21. März 2023, 13:00 Uhr

Gießen

Minister von »FlexQuartier« beeindruckt

In Gießen entsteht auf dem ehemaligen US-Motorpool-Gelände das neue Quartier »Philosophenhöhe« mit einem innovativen Energiemanagement. Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir machte sich vor Ort ein Bild.
21. März 2023, 13:00 Uhr
Tarek Al-Wazir fand viel Lob für das innovative Energieprojekt in Gießen. Foto: Oliver Rüther/Landesministerium

Herzstück des Viertels mit mehr als 300 Wohnungen und Gewerbebauten wird ein neu entwickelter Hybridspeicher, der flexibel Wärme und Strom speichern kann. Das zugehörige Forschungsprojekt »FlexQuartier« wird vom Team des Kompetenzzentrums für Energietechnik und Energiemanagement umgesetzt und vom Bund mit rund 4,6 Millionen Euro gefördert.

Al-Wazir lobt Projekt

»Rund ein Drittel des hessischen Endenergieverbrauchs entfällt noch immer auf Heizung, Beleuchtung und Warmwasserversorgung unserer Gebäude. Durch moderne Technologien kann gerade bei Neubauprojekten die Energiewende umgesetzt werden«, sagte Al-Wazir beim Besuch der Baustelle. »Energieressourcen sollen im ›FlexQuartier‹ flexibel genutzt werden, damit der Eigenbedarf vermehrt lokal gedeckt sowie Netzkosten reduziert werden können. Ein echtes Leuchtturmprojekt«, so der Minister.

Professor Stefan Lechner vom Fachbereich Maschinenbau und Energietechnik der Technischen Hochschule Mittelhessen ist Projektleiter und will mit seinem Team Strom- und Wärmesektor vor Ort intelligent miteinander verknüpfen. »Das besondere am Hybridspeicher: Bisherige Speicher lassen sich in mechanische, elektrische, chemische und thermische Technologien einteilen. Der Hybridspeicher im ›FlexQuartier‹ stellt eine Kombination von Speichertechnologien dar und verknüpft deren Vorteile«, so Prof. Lechner: »Besonders innovativ ist die Speicherung von Strom in Form von Hochtemperaturwärme und bedarfsgerechter Rückverstromung in unserer sogenannten Carnot-Batterie, die eine sehr preisgünstige Energiespeicherung mittels Keramiksteinen ermöglicht. Auch die Bereitstellung von netzstabilisierenden Dienstleistungen, sogenannter Regelenergie, die bisher überwiegend von Großkraftwerken erbracht wurde, ist eine Besonderheit unseres Quartierspeichers.«

Neu entwickelter Hybridspeicher

Bei der Stromversorgung des Quartiers setzen die Partner vor allem auf erneuerbare Energie aus Fotovoltaikanlagen. Durch Mitwirkung der Stadt Gießen konnte sichergestellt werden, dass auf mindestens 50 Prozent der Dachflächen Fotovoltaikanlagen installiert werden.

Nicht direkt für den Eigenbedarf benötigter Strom wird tagsüber auch im Hybridspeicher zwischengespeichert und deckt somit nächtliche Strombedarfe, kann aber auch für die Wärmeversorgung des Quartiers durch Wärmepumpen eingesetzt werden. Über diese wird auch die Umgebungswärme sowie die Abwärme der Energiezentrale für Bewohner und Bewohnerinnen nutzbar gemacht. Der Mobilitätssektor wird im Quartier ebenfalls berücksichtigt, neben vielen verteilten Ladepunkten an den Wohngebäuden ist das Laden von E-Autos auch auf dem Gelände der Energiezentrale möglich.

Die Anbindung an das Wärmenetz erfolgt bidirektional: Wenn die Sonne nicht so stark scheint und für die kälteren Monate ist es wichtig, dass über das Fernwärmenetz der Stadt Wärmeenergie zugeliefert wird. Andererseits können Wärmeüberschüsse aus der Energiezentrale ins Fernwärmenetz eingespeist werden.

300 Wohneinheiten und ein Gewerbepark

Das Fernwärmenetz auf dem ehemaligen Militärgelände in Gießen ist bereits gelegt, die Energiezentrale kurz vor Fertigstellung und der Bau der ersten Wohngebäude hat begonnen. Mehr als 300 Wohneinheiten sowie ein Gewerbepark mit fünf bis sechs Gewerbeeinheiten sollen auf einer 7,5 Hektar großen Fläche bis 2025 entstehen. Neben der Technischen Hochschule Mittelhessen sind hieran die Stadtwerke Gießen, die Unternehmen Mittelhessen Netz und Smart Power sowie das Stadtplanungsamt Gießen beteiligt.

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