21. Oktober 2021, 13:00 Uhr

Marburg

»Nette Toilette« für dringendes Bedürfnis

Es wird eher selten darüber gesprochen, obwohl es doch ein Grundbedürfnis ist: Wer »muss«, braucht das entsprechende »Örtchen«.
21. Oktober 2021, 13:00 Uhr
Start für das neue Projekt »Nette Toilette« in Marburg (von rechts): Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Johanna Krüger (Café Frau Friedrich), Philip Groß (Café Großartig), Hans-Werner Biehn (Prostata-Selbsthilfegruppe), Susanne Hofmann und Lorena Braun (Fachdienst Gesunde Stadt). Foto: Beatrix Achinger/Stadt Marburg

Doch unterwegs stellt das mitunter eine ziemlich große Schwierigkeit dar. Das Projekt »Nette Toilette« soll dem Abhilfe schaffen und ein flächendeckendes Netz öffentlich zugänglicher Toiletten in der Universitätsstadt aufbauen. Dafür stehen Toiletten in teilnehmenden Gastronomiebetrieben und öffentlichen Gebäuden kostenlos zur Verfügung.

»Ein öffentlich zugängliches Netz an Toiletten ist für viele Menschen eine Erleichterung, für andere eine unverzichtbare Infrastruktur. Wir sind der Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe dankbar für diesen wichtigen Vorstoß, den wir gerne aufgenommen haben«, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Vorstellung des Projekts »Nette Toilette«. Zusätzlich sollen auch Hygienebehälter aufgestellt werden, die oftmals auf den Toiletten von Männern fehlen.

Kostenfreie Nutzung ohne Konsumzwang

Neben 270 Städten und Gemeinden in Deutschland setzt nun auch die Stadt Marburg das Konzept »Nette Toilette« um. Der Fachdienst Gesunde Stadt spricht in Kooperation mit dem Referat für Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung Gastronomiebetreibende der Stadt an, ob sie ihre Toiletten öffentlich zur Verfügung stellen. Alle Menschen können diese zum Lokal gehörenden Toiletten dann kostenlos nutzen, ohne etwas in dem Lokal zu konsumieren.

Susanne Hofmann vom Fachdienst Gesunde Stadt erläuterte: »Einige Mitmenschen sind durch gesundheitliche Beeinträchtigungen unbedingt auf ein dichtes Netz an Toiletten angewiesen.« Aber auch Touristen oder Konsumenten sowie Bewohner profitierten von einem flächendeckenden Netz öffentlich zugänglicher Toiletten.

Das bestätigte auch Hans-Werner Biehn. »Viele Männer meiner Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe haben Kontinenzprobleme. So mancher hat sich aus Furcht vor einem Missgeschick nur noch selten in die Öffentlichkeit getraut. Das wird durch die ›nette Toilette‹ anders werden. Dadurch können wir mit unseren Familien viel besser und ohne Ängste gemeinsam am öffentlichen Leben in Marburg teilnehmen.«

Auch Anna Kaczmarek-Kolb von der städtischen Wirtschaftsförderung begrüßte das Projekt, das ebenso den Gastronomiebetreibenden Vorteile bringe: »Die Gastronomie kann neue Kundschaft gewinnen und erhält eine kleine finanzielle Unterstützung für den Unterhalt der Toiletten durch die Stadt.«

An Aufkleber erkennbar

Als erste Gastronomiebetriebe nehmen das »Café Großartig« in der Oberstadt, »Memos Döner & Pizzahaus« am Richtsberg und das Café »Frau Friedrich« im Südviertel am Projekt teil. Alle teilnehmenden Gastronomiebetriebe sind zukünftig anhand eines Aufklebers im Eingangsbereich erkennbar. »Wir haben unsere Sanitärräume schon vorher öffentlich angeboten, etwa für Menschen, die auf dem Friedrichsplatz verweilen«, berichtete Johanna Krüger vom Café »Frau Friedrich«. »Für uns ist das etwas Normales.«

Philip Groß, Inhaber des »Café Großartig«, sagte: »Auch für uns war es selbstverständlich, am Projekt teilzunehmen und unsere Toilettenräume zur Verfügung zu stellen, als die Anfrage kam. Unser Motto ist ja auch: ›Komm‹, wie du bist!‹«

Perspektivisch sollen in Marburg weitere Gastronomiebetriebe bei dem Projekt »Nette Toilette« mitmachen. Interessierte können sich bei der Stadt melden unter nette-toilette@marburg-stadt.de.

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