5.000 Lose à 10 Euro verkaufen und damit Geld für ein Pilger- und Begegnungszentrum sammeln - diese Idee entstand bereits 2007 in Marburg. Der Hauptgewinn wurde nun vergeben: die Kopie eines Kirchenfensters. Damals war ein Teil des berühmten Elisabethfensters aus der Marburger Elisabethkirche nach Eisenach ausgeliehen und an dessen Stelle eine Replik eingesetzt worden. Nachdem das Original unbeschädigt zurück und die Replik quasi übrig war, wurde die Spendenaktion gestartet.
Mehrere Jahre hat es gedauert, bis alle Lose verkauft waren, im Sommer fand die Verlosung statt und es gibt eine neue Besitzerin der Replik. Bei der Abholung war sie immer noch ein bisschen fassungslos.
»Versteckte Kamera« aus Marburg?
»Meine Eltern haben nie etwas erzählt, dass sie an einer Verlosung teilgenommen haben«, sagt Henrike Schuhmacher. Zehn Jahre ist es her, dass Ilse und Dr. Peter Rasch ein Los erworben hatten - beide sind inzwischen verstorben. Dass Tochter Henrike Schuhmacher an dem Tag, an dem der Anruf aus Marburg kam, im Haus der Eltern war, sei reiner Zufall gewesen, erzählt sie. Und natürlich hat sie zuerst einmal gedacht, sie wird veräppelt.
»Mein Mann hat gesagt, das ist bestimmt ›Versteckte Kamera‹« - aber nein, der Anruf »Sie haben ein Kirchenfenster gewonnen« war tatsächlich ernst gemeint. Henrike Schuhmacher kam mit ihren Töchtern Annelie und Linda nach Marburg, um die Replik abzuholen. Die ältere Tochter musste sogar zurück nach Bayern mit der Bahn reisen, damit das Fenster ins Auto passte.
»So etwas dürfte es in Deutschland kaum noch einmal so geben«, erklärte Pfarrer Ralf Hartmann von der Elisabethkirchengemeinde. Wenn Repliken erstellt werden, dann meist anhand eines Fotos. Hier aber lag das ausgebaute Medaillon in der Werkstatt und die Replik wurde Eins zu Eins nachgebildet. Die Kosten: knapp 15.000 Euro. Die Szene »Elisabeth nimmt Fremde auf« wurde mit einem Rahmen und einer Beleuchtung versehen - ein echtes Kunstwerk, rund einen Quadratmeter groß und ordentlich schwer.
Wohin mit dem Fenster?
Als Erbin war Henrike Schuhmacher mit ihren Brüdern Jonas und Benjamin Rasch berechtigt, den Gewinn entgegenzunehmen. Und was macht sie nun damit? »Es wäre schön, wenn wir das irgendwann tatsächlich bei uns einbauen könnten«, sagt Schuhmacher. Es ist ein ganz besonderes Verbindungsstück zu den Eltern. Ein bisschen Geschichte konnte die Familie bei ihrem Kurzbesuch in Marburg erfahren: Bei einer exklusiven Führung im momentan abgesperrten Chor-Bereich der Elisabethkirche, der aktuell saniert wird.
Dort konnten die Gäste einen Blick auf das echte Elisabethfenster werfen. Die Kirche hatte den Teil »Elisabeth nimmt Fremde auf« 2007 zum 700-jährigen Elisabethjubiläum auf der Wartburg ausgeliehen. Es war eines der Highlights der Ausstellung - die älteste Darstellung der Heiligen und damit eines der kostbarsten und wichtigsten Exponate.
Der Förderverein »Pilger- und Begegnungszentrum an der Elisabethkirche« hatte anschließend die Idee, die Replik zu verlosen. »Ich wüsste gern, wie meine Eltern auf den Gewinn reagiert hätten«, sagt Henrike Schuhmacher abschließend.