08. Januar 2024, 13:00 Uhr

Gießen

Nia Künzer jetzt Sportdirektorin für Frauenfußball

Nia Künzer hat sich vom Regierungspräsidium Gießen verabschiedet. Sie wechselt zum Deutschen Fußball-Bund nach Frankfurt.
08. Januar 2024, 13:00 Uhr
Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich bedankte sich bei Nia Künzer für ihre Arbeit in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Gießen. Foto: Regierungspräsidium

Nia Künzer kennt Abschiede, wie die von der eigenen aktiven Fußballkarriere, gekrönt mit ihrem Golden-Goal zum WM-Titel vor 20 Jahren, oder zuletzt den als TV-Expertin bei der ARD. Gerade hat sie sich erneut verabschiedet, diesmal von ihrem fast 40 Köpfe starken Team beim Regierungspräsidium Gießen im Dezernat Integration, Sozialbetreuung und Ehrenamt. Zum 1. Januar wechselte sie als Sportdirektorin zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach Frankfurt. Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich wollte sich persönlich von der Dezernatsleiterin verabschieden und machte das da, wo sich die 43-jährige Mutter zweier Kinder am wohlsten fühlt: in der Schule der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen.

»Ich kann mich mit dem Thema zu hundert Prozent identifizieren«, sagt sie über ihre Arbeit in der Flüchtlingsaufnahme. »Beschulung ist für mich das Kernthema dieses Dezernats und es ist zugleich eines der wichtigsten Themen der Gesellschaft.«

Der Klassenraum der vierten Klasse berichtet an seinen Wänden und mehreren Tafeln davon, was hier von Montag bis Freitag stattfindet. Laminierte Zahlen, Erklärungen der Artikel »der«, »die«, »das«, eine Magnettafel, an der neben dem Wort »Schere« eine richtige Schere zur Visualisierung hängt - hier werden die ersten schulischen Schritte in Deutschland gegangen. »Die Kinder, die hier bei uns sind, haben schon einiges verpasst und sollten keinen weiteren Tag verpassen.«

Berufliche Stationen

Nach ihrem Examen zur Diplom-Pädagogin war Nia Künzer ab 2008 bis 2017 im hessischen Innenministerium, zwischenzeitlich für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit tätig und wechselte vor fast sieben Jahren zum Regierungspräsidium Gießen in die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes. »Die Arbeit hier ist keine klassische Verwaltung, sondern sehr pragmatisch, aber das ist es auch gerade, was mir so gut gefällt.«

Regierungspräsident Ullrich lobt vor allem ihr Engagement im Dezernat. »So wie sie sich im Sport nach vielen Verletzungen bis zum WM-Titel immer wieder zurückgekämpft hatte, hat sie sich auch hier beim RP Gießen für ihre Aufgaben eingesetzt.« Als kleinen Dank und vor allem als Erinnerung an die Gießener Zeit überreichte er ihr auch den präsidiumseigenen Kalender und einen Kaffeebecher.

Fast sieben Jahre später räumt sie nun als Regierungsdirektorin ihren Schreibtisch. Kein leichter Schritt, wie sie betont. »Ich habe engagierte Mitarbeiter, tolle und Kollegen und einen sehr guten Chef.« Gemeint ist Manfred Becker, der als Abteilungsleiter die Erstaufnahmeeinrichtung hessenweit verantwortet. »Und ich bin jeden Tag gerne hierhergekommen - manchmal geht aber eine Tür auf und dann musst du dich entscheiden.«

Ihr Arbeitsbereich beschränkte sich nicht nur auf das weitläufige Areal in der Rödgener Straße. In der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen gibt es zwischen Kassel und Darmstadt landesweit zehn Standorte, an denen Flüchtlinge leben. Entsprechend viel war sie in den Wochen vor Weihnachten landesweit unterwegs, um »Tschüss« und »Danke« zu sagen.

Große Herausforderung

Das Angebot, die Position der Sportdirektorin zu besetzen, hatte Nia Künzer selbst überrascht. »Es war definitiv nicht geplant.« Hier und da hätte sie als Expertin auch den DFB kritisiert. »Wenn man dann gefragt wird, Verantwortung zu übernehmen, ist das eine große Chance, aber auch eine ebenso große Herausforderung. Seit 1. Januar ist sie nun die erste Sportdirektorin Frauenfußball und ist damit für den Bereich der Frauen-Nationalmannschaft und der weiblichen U20-Auswahl verantwortlich.

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