Das Vorhaben unter Koordination des Leibniz-Instituts für Virologie wird im Rahmen von Horizon Europe mit rund 9,6 Millionen Euro gefördert. Das Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg beteiligt sich unter der Leitung von Dr. Thomas Strecker als Kooperationspartner mit einer Summe von rund 750.000 Euro.
Die Covid-19-Pandemie hat das immense Risikopotenzial durch neu- und wiederauftretende Viren verdeutlicht. Gegen viele dieser Viren gibt es weder zugelassene Impfstoffe noch spezifische Therapien. Genau hier setzt »DEFENDER« (ein Akronym aus IDEntification oF novel viral Entry factors aNd DevelopmEnt of antiviRal approaches) an: Das Projekt zielt darauf ab, neue, alternative antivirale Ansätze zu entwickeln, um auf zukünftige Ausbrüche vorbereitet zu sein.
Einzigartiger Forschungsansatz
Durch die Nutzung modernster Technologien wie CRISPR-Gentechnologie, bioinformatischer Analysen und künstlicher Intelligenz verfolgt DEFENDER ein Konzept zur Entwicklung neuer Angriffspunkte für antivirale Therapien, das sowohl den Wirt als auch das Virus in den Fokus rückt.
Auf der Wirtseite werden neue Wirtsfaktoren identifiziert, die eine Schlüsselrolle beim Eindringen von Viren spielen, während auf der Virusseite Virusstrukturen identifiziert werden, die potenzielle Ziele für therapeutische Antikörper oder Nanobodies darstellen.
Im Zentrum stehen dabei hochpathogene Viren wie das Nipah- und Lassa-Virus sowie durch Mücken übertragene Viren wie das Zika-, Dengue-, Gelbfieber- und Chikungunya-Virus.
Stärkung der Pandemievorsorge
Mit dem Start im Januar 2025 hat »DEFENDER« eine Laufzeit von fünf Jahren und wird entscheidend dazu beitragen, die europäische und globale Pandemievorsorge zu verbessern. Durch die systematische Erforschung von Virus-Wirt-Interaktionen sollen antivirale Kandidaten entwickelt werden, die in klinischen Studien weiterverfolgt werden können.
Projektleiterin Prof. Dr. Stephanie Pfänder von der Forschungsgruppe Emerging Viruses am Leibniz-Institut für Virologie (LIV) in Hamburg betont: »›DEFENDER‹ vereint die Expertise führender europäischer Forschungsinstitutionen, um innovative antivirale Strategien zu entwickeln. Wir sind davon überzeugt, dass wir damit einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung zukünftiger Virusausbrüche leisten werden.«
Dr. Thomas Strecker vom Institut für Virologie der Philipps-Universität untersucht dabei die molekularen und zellulären Infektionsmechanismen von Lassa-Viren in menschlichen Zellen. »Durch die Kombination dieser Ansätze hoffen wir, neue angreifbare Schnittstellen in der Virus-Wirt-Interaktion zu identifizieren, um die Grundlage für innovative antivirale Therapien zu schaffen«, erläutert der Virologe.
Neben dem LIV sind elf weitere Institutionen an »DEFENDER« beteiligt: die Universität Zürich (Schweiz), die Universitätsmedizin Greifswald, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, die Universität zu Lübeck, die École Polytechnique Fédérale de Lausanne (Schweiz), die Universität Heidelberg, die Liverpool School of Tropical Medicine (England), das Institut Pasteur (Paris, Frankreich), die Ruhr-Universität Bochum, die Philipps-Universität Marburg sowie das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.