15. Juni 2022, 13:00 Uhr

Gießen

Versorgung medizinischer Notfälle optimieren

Medizinische Notfälle schnell und an der richtigen Stelle versorgen, zugleich die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten: Das ist das Ziel eines Pilotprojekts im Kreis Gießen.
15. Juni 2022, 13:00 Uhr
Blick in die Zentrale Leitstelle des Landkreises Gießen: Hier gehen die Notrufe für den Rettungsdienst ein. Die Leitstelle disponiert während des SaN-Projekts, welche Notfälle von angeschlossenen Arztpraxen und welche in Krankenhäusern versorgt werden. Foto: Landkreis

Er ist einer von drei hessischen Landkreisen, die an dem deutschlandweit einzigartigen Modellvorhaben der »Sektorenübergreifenden ambulanten Notfallversorgung« (SaN) teilnehmen - einem Projekt des Landes, der Krankenhausgesellschaft, der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH), der beteiligten Landkreise und weiterer Partner.

Mehr Abstimmung der Praxen und Kliniken

Im Kern geht es um eine eng miteinander abgestimmte Versorgung medizinischer Notfälle durch Arztpraxen und Kliniken im Landkreis: Notfallpatienten, die eine dringende Behandlung benötigen, aber nicht zwingend in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, werden vom Rettungsdienst in eine ans Projekt angeschlossene Arztpraxis gebracht. Das kann etwa der Fall sein, wenn Schnittwunden oder ein nicht stillbares Nasenbluten versorgt werden müssen.

Dazu muss die Arztpraxis in das von den Landkreisen betriebene Meldesystem IVENA eingebunden sein, über das auch Krankenhäuser ihre Kapazitäten übermitteln. In diesem Programm melden sich die angeschlossenen Arztpraxen aufnahmebereit. Die Zentrale Leitstelle des Landkreises kann dann sehen, ob zum Zeitpunkt des Notfalls eine Arztpraxis die nötige Versorgung übernehmen kann oder ob wie bisher der Rettungswagen ein Krankenhaus ansteuern muss. Die monatlichen Kosten der Arztpraxen für die Anmeldung am System IVENA tragen zunächst die Landkreise, die diese dann später mit den Krankenkassen abrechnen können.

Wer rasch medizinische Hilfe braucht, handelt wie bisher: Im Fall einer lebensbedrohlichen Erkrankung oder Verletzung gilt immer, den Notruf 112 zu wählen.

Für weniger dringliche Fälle gibt es außerhalb der Sprechzeiten der Arztpraxen sowie an Feiertagen die zentrale Nummer 116 117 des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes, über die eine ärztliche Hilfe erreichbar ist.

»Das Modellprojekt soll zeigen, wie durch eine enge Verzahnung stationärer und ambulanter Strukturen im Landkreis die Versorgung von medizinischen Notfällen effizienter erfolgen kann«, sagt Landrätin Anita Schneider. Auch für Betroffene selbst könne dies eine Erleichterung sein: zum Beispiel für Patientinnen und Patienten, die wegen einer weniger ernsten Erkrankung in der Notaufnahme eines Krankenhauses lange warten müssten, weil dringende Fälle Priorität haben. Diesen kann dann eher ein niedergelassener Arzt helfen.

Vernetzung mit Austausch der Daten

Voraussetzung ist die Übermittlung von Patientendaten über das Programm IVENA, das die am Projekt teilnehmenden Praxen mit ihren Versorgungskapazitäten einbindet, wie Mario Binsch, Kreisbrandinspektor und Fachdienstleiter Gefahrenabwehr des Landkreises Gießen, erklärt. Zusätzlich kommt eine Software, mit der Patientendaten schnell ausgetauscht werden, um richtig handeln und behandeln zu können. Bislang sind sechs Arztpraxen im Landkreis Partner des Projekts, weitere können sich anschließen.

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