Wenn Ereignisse nicht nur eine schnelle Reaktion des Katastrophenschutzes bedürfen, sondern gleichermaßen verwaltungstypische Entscheidungen über das gewöhnliche Maß hinaus einfordern, ist die Einberufung von Verwaltungsstäben ein hilfreiches Instrument der Krisenbewältigung.
Unter welchen Herausforderungen diese Gremien arbeiten, damit haben sich 175 Führungskräfte der Gemeindeverwaltungen des Landkreises Gießen im Rahmen einer Fortbildung auseinandergesetzt.
Arbeit von Verwaltungsstäben
Der Landkreis Gießen hatte die politisch Verantwortlichen und die Verwaltungsangestellten seiner Städte und Gemeinden zur vierstündigen Schulung in das Kulturzentrum Buseck eingeladen. Sie alle bilden in den 18 Landkreiskommunen Verwaltungsstäbe und treten ereignisabhängig zusammen.
Mario Binsch ist Leiter des Katastrophenschutzstabes des Landkreises und führte die Teilnehmenden in die Thematik ein: »In einer Gefahrenlage müssen Verwaltungsstäbe unmittelbar Entscheidungen treffen und erste Maßnahmen auf den Weg bringen. Ihr Ziel ist es, unter Beachtung aller notwendigen Gesichtspunkte schnelle und gleichzeitig ausgewogene Lösungen zu liefern.«
Ausgewogene Lösungen liefern
Welche Aufgaben einem Verwaltungsstab konkret zufallen, wie er aufgebaut ist und welche Rechtsgrundlagen ihm zugrunde liegen - mit diesen und weiteren Fragen konnten sich die Teilnehmenden im Rahmen der Fortbildung auseinandersetzen.
Neben Mario Binsch referierte Thorsten Becker als Leiter des Verwaltungsstabes des Landkreises über die Arbeitsweise der einzelnen Mitwirkenden des Gremiums. Er berichtete aus seiner mehrjährigen Erfahrung an der Spitze des Stabes und führte dabei praktische Beispiele wie die Flüchtlingskrise oder die Pandemie auf, deren jeweiliges Ausmaß eine tiefgreifende Mitwirkung des Stabes eingefordert hatte.
Auch die Dokumentation innerhalb eines Verwaltungsstabes und die Wichtigkeit von Lagevorträgen kamen während der Schulung zur Sprache. Dazu referierte Torsten Denker als Mitarbeiter im Verwaltungsstab des Landkreises und zeigte Beispiele auf, wie sich bestimmte Komponenten in den vergangenen Jahren weiterentwickelt haben.
Stefan Becker, Mitarbeiter des Katastrophenschutzstabes des Kreises, ging schließlich auf die Kommunikation mit der Bevölkerung und die Medienarbeit ein. Becker ist für diese Bereiche beim Landkreis verantwortlich und konnte den Zuhörenden zahlreiche praktische Tipps mit auf den Weg geben.
Lohnendes Zusammentreffen
Ein Zusammentreffen, das sich gelohnt habe, bilanzierte Kreisbrandinspektor Binsch: »Wenn wir es schaffen, im Ernstfall alle administrativen, organisatorischen und operativ-taktischen Maßnahmen richtig zu bündeln, können wir dem Ausmaß einer außergewöhnlichen Großschadenslage professionell entgegentreten.«
Diese Meinung teilt auch Landrätin Anita Schneider: »Nicht nur auf Landkreisebene, sondern auch in allen 18 Kommunen sind die Verwaltungsstäbe eingerichtet und können jederzeit im Ereignisfall zusammentreten. Ihr strukturiertes Vorgehen hat oberste Priorität und trägt entscheidend zur erfolgreichen Bewältigung komplexer Aufgabenstellungen - besonders in Krisensituationen - bei.«
Landrätin Schneider ist politische Gesamtverantwortliche für den Verwaltungsstab des Landkreises als administrativ-organisatorischen Teil sowie den Katastrophenschutz als operativ-taktische Komponente.