28. Januar 2025, 13:00 Uhr

Lollar

Von Lollar bis Ahrweiler gewandert

»229.207 Schritte die verbinden« - Mit dieser beeindruckenden Zahl und drei Worten fasst Daniel Mandler aus Odenhausen/Lahn die dritte Spendenwanderung ins Ahrtal zusammen.
28. Januar 2025, 13:00 Uhr
Die Gruppe um Daniel Mandler (4.v.r.) bei der nächtlichen Ankunft auf dem Marktplatz in Ahrweiler. Foto: Karger

Von der Lahnbrücke im Lollarer Stadtteil Odenhausen bis zum Marktplatz in Ahrweiler benötigte Mandler über die 151 Kilometer lange Strecke mit seinen Mitstreitern und Mitstreiterinnen 35,75 Stunden reine Wanderzeit und mit Pausen dann 41,5 Stunden.

150 Kilometer zu Fuß

»Distanz ist, was dein Kopf daraus macht!« - ist auch so ein Satz, den Mandler in seinem Rückblick auf die dritte Benefizwanderung ins Ahrtal sagt, der von Willensstärke, Durchhaltevermögen, Unterstützung, Hilfe und Gemeinsinn zeugt. Für alle Mitwandernden und vor allem aber für Karin Rühl aus Grünberg und Ulrich Wilhelm aus Kirchsahr/Winnen, die gemeinsam mit Mandler von Odenhausen bis zum Ziel nach Ahrweiler die Gesamtdistanz zurücklegten. Waren es am Freitag nach dem Start um 6 Uhr morgens 106.168 Schritte, so kamen dann am Samstag bis zur Ankunft um 23.30 Uhr noch mal 123.039 Schritte hinzu.

Dabei wurde die Benefizwandergruppe diesmal keinesfalls vom Wetter begünstigt, erwies sich die Strecke mit 2.580 Metern bergauf, 2.640 Meter bergab als knochenhart. Der harte, teilweise mit Eisschichten überzogene und von Schnee bedeckte Untergrund erwies sich als eine Belastung für die Wandernden. Hinzu kam noch das nasskalte, trübe und neblige Wetter mit gerade mal einem einzigen kurzen Sonnenkontakt für wenige Minuten am Samstag. Ansonsten waren die Bedingungen eher ungemütlich. Dies führte dazu, dass sich einige Aktive verletzten und früh aussteigen mussten. Es handelte sich jedoch hierbei um keine schweren Verletzungen, sondern um Blasen und Kreislaufschwierigkeiten, die zur Aufgabe führten.

Spenden für flutbetroffene Familie

Gelohnt hat sich die Wanderung aus mehreren Gründen, ging es doch zum einen darum, den von der Flutkatastrophe im Juli 2021 betroffenen Menschen im Ahrtal zu zeigen, dass dieses schlimme Ereignis auch dreieinhalb Jahre danach nicht vergessen ist. Entlang der Strecke wie auch über eine Spendenaktion wurde Geld für eine flutbetroffene Familie, die zusätzlich zur Flutkatastrophe noch ein schweres Schicksal ertragen muss, gesammelt. Wurden entlang der Wanderungstrecke mittels mitgeführten Spendendose 675 Euro eingesammelt, so waren auf dem Spendenkonto des Vereins »Kohle fürs Ahrtal« stattliche 3.890 Euro eingegangen, so dass bisher 4.565 Euro zusammengekommen sind.

Mandler ist zuversichtlich, dass sich der Spendenbetrag noch durch weitere Spenden erhöht, was auch die beiden vorausgegangenen Benefizwanderungen zeigten. Damit konnte jetzt schon die Gesamtsumme des Vorjahres mit 3.707,89 Euro übertroffen und von 2022 mit 2.225 Euro gar schon verdoppelt werden. Ein toller Erfolg für die 19 Spendenwanderer und -wanderinnen. Waren es 13, die in Odenhausen an der Lahnbrücke starteten, so stiegen einige nach Teiletappen wieder aus, und sechs gesellten sich für andere Streckenabschnitte hinzu. Sechs Verpflegungsstationen waren von unterstützenden Hilfskräften und auch Mitwandernden entlang des Weges eingerichtet worden.

In diesem Jahr wird eine Familie unterstützt, deren 14-jährige Zwillinge und ihr Vater vor ein paar Monaten die Diagnose »Spinocerebelläre Ataxie Typ 7« erhalten hat. Ihnen wurde von den behandelnden Ärzten eine maximale Lebenserwartung von zehn Jahren in Aussicht gestellt. Nachdem das Zuhause der Familie der Flut zum Opfer fiel, leben sie jetzt in einem Tiny House. Zukünftig haben sie ein neues Zuhause zur Miete gefunden. Dieses muss jedoch noch bedarfsgerecht hergerichtet und an die krankheitsbedingten Erfordernisse angepasst werden. Der Verein »Kohle fürs Ahrtal« wie auch Anja Braumüller mit ihrem Team Dori werden die Familie zukünftig in die Patenschaft nehmen und versuchen, in vielen notwendigen Bereichen zu helfen.

»Eigentlich dachte ich, es müsste reichen, sich diese Strapazen zu dieser Jahreszeit anzutun. Aber ich habe mich geirrt. Wenn man nur an Ahrweiler denkt, könnte man meinen es wäre fast wieder alles okay, aber lasst euch nicht täuschen! Wenn man weiter durch die Täler fährt, sieht man immer noch die Zerstörung der Katastrophe von 2021. Und jedem müsste klar werden, dass Hilfe noch so lange benötigt wird. Deshalb gibt es auch nächstes Jahr, zum viereinhalbjährigen, eine Erinnerungstour ins Flutgebiet von 2021«, verspricht Mandler, nicht nur weiterhin die Flutopfer zu unterstützen, sondern auch jetzt bereits Interessierte zu suchen, die 2026 dabei sein wollen.

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