30. Januar 2023, 13:00 Uhr

Gießen

Spielerisch anderes Bild von Polizei vermitteln

Kinderkommissar »Leon« vermittelt dem Nachwuchs in der Pilotschule der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Gießen leicht verständlich Aufgaben und Rolle der Polizei.
30. Januar 2023, 13:00 Uhr
Mit Zeichnungen präsentieren Polizistin Claudia Meyer (vorne) und Polizei-Jugendkoordinatorin Antje Suppmann (hinten) den Flüchtlingskindern in der Erstaufnahmeeinrichtung den Lernstoff auf eine für sie verständliche Weise. Foto: Regierungspräsidium

»Leon« reicht jedem den kleinen Dienstausweis. Freudig strecken die Kinder Antje Suppmann ihre Hand entgegen und nehmen das Kärtchen in Empfang. Dafür hat sich die zentrale Jugendkoordinatorin des Polizeipräsidiums Mittelhessen die Plüsch-Handpuppe übergezogen.

Mithilfe des Kinderkommissars »Leon« werden den Kindern in der Pilotschule der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Gießen spielerisch und leicht verständlich die Aufgaben und  die Rolle der Polizei vermittelt. Die Zusammenarbeit zwischen Regierungspräsidium Gießen und Polizeipräsidium Mittelhessen ist bewährt, aber dieses Projekt ist neu und nun gestartet.

»Integration von Anfang an«

Ganz gezielt werden junge Geflüchtete im Schulalter angesprochen. Konzipiert ist der Inhalt sowohl für Grundschulkinder als auch für die Klassen 7 bis 10. Es geht um Prävention, Aufklärung und Beratung - und was bietet sich da besser an, als so früh wie möglich zu beginnen: in der Pilotschule der Erstaufnahmeeinrichtung.

»Wir möchten mit dieser Arbeit ein anderes Polizeibild vermitteln, als das, was viele der Geflüchteten aus ihren Heimatländern kennen«, beschreibt der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. »Integration von Anfang an«, erklärt er den Ansatz des Projektes. Mit Bernd Paul, dem Präsidenten des Polizeipräsidiums Mittelhessen, besucht er die erste Stunde der neuen Kooperation. »Das hier ist eine ganz wichtige und richtige Investition, um bereits bei den Jüngsten anzusetzen und zu zeigen, die Polizei hier ist dein Freund und Helfer«, sagt Paul.

Antje Suppmann hat ihre komplette Polizeiausstattung mitgebracht und natürlich Kinderkommissar »Leon«. Die an diesem Morgen anwesenden 17 Kinder im Grundschulalter sitzen gebannt auf ihren Stühlen. Die Schutzweste wird begutachtet, die Handschellen auf- und zugeklickt und die Dienstmütze bleibt während der kompletten Stunde auf dem Kinderkopf sitzen. Berührungsängste abbauen, Werte vermitteln, aber auch Verständnis schaffen - die Aufgaben, die Antje Suppmann und ihre Kollegin Claudia Meyer transportieren, sind vielfältig.

Speziell für die Kinder von Geflüchteten hat Suppmann ein Konzept entwickelt. Dabei setzen die beiden Polizeibeamtinnen viel auf szenische Darstellungen, auf Wiederholungen. Das hilft, die Sprachbarrieren zu überwinden. Mit Tatütata-Geräuschen saust Antje Suppmann durch die Stuhlreihen, macht sich mit Handbewegungen Platz. Die Kinder sollen verstehen, dass ein Polizeiauto mit Blaulicht und Martinshorn besondere Vorfahrtsrechte genießt. Unterstützend zeigen die zwei Frauen das Erklärte mit bunten Zeichnungen auf großen Blättern. Die werden anschließend an die Wände des Klassenraums gehängt.

Neben den Aufgaben und der Ausstattung der Polizei werden immer wieder alltägliche Situationen aufgegriffen - wie das Verhalten im Straßenverkehr, das Nutzen der Ampel, die Bedeutung des Zebrastreifens oder der Notrufnummern. Die stehen in großen Ziffern auf der Tafel: Polizei 110, Doktor 112 und Feuer 112. Antje Suppmann gelingt es, die Kinder einzubinden.

Berührungspunkte mit der Sprache

Gemeinsam sprechen sie die Nummern, wiederholen einfache Worte wie Auto, Motor- oder Fahrrad. Nicht nur Berührungspunkte mit den Ordnungskräften werden so geschaffen, sondern auch mit der deutschen Sprache. »Wir vermitteln, dass Kontrollen durch die Polizei zum einen normal sind, zum anderen man sich dabei friedlich verhalten soll«, schildert die Jugendkoordinatorin der Polizei. Um Ängste und Vorbehalte abzubauen, hilft Kinderkommissar »Leon« als Sympathieträger mit.

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