»Die enorme Produktivität von Caroline Champetier zeigt sich nicht nur in der Zahl der mehr als 100 Filme, bei denen sie seit Ende der 1970er-Jahre als Bildgestalterin beteiligt war, sondern auch in der Zusammenarbeit mit einer Fülle unterschiedlicher Regisseure. In dieser Vielfalt hat sie sich stets eine humanistische Haltung bewahrt, die sich in der Auswahl der Projekte ebenso zeigt wie in der ästhetischen Gestaltung«, sagt der organisatorische und inhaltliche Leiter des Kamerapreises, Prof. Dr. Malte Hagener.
5.000 Euro Preisgeld
Ihre Fähigkeit, sich visuell stets neu auszudrücken, macht sie zu einer der vielseitigsten Kamerafrauen Europas. Gewürdigt wurde dies bereits 2023 mit der Verleihung der Berlinale Kamera auf dem Filmfestival in Berlin, nun folgt der mit 5.000 Euro dotierte Marburger Kamerapreis, dessen Verleihung in die Marburger Kameragespräche eingebettet ist.
»Caroline Champetier prägt seit mehr als 40 Jahren das europäische und insbesondere französischsprachige Kino wie kaum eine andere Bildgestalterin«, heißt es in der Begründung der Jury. Zu ihren bekannten Arbeiten zählen unter anderem die Filme »Hanna Arendt« von Margarethe von Trotta und »Die Witwe Clicquot« von Thomas Napper. Mit den Regisseuren Xavier Beauvois, Leos Carax, Jacques Doillon, Philippe Garrel und Benoît Jacquot hat sie im Laufe ihrer Karriere besonders häufig zusammengearbeitet.
Gemeinsam mit dem Kameramann William Lubtchansky hat die Preisträgerin 1981 ihren ersten Spielfilm »Le pont de nord« unter der Regie von Jacques Rivette realisiert. Sie war eine seiner Kameraassistentinnen bei Claude Lanzmanns »Shoa« (1985), bevor sie bei Lanzmanns späteren Filmen wie »16 Heures« (2001) und »Le dernier des injustes« (2013) selbst als Director of Photography fungierte. »Lanzmanns Dokumentarfilme über den Holocaust bewahren einen dokumentarisch anmutenden Blick, der die beobachtende Distanz bevorzugt, in langen Einstellungen zum Ausdruck kommt und nicht vorschnell einzugreifen versucht«, hebt die Jury hervor.
Im Laufe ihrer Karriere hat Champetier dann die Bildgestaltung für über 140 Spiel- und Dokumentarfilme sowie Serien übernommen.
Das »Sehen« erlernen müssen
»Die Regisseure, mit denen ich arbeite, gehören ganz unterschiedlichen Generationen an«, sagt die Preisträgerin. Allen gemeinsam sei, dass sie Autoren sind, »das ist sozusagen meine Nische.« Regie-Ikone Jean-Luc Godard, einer der berühmtesten Vertreter der Nouvelle Vague, habe ihr das Sehen beigebracht, »er hat mir beigebracht, dass ein Bild nicht nur etwas ist, das ich auf eine Leinwand projiziere, sondern auch etwas, das ich empfange: ein bestimmter Zustand des Lichts, eine Landschaft, ein Raum, von denen ich ausgehe und dann entscheide, ob ich Licht hinzufüge oder etwas nicht ausleuchte.« Weitere Informationen gibt es auch unter www.marburger-kamerapreis.de.