26. Februar 2023, 13:00 Uhr

Gießen

Überreste von zerstörter Synagoge freigelegt

Während Bauarbeiten an der Gießener Kongresshalle sind die Überreste der von den Nationalsozialisten zerstörten ehemaligen jüdischen Synagoge in der Südanlage gefunden und freigelegt worden.
26. Februar 2023, 13:00 Uhr
Fundamente der ehemaligen Synagoge vor der Kongresshalle. Foto: Stadt Gießen

Im Zuge der Vorbereitungen zur Erweiterung des Foyers der Kongresshalle war Mitte Februar ein Teil der Fundamente der ehemaligen »Neuen Synagoge« der israelitischen Religionsgemeinde durch Archäologen freigelegt worden. Sie können in öffentlichen Führungen besichtigt werden.

Der Fund gilt hinsichtlich des guten Erhaltungszustandes des Fundaments als überraschend. Die Synagoge ist dem Vernichtungswillen der Nationalsozialisten in der Pogromnacht am 10. November 1938 zum Opfer gefallen.

Komplette Mauerzüge wieder am Tageslicht

Bei den Bauarbeiten waren komplette Mauerzüge des Kellers ans Tageslicht gekommen. Im Schutt, der den Keller des Gebäudes völlig ausfüllte, konnten aufgrund der sorgfältigen Arbeit der Archäologen unter Leitung der Unteren Denkmalschutzbehörde noch Reste von Gebetbüchern und Ledereinfassungen in hebräischer Schrift geborgen werden. Diese Zeugnisse des einstigen blühenden jüdischen Lebens wurden geborgen und befinden sich derzeit in der Restaurationswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege.

Der Bereich ist im Alltag nicht für Besichtigungen geöffnet, die Fundstellen sind abgedeckt. Die Stadt bittet alle Interessierten darum, in Rücksicht auf die Funde nicht auf eigene Faust auf das Gelände zu gehen. Alle, die sich ein Bild von den Resten vor Ort machen möchten, sind daher eingeladen, an den Führungen teilzunehmen.

Wie mit den Funden umgegangen wird, soll nach der Vorlage eines Abschlussberichts des Landesamtes für Denkmalpflege zwischen der Stadt Gießen und dem Landesamt entschieden werden. Die Synagoge war seinerzeit die größte in Gießen und wurde im Zuge der nationalsozialistischen Pogrome bis zu den Grundmauern zerstört. Sie war eines von zwei jüdischen Gotteshäusern. Auch die zweite Gießener Synagoge in der Steinstraße wurde 1938 in der Novembernacht von Nationalsozialisten niedergebrannt.

Einstmals größtes jüdisches Gotteshaus

Die »Neue Synagoge« am Ort der heutigen Kongresshalle wurde zwischen 1865 und 1867 errichtet und aufgrund der angewachsenen Gemeinde 1892 erweitert. Sie war das größte jüdische Gotteshaus in Gießen und ein angesehener Ort jüdischen Kultur und Religion mitten in der Stadt.

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