04. April 2024, 13:00 Uhr

Pohlheim

Mathematik im Alltag magisch zelebriert

Mit einfachen, aber faszinierenden Experimenten verwandelte Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher »trockene Mathematik« in mitreißende »mathematische Magie«.
04. April 2024, 13:00 Uhr
Landfrauen hatten zum Vortrag »Mathe im Alltag« mit Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher in die Kulturelle Mitte nach Holzheim eingeladen. Foto: privat

Damit war der Vortrag »Mathematik im Alltag« in der Holzheimer Kulturellen Mitte nicht einfach nur ein Vortrag, sondern auch eine Trainingsanleitung für Kopf, Herz und Hand, die viel Spaß machte.

Verblüffende Demonstrationen

Gemeinsam eingeladen hatten den Mathematik-Professor und Gründer des Gießener Mathematikums die Landfrauenvereine aus Muschenheim, Bettenhausen und Holzheim/Grüningen in die Kulturelle Mitte (Kulti) in Holzheim.

Beutelspacher begann seinen Vortrag mit dem Zählen der sechs Blütenblätter einer Osterglocke. Nicht alle Blüten hätten sechs Blätter, es gebe auch Blüten mit nur fünf Blätter, wie die Apfelblüten. Beutelspacher hatte eine »Papierblüte« dabei, die sich »als regelmäßiges Ding« aus sechs »Fünfecken« zusammensetzte. Er legte eine gleiche zweite Papierblüte auf die erste und spannte mit einem Gummiring beide Papierblüten zusammen. Unter der Spannung des Gummirings »ploppten« die beiden flach übereinandergelegten Papierblüten zu einem räumlichen »Superding« mit zwölf Ecken auseinander, das einem »eckigen« Fußball ähnelte. An einem kleinen runden Fußball zeigte Beutelspacher die Zusammensetzung der Ballhülle aus zwölf Fünfecken und 21 Sechsecken.

Weitere lehrreiche Experimente und Informationen folgten, die bei den Zuschauern und Zuschauerinnen immer wieder »Aha-Effekte« und Heiterkeit auslösten.

»Während die Zahlen die Grundlage eine der ältesten Wissenschaften bilden und schon vor 30.000 Jahren in Höhlenmalereien zu sehen sind, kommen die Formen der Geometrie später dazu«, bemerkte Beutelspacher in einer kurzen Chronologie der Mathematik. Hier zeigte der Profi-Mathematiker, wie »einfach« es ist, mit zehn Fingern nicht nur zu addieren, sondern auch zu multiplizieren. »Beide Hände, alle zehn Finger, das ist die Grundlage unseres Dezimalsystems.« Ob sechs mal acht oder andere Multiplikationen, die Beutelspacher mit seinen Fingern humorvoll demonstrierte, das Publikum hatte seinen Spaß und applaudierte stark. Weitere Beispiele aus der Geometrie riefen Erstaunen hervor. Aus einem quadratischen Würfel »zauberte« Beutelspacher eine Pyramide hervor und ließ die Gäste die schöne »Regelmäßigkeit« dieser Körper mit ihren Flächen, Ecken und Kanten bewundern.

»Schon der griechische Philosoph Platon sah in diesen Körpern Symbole, die er mit den vier antiken Elementen Erde, Feuer, Luft und Wasser verband«, berichtete Beutelspacher.

Dann folgten noch einmal Experimente mit Papierstreifen sowie Klebstoff zum Verbinden der Papierstreifen und nachfolgendem Zerschneiden der geformten Papierstreifen. So ergaben sich aus den Rundungen zweier zusammengeklebter Papierringen nach dem Scherenschnitt eckige Formen bis hin zu einem quadratischen Rahmen. Den Höhepunkt erlebten die Gäste, als Beutelspacher zwei weitere Papierstreifen in bestimmter Weise verdrehte und zu zusammenhängenden »Möbius-Bändern« verklebte. Vorsichtig schnitt er mit einer Schere die Bänder jeweils in der Mitte auseinander. Als er das Ergebnis dieses Experiments hochhielt, sahen die Anwesenden mit Erstaunen zwei ineinander verschlungene Herzen. Beutelspacher schloss schmunzelnd seinen Vortrag mit den Worten: »Wer hätte das der Mathematik zugetraut?«

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