10. Januar 2024, 13:00 Uhr

Marburg

Von Behring-Röntgen-Stiftung verleiht Preise

Die Von Behring-Röntgen-Stiftung würdigte in der Aula der Alten Universität in Marburg herausragende Leistungen in der medizinischen Forschung.
10. Januar 2024, 13:00 Uhr
Die Preisträger mit ihren Gratulanten aus dem Stiftungsvorstand bei der feierlichen Verleihung in der Aula der Alten Universität Marburg (v.l.): Stiftungsvizepräsident Prof. Dr. Roland Lill, die Forschertalente Dr. Nastasja Merle und Dr. Aytug Kiper, Medaillenträger Prof. Dr. Michael Lohoff, Stiftungsvizepräsidentin Prof. Dr. Gabriele Krombach sowie Stiftungspräsident Dr. Lars Witteck. Foto: Christian Stein

Der Marburger Mikrobiologe Prof. Dr. Michael Lohoff wurde für sein Lebenswerk mit der Von Behring-Röntgen-Forschungsmedaille ausgezeichnet. Die mit 5.000 Euro dotierten Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreise gingen an die Tumorforscherin Dr. Nastasja Merle und den Experten für Kaliumkanäle, Dr. Aytug Kiper.

Ambitionierte Forschung

Die prämierten Wissenschaftler verfolgen ambitionierte Ziele, darunter die Entwicklung innovativer Therapien bei Krebs-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Infektionen und Fehlregulationen des Immunsystems. Rund 200 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und der Stadtgesellschaft nahmen am Festakt teil.

»Die Förderung und gemeinsame Auszeichnung von jungen sowie erfahrenen Wissenschaftlern ist eine strategische Investition in die Zukunft der Medizin«, betonte Dr. Lars Witteck (Präsident der Von Behring-Röntgen-Stiftung). »Die Verbindung frischer Ideen mit langjähriger Erfahrung schafft eine kraftvolle Partnerschaft. In dieser Zusammenarbeit liegt das Potenzial, das medizinische Wissen zu erweitern und der Gesundheitsversorgung neue, wegweisende Perspektiven zu eröffnen.«

Die Nachwuchspreise

Dr. Aytug Kiper erhielt den Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreis für seine herausragende Forschungsarbeit zu Kaliumkanälen. Der 36-Jährige hat insbesondere die Struktur des TASK1-Kanals entschlüsselt und damit Grundlagen für mögliche Behandlungen von Vorhofflimmern und Schlafapnoe geschaffen. Seit 2013 arbeitet er am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Philipps-Universität. Die Forschungsarbeit des talentierten und international vernetzten Wissenschaftlers wurde unter anderem von der Von Behring-Röntgen-Stiftung unterstützt.

Dr. Nastasja Merle hat in ihrer preisgekrönten Forschungsarbeit neue Ansätze für die Behandlung von Lungenkrebs entwickelt. Mithilfe der fortschrittlichen CRISPR-Technologie hat sie genetische Veränderungen im Tiermodell vorgenommen, um das Tumorwachstum in frühen klinischen Studien präziser zu überwachen.

Dieses Verfahren ist von großer Bedeutung, um personalisierte Tumortherapien zu testen und gleichzeitig Versuchstiere in der Krebsforschung zu schonen. Die erst 29-Jährige wurde mit Auszeichnung promoviert und arbeitet seit 2023 als Postdoktorandin am Institut für Molekulare Onkologie der Philipps-Universität. Ihre Forschungsergebnisse wecken internationales Interesse in der Pharmaindustrie.

Die Forschungsmedaille

Prof. Dr. Michael Lohoff erhielt die Von Behring-Röntgen-Forschungsmedaille für seine Lebensleistung bei der Erforschung verschiedener Funktionen von T-Helferzellen. Er hat sich besonders darauf konzentriert, wie Zytokine, ihre Rezeptoren und Transkriptionsfaktoren zusammenwirken, um die Entwicklung von T-Zellen zu steuern.

Diese spielen eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Während der COVID-19-Pandemie leitete der medizinische Mikrobiologe und Immunologe eine Studie zur Untersuchung der Immunantwort auf Impfungen bei über 80-Jährigen.

Prof. Dr. Lohoff ist seit 2009 Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Philipps-Universität. Seit mehr als 20 Jahren organisiert er die Frühjahrstagung zur Immunologie im Kloster Ettal und den Arbeitskreis T-Zellen in der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, deren Präsident er war. Darüber hinaus leitete er eine Else Kröner-Fresenius-Forschungsgruppe zur T-Zell-Differenzierung. Für seine besonderen Leistungen in der Lehre wurde er vierfach mit Preisen ausgezeichnet.

In seiner Laudatio für den Medaillenträger würdigte der ehemalige Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin, Prof. Dr. Andreas Radbruch, nicht nur das wissenschaftliche Erbe seines langjährigen Freundes, sondern auch dessen persönliches Lebenswerk.

Prof. Dr. Michael Lohoff drückte in seiner Dankesrede seine besondere Wertschätzung gegenüber seiner Familie und seinen Mitarbeitern aus: »Die Auszeichnung mit der Von Behring-Röntgen-Forschungsmedaille gebührt nicht nur einer Einzelperson, sondern einem gesamten Team.«

Der Festakt wurde musikalisch begleitet von einem Streichquartett aus Mitgliedern des Gießener Universitätsorchesters.

0
Kommentare | Kommentieren