18. Februar 2024, 13:00 Uhr

Gießen

Nicht an den Krieg in Ukraine gewöhnen

Das Gießener Hilfswerk GAiN hilft nach wie vor geflüchteten Menschen in der Ukraine. Im Vorfeld des zweiten Jahrestags des Kriegsbeginns ging wieder ein Hilfstransport auf Reisen.
18. Februar 2024, 13:00 Uhr
GAiN bringt weiterhin Hilfslieferungen zu bedürftigen Menschen in der Ukraine. Foto: GAiN

Die letzte Reise in die Ukraine, an der Projektleiter Nils Pettkus teilnahm, fand im September statt. »Ich werde es nie vergessen, welche unmittelbare Bedrohung wir GAiN-Mitarbeiter an dem Platz, an dem wir uns aufhielten, empfanden, weil in 20 Kilometer Entfernung eine Rakete eingeschlagen hatte und das Haus wackelte. Wir fühlten uns wie in einem Film«, berichtet er über den Alltag von mehreren Hunderttausend ukrainischen Menschen.

Kriegsgeschehen kann wieder eskalieren

Deshalb will sich GAiN nicht an den Krieg gewöhnen. Nils Pettkus sagt, dass der Krieg nicht vorbei sei. »Es ist ein aktiver Krieg, der wieder eskalieren kann. Wir müssen bereit sein, wieder vermehrt zu helfen, sofern sich die Situation im Land verschlechtert.« Die Menschen im Land seien angespannt und kriegsmüde, wird von Partnern der Hilfsorganisation berichtet.

Der Alltag werde immer wieder unterbrochen, wenn es Raketenalarm gibt. Je nach Region komme das mehrfach wöchentlich vor. Dann stoppt der Verkehr, Restaurants werden geschlossen, und die Menschen bewegen sich in die Luftschutzkeller. Vor den Checkpoints bilden sich Schlangen, weil es etwa zu plötzlichen Einberufungen zum Militär kommt. Der Stresslevel der Menschen ist hoch. Nicht jede Rakete wird angekündigt. Es gibt eine offizielle Internetseite über die Angriffe und deren Opfer.

3,3 Millionen benötigen Soforthilfe

Der aktuelle Hilfstransport von GAiN enthält unter anderem Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel, Betten, Matratzen und Spielzeug. Zielort ist Iwanitschi in der Westukraine. Dort befindet sich einer der Partner von GAiN, das Hilfswerk »Vergissmeinnicht«. Schwerpunkt deren Arbeit ist die Betreuung von Schulkindern in einer Art Hort.

Darüber hinaus versorgt die Organisation 60 bis 70 geflüchtete Familien und ist Anlaufstelle für diese Menschen. Dort ist die Lage relativ entspannt. Es gibt täglich Luftalarm, aber keine aktiven Kampfhandlungen wie im Osten des Landes.

In Kiew gibt es beispielsweise regelmäßige Raketen- und Drohnenangriffe, von denen auch die Projektpartner von GAiN unmittelbar betroffen sind. Allein das Abschießen von Raketen verursache einen großen Lärm, berichtet Pettkus. Laut UN-Bericht über die aktuellen Nöte in der Ukraine benötigten mehr als 3,3 Millionen Menschen Soforthilfe. Darunter befinden sich 800.000 an der Frontlinie lebende Kinder.

Infos zum Hilfswerk GAiN gibt es im Internet unter www.gain-germany.org.

0
Kommentare | Kommentieren