große Bedeutung. Sie reichen vom Wahlgeheimnis über Datenschutz bis zur Anonymität des Bargelds, die es einem erlaubt, Transaktionen zu vollziehen, ohne Spuren zu hinterlassen.

An dieser Stelle öffnet sich auch eine gesellschaftliche Debatte, die sich an der Frage entzündet: Wie viel kann oder darf oder soll ein Internetkonzern von jedem Einzelnen wissen? Anders gefragt: Kann man angesichts der heutigen Möglichkeiten noch seine Privatsphäre wahren oder ist dies nicht mehr möglich oder - wie manche meinen - auch nicht mehr nötig? Hier schließt sich der Kreis, denn ein privates, geschütztes Leben in größerem Umfang lässt sich nur durch den Einsatz von kryptografischen Methoden realisieren.

Experimente zum Verschlüsseln

Die Sonderausstellung ermöglicht Experimente zum Verschlüsseln. Interessierte lernen moderne und traditionelle Methoden kennen, wie den Cäsar-Code oder die ENIGMA und sie erforschen die Rolle von Geheimnissen für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen. 20 interaktive Stationen laden zum Experimentieren und Nachdenken ein, gewähren Einblicke in das Thema und helfen dabei, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Die neue Ausstellung gehört zu den selbst entwickelten, in der eigenen Werkstatt gebauten Ausstellungen, die das Mathematikum jährlich kreiert und über einen längeren Zeitraum zeigt. Unterstützt wird sie durch die Klaus-Tschira-Stiftung und die Gemeinnützige Stiftung Sparkasse Gießen.

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