11. Oktober 2021, 13:00 Uhr

Marburg

Quintett entwickelt intelligenten Mülleimer

»Ich war ständig damit beschäftigt, Kaffee nachzukochen«, sagt Sophie-Louise Herrmann und lacht. Die 18-Jährige hat Tage und Nächte mit Freunden an einer Idee getüftelt.
11. Oktober 2021, 13:00 Uhr
Das Team mit Sophie Louise Herrmann aus Marburg (2.v.l.) hatte mit ihrer Idee der Müllsortierung im Finale die Nase vorn. Foto: Teresa Feuerstein

Mit einem intelligenten Mülleimer hat es die Marburgerin zusammen mit Anna-Luisa Weil, Paulina Hedler, Emma-Josephine Werner und Magnus Saurbier ins Finale des bundesweiten Wettbewerbs »Startup Teens« geschafft. Dabei handelt es sich um eine im Jahr 2015 gegründete Non-Profit-Organisation, die jungen Menschen dabei hilft, ihre Ideen zu verwirklichen.

»Viele Jugendliche würden gerne gründen, wissen aber noch nicht, wie«, erklärt Mitgründer und Geschäftsführer Hauke Schwiezer. Um nachzuhelfen, veranstaltet »Startup Teens« jährlich einen deutschlandweiten Wettbewerb. In sieben Kategorien können 14- bis 19-jährige Schüler und Schülerinnen teilnehmen und ihre Idee in einem Businessplan umsetzen. Die fünf Freunde von der Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim kamen beim digitalen Finale als Team »Separe« in der Kategorie »Sustainability & Diversity« auf den ersten Platz und gewannen damit 10.000 Euro Preisgeld. Hierfür mussten sie ihr Projekt einer professionellen Jury vorstellen.

Aber was hat ihnen dieser Erfolg letztendlich gebracht? »Wir haben einen Mülleimer entwickelt, der den Objekten die Müllsorten zuordnen kann«, erklärt Sophie-Louise Herrmann. »Man hält den Müll in eine Einbuchtung an der Vorderseite. Eine künstliche Intelligenz kann zuordnen, wie das Objekt entsorgt werden muss und die entsprechende Klappe öffnet sich«, sagt die 18-Jährige.

Für Kommunen entwickelt

Die sogenannte SepaCAN erkennt, ob es sich um Bio-, Rest-, Papier- oder Verpackungsmüll handelt. Die Software dafür funktioniert bereits, sie muss nur noch etwas »üben«. Falls sie auf den Markt kommt, ist sie für Kommunen bestimmt. »Oft gibt es auf öffentlichen Plätzen nicht die Möglichkeit oder die Zeit, Müll ordentlich zu trennen«, so die Marburgerin.

Die 18-jährige Sophie-Louise Herrmann ist für die Finanzplanung zuständig. Nach dem Abitur, das sie in diesem Schuljahr ablegen möchte, will sie zunächst ein Jahr Pause machen, etwas reisen. Danach überlegt die Marburgerin, Psychologie zu studieren. In ihrer Freizeit ist sie sportlich und musikalisch aktiv, trifft Freunde und liest. »Ich saß am Schreibtisch und hatte plötzlich einen Geistesblitz«, sagt die 17-jährige Emma-Josephine Werner aus Haiger zum Ursprung der Idee. Mülltrennung war ihr wichtig, doch der Geistesblitz erschien ihr absurd. »Aber es wurde mit dem Wettbewerb präsenter. Plötzlich waren wir erfolgreich.«

Die Erkenntnis: Es könnte funktionieren, viele Leute sind interessiert. Beim deutschen Gründerpreis konnten sie damit schon den zweiten Platz und 1.500 Euro gewinnen. Das Geld haben sie teilweise gespendet.

Nicht nur Erfolg, sondern auch Spaß kam mit dem Projekt. »Am meisten Spaß hat die Gruppenarbeit gemacht. Wir haben uns jeden Tag getroffen«, sagt Sophie-Louise Herrmann und spricht vom Kaffeekochen. Aber auch die nervigen Momente - Finanzplanung, Rechnerei und Verzweiflung - erwähnt sie. Immerhin haben sie schon rund 300 Stunden an dem Projekt gearbeitet.

660.000 Euro nötig

Bleibt noch die Frage, ob ihre »Erfindung« wirklich auf den Markt kommt. »Wir benötigen 660.000 Euro Startkapital. Das ist für ein Schülerteam natürlich sehr viel«, sagt Sophie. »Es wäre schon cool. Wir haben viele Monate reininvestiert.« Deshalb wollen sie trotz der anstehenden Abiturprüfungen die »SepaCAN« weiterentwickeln und über die Gründung nachdenken. Und egal, wie viel Kaffee noch gekocht wird - die Zeit hat sich gelohnt.

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