28. Januar 2024, 13:00 Uhr

Marburg

Marburger Kamerapreis an Sturla Brandth Grøvlen

Die Stadt Marburg und die Philipps-Universität vergeben seit 2001 den mit 5.000 Euro dotierten Kamerapreis. In diesem Jahr geht er an den norwegischen Bildgestalter Sturla Brandth Grøvlen.
28. Januar 2024, 13:00 Uhr
Der norwegische Bildgestalter Sturla Brandth Grøvlen erhält den 23. Marburger Kamerapreis. Foto: Magnus Millang

Einem breiten Publikum bekannt ist sein Film »Der Rausch« (2020, Regie: Thomas Vinterberg) mit Mats Mikkelsen in der Hauptrolle, der 2021 mit dem »Oscar« für die internationale Produktion ausgezeichnet wurde.

Silberner Bär bei der Berlinale

Der im norwegischen Trondheim geborene Bildgestalter Sturla Brandth Grøvlen zog 2015 vor allem durch »Victoria« (Regie: Sebastian Schipper) das Interesse vieler Filmschaffenden auf sich. Es war erst sein zweiter Langfilm, in dem in 140 Minuten ohne einen einzigen Schnitt die Geschichte eines gescheiterten Bankraubs erzählt wird. Für diese künstlerische Leistung erhielt Grøvlen den Silbernen Bären der Berlinale.

Die Bilder dieses Films sind neben ihrer technisch-performativen Qualitäten auch von Grøvlens Sensibilität für Atmosphäre, emotionale Erzählweisen und Dramaturgie geprägt. Zur Bekanntgabe des Preisträgers sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies in Anlehnung an ein Zitat des Regisseurs Francis Ford Coppola: »Das Kino ist ein Ort, an dem Magie stattfindet und an dem die Magier ihren Platz finden.« Weiter führt er zum Preis aus: »Der Kamerapreis ist eines der besten und ältesten Beispiele der Kooperation von Stadt und Universität, gemeinsam mit den Marburger Kinobetrieben und dem Berufsverband Kinematografie.«

Einstimmige Entscheidung

»Grøvlens künstlerische Neugier, seine Unerschrockenheit bei der Abweichung von etablierten Arbeitsabläufen und Techniken der Bildgestaltung und sein physischer Elan machten ihn zum idealen Kandidaten für die nicht nur technisch herausfordernde Umsetzung des Films«, heißt es in der Begründung des Beirats, der den Preisträger auswählt. Die Entscheidung der Jury für Sturla Brandth Grøvlen fiel einstimmig aus.

Der dynamische, jugendliche Geist, der sich in der Ästhetik und den rebellisch-neugierigen Figuren von »Victoria« spiegelt, finde sich auch in vielen anderen der von Grøvlen fotografierten Filme wider, so der Beirat: »Oft bewegt sich seine Kamera mit Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe und dynamisiert das Geschehen, indem Bewegungen flexibel aufgegriffen, begleitet und fortgeführt werden.«

Vorliebe zu »Düsternis«

Über sich selbst sagt Grøvlen: »Ich tendiere eher zu Projekten, die eine Art Düsternis in sich haben.« Das passt zu der Anmerkung des Beirats: »Durch hohe Kontraste und den Mut, Teile des Bildes stark unterzubelichten, entstehen düstere Szenarien, durch das Abschatten von Figuren wird ihre düstere oder traurige Seite hervorgekehrt«, heißt es in der Begründung.

Eindrucksvoll zu beobachten ist das bei den Figuren in »Der Rausch«: Mitunter versinken die Figuren in Grøvlens Bildern nahezu vollständig in den kunstvoll arrangierten Grau- und Schwarzbereichen. Aufgebrochen werde diese Dunkelheit in fast jedem seiner Filme von einem leuchtenden roten Licht, das in seiner ausgestellten Künstlichkeit den Gegenpol zu der Gestaltung des fahlen Sonnenlichts bildet.

Der Film »The Innocents« (2021, Regie: Eskil Vogt), der sich um eine Gruppe von Kindern mit außergewöhnlichen und zunehmend bedrohlichen Fähigkeiten dreht, brachte Grøvlen weitere Auszeichnungen wie den Sven Nykvist Award beim Göteborg International Film Festival 2022 ein.

Darüber hinaus arbeitete der Bildgestalter immer öfter bei US-amerikanischen Produktionen wie »The Discovery« (2017, Regie: Charlie McDowell) oder »Shirley« (2020, Regie: Josephine Decker) mit. Für das Kriegsdrama »War Sailor« (2022, Regie: Gunnar Vikene) wurde er von der American Society of Cinematographers mit dem ASC Spotlight Award geehrt. Neben seinen Spielfilmen wirkte Grøvlens auch an zwei Dokumentarfilmen, einigen Arbeiten für das skandinavische Fernsehen, einer Fülle an Kurzfilmen und einigen Musikvideos mit.

Der Marburger Kamerapreis honoriert die stilistische Bandbreite von Sturla Brandth Grøvlens bildgestalterischer Arbeit, ihre thematische Vielfalt, seine künstlerische Kontinuität und seine eindrucksvolle Die Preisverleihung findet am 4. Mai statt. Infos unter www.marburger-kamerapreis.de.

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