Anschließend verfolgten die Zuschauer und Zuschauerinnen den Weg der Kühe beim Almabtrieb auch durch die Gassen des von Nieder-Bessingen. Temperaturen von 27 bis 29 Grad und ein weiß-blauer Himmel sorgten für einen Rahmen, wie es ihn besser einfach nicht geben kann. Trachtenlook, wohin das Auge schaute: Lederhosen und Dirndl waren angesagt.
Fassbieranstich mit nur einem Schlag
Bei der Eröffnung der Feier im rappelvollen Zelt vor der Traditionsgaststätte Kaffeehannes sorgte die Vorsitzende des Bezirkslandfrauenvereins Gießen, Christel Gontrum, mit einem Schlag beim obligatorischen Fassbieranstich für einen Rekord. Mit nur einem Schlag, das hatte es zuvor noch nie gegeben. Im Vorjahr hatte Nieder-Bessingens Ortsvorsteher Markus Pompalla noch »gefühlte 96 Schläge« benötigt, der sich diesmal auch noch einigen Spott nach Gontrums Glanzleistung anhören musste. Dabei war es ihr erster Fassbieranstich überhaupt - und dies auch noch vor den Augen des Hessenfernsehens. Dieses hatte zuvor bereits den Almabtrieb festgehalten. Hierbei führten ein Dutzend historische Traktoren von Porsche, Fendt und Kramer über Massey Ferguson bis hin zu Bautz den Almabtrieb an.
Viele Schaulustige säumten die Straßen
Es folgte die insgesamt 24 Tiere zählende mit Blumen und Glocken geschmückte Kuhherde, die von ihrer in 201 Meter gelegenen Hochalm Albertshöhe über gut 1,2 Kilometer auf die 178 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Herbstweide geführt wurde und zunächst am Sportplatz vor Hunderten von Zuschauern und Zuschauerinnen einen kurzen Stopp einlegte. Hier fand zuvor der von Pfarrer Lutz Neumeier gehaltene Gottesdienst statt, spielte ein Alphornbläser-Quartett auf und auch die Bessinger Säustallschwalben sorgten für Stimmung. Es folgte der Weg durch die Straßen des Ortes vorbei am von Menschenmassen gefüllten Kaffeehannes zur an Dorfgemeinschaftshaus und Kindertagesstätte angrenzenden Herbstweide.
Die elf Kühe und elf Kälber mit Bulle Toni und dem von Hessenligafußballer Nils Schäfer geführten Jungbullen Julius wurden von unzähligen Schaulustigen fotografiert und gefilmt. Sowohl vor dem Sportplatz als auch anschließend auf der mit Tischen und Bänken vor dem Kaffeehannes ausgestatteten und gesperrten Erlesbergstraße waren neben den Alphornbläsern auch die Goßfeller Grenzläufer zu hören, die ihre vier Meter langen Holz-Leder-Peitschen »platzen« (knallen) ließen.
Almparty bringt das Dorf zum Beben
Rippchen mit Kraut, Fleischkäse und Rindswurst standen auf der Speisekarte bei der Almparty, zu der das Duo Malibu aus Großenlüder zu hören war. Almabtrieb und -party kommentierte einmal mehr Wieland Geißler, der auch verriet, dass das mittlerweile bereits in siebter Generation geführte Kaffeehannes in zwei Jahren seinen 200. Geburtstag begehen kann. Im Zelt und auf der Straße wurde eine Almparty gefeiert, wie sie Nieder-Bessingen so noch nicht erlebt hatte. Und bei dieser Feier waren die Kühe »die schönste Nebensache der Welt«, wie es ein Besucher humorvoll anmerkte.
