30. Juli 2023, 22:00 Uhr

Marburg

»Marburger Leuchtfeuer« für Serpil Temiz Unvar

Serpil Temiz Unvar aus Hanau gründete die »Bildungsinitiative Ferhat Unvar«. Oberbürgermeister Spies überreichte die Auszeichnung gemeinsam mit der Humanistischen Union Marburg.
30. Juli 2023, 22:00 Uhr
Serpil Temiz Unvar ist mit dem »Marburger Leuchtfeuer« ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (l.) und Jury-Sprecher Egon Vaupel verliehen den Preis im Historischen Rathaussaal. Foto: Lena-Johanna Schmidt/Stadt Marburg

Nach der Ermordung ihres Sohnes Ferhat Unvar bei dem Attentat in Hanau am 19. Februar 2020 hat Serpil Temiz Unvar an seinem Geburtstag, dem 20. November 2020, die »Bildungsinitiative Ferhat Unvar« gegründet. Diese ist eine Anlaufstelle für junge Menschen, die im Alltag rassistische Diskriminierung erfahren.

Rassismus entgegenwirken

Mithilfe der Stiftung möchte Serpil Temiz Unvar Hass und Rassismus konstruktiv mit Aufklärung und Menschlichkeit begegnen. Ziel der Stiftung ist es, von Rassismus betroffene Jugendliche und junge Erwachsene dabei zu unterstützen, eigene Bedürfnisse zu formulieren und Chancengleichheit einzufordern.

Aus Gesprächen mit Betroffenen entwickelt die Initiative Workshop-Konzepte, die an Schulen genutzt werden. Den vorbildlichen Einsatz von Serpil Temiz Unvar für die Gesellschaft, im Andenken an ihren Sohn, würdigt die Jury mit der Verleihung des Leuchtfeuers für Soziale Bürgerrechte. »Rassismus ist keine Meinung. Rassismus und Hass können zu den schlimmsten Verbrechen führen. In Marburg dulden wir das nicht und arbeiten täglich daran, dass sich alle Menschen in unserer Stadt sicher und willkommen fühlen. Serpil Temiz Unvar verfolgt mit ganzer Kraft und in Gedenken an ihren Sohn das gleiche Ziel - sie zeigt mit beeindruckender Menschlichkeit und Stärke, wie wichtig es ist, sich für Chancengleichheit und gegen Rassismus einzusetzen«, sagt Oberbürgermeister Spies.

»Dass sich Serpil Unvar nicht in Hass und Groll zurückgezogen hat, sondern mit der Bildungsinitiative den Wunsch ihres Sohnes konstruktiv zugunsten der Gesellschaft umsetzt, das zeugt von menschlicher Größe und Mut«, sagt Jury-Sprecher Egon Vaupel.

Die Laudatio hielt die Berliner Kabarettistin Idil Baydar: »Serpil, du bist eines der wichtigsten Vorbilder unserer Zeit. Du ermöglichst die Bildung, die wir alle benötigen - Herzensbildung. Du veränderst das Leben so vieler Menschen durch dein Engagement und Empowerment. Ich ehre und achte dich für das, was du für unsere Kinder, für unsere Gesellschaft tust.«

Im Rahmen der Preisverleihung verlas Lasse Wenzel, erster Vorsitzender des Kinder- und Jugendparlamentes Marburg, die Namen der Menschen, die am 19. Februar 2020 in Hanau ermordet wurden: Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoglu, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Paun, Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Ferhat Unvar, Said Nesar Hashemi und Hamza Kurtovic.

Jugendliche Hilfesuchende geben ihr Kraft

Serpil Temiz Unvar bedankte sich vor allem bei den Jugendlichen, die sie in ihrer Arbeit unterstützt haben und für die sie die Bildungsinitiative gegründet hat: »Der Preis gehört auch ihnen. Sie haben von Anfang an an mich geglaubt und mir Kraft gegeben. Rassismus tötet uns, Rassismus spaltet uns - aber mit Bildung kann man das Leben von Kindern beeinflussen und den Jugendlichen Mut für die Zukunft geben. Bildung ohne Rassismus bedeutet für mich eine Gesellschaft ohne Rassismus.« An der Preisverleihung nahmen junge Menschen aus Hanau teil, die die Bildungsinitiative besuchen. »Dass wir damit die Aktivitäten der Preisträgerin ganz direkt miterleben dürfen und die davon profitierenden Menschen persönlich kennenlernen können, freut mich ganz besonders«, erklärte der Marburger Regionalvorsitzende der Humanistischen Union, Franz-Josef Hanke.

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