17. Februar 2023, 13:00 Uhr

Marburg

Unterstützung für Barrierefreiheit im Mathe-Studium

MINT-Studiengänge sind für Studenten mit Sehbeeinträchtigung aufgrund der mathematischen Anteile eine große Herausforderung. Eine Professorin aus Marburg will die Bedingungen verbessern.
17. Februar 2023, 13:00 Uhr
Technische Hilfsmittel - zum Beispiel taktile Grafiken - helfen dabei, grafische Inhalte, Diagramme und Formeln im Mathematik-Studium besser für sehbeeinträchtigte Studierende zugänglich zu machen. Foto: Fenchel und Janich

Formeln, Diagramme und grafische Inhalte werden visuell dargestellt und sind daher nicht mit Vorlese-Software zugänglich. Nur an den wenigsten Hochschulen gibt es professionelle Unterstützung bei der Aufbereitung dieser Materialien in den MINT-Studiengängen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Meist sind betroffene Studenten von Assistenzen abhängig, die sie selbst anlernen müssen, und sind somit weitestgehend auf sich allein gestellt, was negative Auswirkungen auf ihren Studienerfolg hat.

Marburger Professorin warb für Förderung

Das zu ändern, hat sich die Marburger Mathematikerin Prof. Dr. Ilka Agricola zusammen mit dem Zentrum für digitale Barrierefreiheit und assistive Technologien in Karlsruhe vorgenommen.

Das Projekt »Math4VIP - Eine neue Dimension in der Barrierefreiheit mathematischer Lehrinhalte für sehbeeinträchtigte Studenten in den MINT-Fächern« bringt sie diesem Ziel ein Stück näher. Die Volkswagen-Stiftung fördert das Projekt in der Förderlinie »Pioniervorhaben - Impulse für das Wissenschaftssystem« drei Jahre lang mit einer Gesamtsumme von rund 500.000 Euro.

Ziel des Math4VIP-Projekts ist es, eine zentrale Plattform zu schaffen, die Informationen über den barrierefreien Zugang zu Mathematik und über die notwendigen Schritte zur barrierefreien Aufbereitung mathematischer Inhalte für Studenten mit Sehbeeinträchtigung bereitstellt.

Neue Standards entwickeln

Dabei werden neue Standards entwickelt, Materialien entsprechend der Standards erstellt, Leitfäden verfasst und bekannt gemacht.

»An jeder einzelnen Universität studieren nur wenige Studenten mit starker Sehbehinderung, sodass man oft auf kurzfristige Ad-hoc-Lösungen zurückgreift. Dies wollen wir ändern und so gemeinsam ein Portal schaffen, das einen echten Mehrwert im deutschen Sprachraum liefert«, sagt Projektleiterin Ilka Agricola. Mitglieder anderer Hochschulen können eigene Materialien hochladen und so zum Wachstum der Datenbank beitragen. Insgesamt erhalten Studenten mit Sehbeeinträchtigung aus dem deutschen Sprachraum so leichteren Zugang zu barrierefreien Materialien, unabhängig davon, an welcher Hochschule sie studieren.

Das Projekt ist eine Kooperation des Fachbereichs für Mathematik und Informatik der Philipps-Universität Marburg (UMR) - der einzigen Stadt in Deutschland mit einem grundständigen Gymnasium für Schüler mit Sehbehinderung und Blindheit (Carl-Strehl-Schule/blista) - und dem Zentrum für digitale Barrierefreiheit und assistive Technologien des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).

Impulse für Wissenschaftssystem

Die Volkswagen-Stiftung möchte mit diesem Förderangebot Experimentierräume für grundsätzliche Neuerungen und wesentliche Verbesserungen in Bereichen des deutschen Wissenschaftssystems schaffen. Dazu sollen vielversprechende Ideen für Pioniervorhaben aus der wissenschaftlichen Community aufgegriffen und gefördert werden.

0
Kommentare | Kommentieren