Zum zweiten Mal wurde geballte hessische Frauenpower während einer Feierstunde auf Burg Gleiberg ausgezeichnet. Der Preis der LandHeldin ist eine Kooperation von Netzwerk LandHessinnen mit dem Hessischen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) und wurde 2022 erstmals vergeben.
Vier Preise wurden durch Staatsminister Ingmar Jung und Tanja Damm vom virtuellen Gründerzentrum Schwalm verliehen. Ausgezeichnet wurden dabei Leistungen von Frauen in Hessen, die sich in besonderer Weise in ländlichen Räumen engagieren. Insgesamt 130 Bewerbungen waren von Bewerberinnen aus den Landkreisen Waldeck-Frankenberg, Gießen, Schwalm-Eder und Kassel in der engeren Auswahl, den mit insgesamt 8.000 Euro dotierten Preis der LandHeldin 2024 zu erhalten. Wie Jung betonte, soll mit diesem Preis das Innovationspotenzial von Frauen in den ländlichen Räumen Hessens besonders gewürdigt werden.
»Der Preis ist ein Baustein der Aktivitäten der Landesregierung, um Frauen in den ländlichen Räumen zu unterstützen«, so Jung. Damm hielt die Laudatio für das Powerfrauenduo aus Eberstadt und nahm auch die Preisverleihung auf der Bühne vor rund 100 geladenen Gästen auf dem Burghof entgegen.
Bereits 2009 wurde von einigen Frauen die Idee geboren, im Licher Stadtteil einen Dorfladen anzubieten, weil es in dem seinerzeit 800 Einwohner zählenden Ort keine Nahversorgung mehr gab. Insbesondere älteren Einwohnern sollte eine Kommunikations- und Einkaufsmöglichkeit geboten werden.
Es wurde der Verein »Dorf- und Kulturladen Eberstadt« gegründet und die Stadt Lich stellte als Liegenschaft das renovierungsbedürftige Herrenhaus der Zisterziensermönche zur Verfügung.
Über 50 Menschen für Ehrenamt begeistert
Von der Gründung bis heute stehen Vorsitzende Ulrike Traxler-Schmoranz und stellvertretende Vorsitzende Ulrike Fey an der Spitze des Vereins. Beide schafften es, mehr als 50 ehrenamtliche Helfer zu begeistern. Der Dorfladen entwickelte sich zu einer Begegnungsstätte für Jung und Alt. Neben einem kleinen Verkaufssortiment, einem Café-Betrieb mit Kaffee und Kuchen, Frühstück, einer monatlichen Talkrunde zu unterschiedlichen Themen aus der Region, wechselnden Ausstellungen von heimischen Künstlern und Konzerten im und auf dem Hof des Ladens werden auch Theateraufführungen angeboten.
Nach der Fertigstellung des Neubaugebietes und der Steigerung auf über 1.000 Einwohner wurde ein Abend mit dem Thema »Neubürger treffen auf Altbürger« organisiert. Der Laden war bis auf den letzten Platz besetzt, die Neubürger stellten sich vor und die Integration war gelungen.
»Die Eberstädterinnen sind stolz auf ihren Laden. Über die Kreisgrenzen hinweg informieren sich Interessenten aus anderen Dörfern«, so Damm bei der Überreichung der Urkunde.
Auch Bürgermeister Dr. Julien Neubert weilte unter den Gästen und freute sich über diese »tolle Auszeichnung«. Petra Schneider hatte die Anregung dazu gegeben.
Wie Neubert betonte, könne die Arbeit der beiden Geehrten nicht genug gewertschätzt werden: »Was diese in einer Zeit, da der Abgesang auf den ländlichen Raum immer lauter wurde, auf die Beine gestellt haben, ist heute größer denn je. Sie haben allen gezeigt, dass es funktionieren kann, und das Projekt mit Leben erfüllt.«
»Da war es auch für uns als Stadt klar, so ein Projekt weiter zu unterstützen, zumal der Dorfladen ein echter Standortfaktor geworden ist. Eberstadt hat die 1.000-Einwohner-Marke geknackt, und der Dorfladen ist eine richtige Institution. Der Preis ist absolut verdient«, so das Stadtoberhaupt weiter.
Weitere Preisträgerinnen sind die 25-jährige Garten- und Landschaftsbauerin Bianca Hofmeister (Diemelsee-Adorf), die junge Frauen für eine Ausbildung in klassischen Männerberufen begeistern will; Regina Ziegler-Dörhöfer (Schwalmstadt-Allendorf), die ihren Bauernhof als Klassenzimmer öffnete und ein »Fassdorf« mit sechs Familienholzfässern eröffnete; sowie Silke Jordan (Wesertal), die den Verein »Wesertal ist bunt« auf den Weg brachte und sich für demokratische Werte wie Vielfalt, Toleranz und Respekt einsetzt und Aufklärungsarbeit leistet, um extremen Gesinnungen, Hass und Fremdenfeindlichkeit zu begegnen und vorzubeugen.