29. September 2023, 13:00 Uhr

Pohlheim

Reise ins Berlin der Goldenen Zwanziger

Starke Frauenfiguren sind ihr ein Anliegen. Knapp anderthalb Jahre nach »Sommerträume auf Sylt« ist nun der brandneue Roman der Pohlheimer Autorin Stephanie Jana erschienen.
29. September 2023, 13:00 Uhr
Autorin Stephanie Jana aus Pohlheim hält ihren neuen Roman in den Händen und geht auf Lesetour. Foto: privat

Diesmal nimmt Jana ihre Leser mit ins Berlin der 1920er-Jahre. »Im Ballhaus brennt noch Licht« zeigt nach den beiden heiteren Duo-Romanen »Coco, Sophie und die Sache mit Paris« und »Sommerträume auf Sylt«, die beide in Co-Autorenschaft mit Autorin Ursula Kollritsch erschienen sind, eine ganz andere Seite von Stephanie Jana: Der Roman ist gefühlvoller und tiefgründiger.

»Im Ballhaus brennt noch Licht« spielt im Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts. Die junge, aus einfachen Verhältnissen stammende Lulu Schneider träumt davon, Tänzerin zu werden. Als sie eines Tages sehnsüchtig durch die Fenster des nahe gelegenen Ballhauses Sternberg das glamouröse Treiben beobachtet, lernt sie David kennen, den Sohn des jüdischen Besitzers. Mit viel Fleiß und der Unterstützung der Sternbergs, die ihr Talent erkennen, steigt Lulu zur Startänzerin auf. Doch dann kippen die politischen Verhältnisse im Land, und bald sind das Ballhaus und alle, die Lulu liebt, in großer Gefahr.

»Dieser Roman vereint alles, was ich bin«, sagt Stephanie Jana, die Germanistik, Politik und Geschichte studiert hat. 2018 kam die Idee auf, einen Roman über eine Tänzerin zu schreiben. »Ich wollte schon immer eine Tänzerin als Protagonistin«, erzählt sie. Kein Wunder: 15 Jahre lang hat sie selber getanzt. Und überhaupt sei sie ein riesiger Fan der Goldenen Zwanziger. »Ich liebe diese Zeit und habe fast alles über Marlene Dietrich, Zarah Leander, Anita Berber verschlungen, was ich finden konnte. In Wahrheit bin ich, glaube ich, eine Zeitreisende und habe eigentlich in den 20ern gelebt«, lacht sie.

Gleichzeitig ist sie mit der Figur Lulu ganz eng verbunden, hat sie doch ihre Magisterarbeit über Frank Wedekinds »Erdgeist/Die Büchse der Pandora« geschrieben. »Diese Figur und ihre Projektionen haben mich nie losgelassen, ich habe jede Rezeption verinnerlicht!«

Private Erfahrungen eingebracht

Jetzt hält die Pohlheimerin ihr neues Buch, das wie die anderen auch im Goldmann-Verlag erschienen ist, stolz in den Händen. »Ein berauschendes Gefühl«, sagt sie, und dennoch ist die Spannung noch nicht von ihr abgefallen. »Für mich ist das ein ganz besonderes Buch«, erzählt sie, »es ist quasi mein Meisterstück.« 150 Prozent habe sie gegeben, viel Zeit investiert, Nerven, Herzblut, auch Geld. Um am Ende ein ganz eigenes, neues Werk zu erschaffen: »Es ist meine ganz persönliche Lulu entstanden.« In diese Geschichte rund um Lulu flossen nämlich ganz private Erfahrungen der Autorin ein: »Ein Stück weit bringe ich auch Autobiografisches ein. Ich erzähle im Roman - natürlich fiktional ergänzt und verfremdet - auch die Geschichte meiner ersten großen Liebe, der ich ein Denkmal setzen wollte.«

Zahlreiche Recherchereisen nach Berlin hat Stephanie Jana unternommen, um den Roman historisch so korrekt wie möglich zu gestalten. Dabei stand vor allem ein Ort im Mittelpunkt, von dem das Buch inspiriert wurde: »Clärchens Ballhaus«, eines der letzten erhaltenen Ballhäuser aus den 1920er-Jahren, gelegen in der Berliner Auguststraße, ist heute eine beliebte Event-Location mit Biergarten. Jana machte dort Führungen mit, bekam auch private Einblicke. Heute kennt sie jeden Winkel des Hauses, in das sie sich ein Stück weit verliebt hat.

110 Jahre alt ist »Clärchens Ballhaus« am 13. September geworden - der Roman ist also quasi ein Geburtstagsgeschenk an dieses besondere Haus. Doch auch die Auguststraße und die umliegenden Straßenzüge nahm sie ins Visier, erkundete und fotografierte jede Ecke des »alten Berlins«. Und auch in anderer Hinsicht war die Arbeit an dem Buch außergewöhnlich: »Ich habe ständig irgendetwas recherchiert, damit auch alles historisch korrekt dargestellt ist. Außerdem ist mir die Botschaft wichtig, dass die wahre Liebe ein Wunder ist, für das es sich zu leben lohnt, auf das man sich immer einlassen sollte, egal, unter welchen Umständen, und egal, wie lange sie einen begleitet. Wenn dies ein paar Menschen auch so erreicht, bin ich glücklich.« Weitere Infos unter yanaundjana.de.

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