02. September 2022, 13:00 Uhr

Marburg

Lebensmittel-Verschwendung bewusst machen

Die Stadt Marburg und das Stadtmarketing haben den »VielRAUM« in der Oberstadt wieder eröffnet. Das Thema ist der übermäßige Konsum von Lebensmitteln und was davon übrig bleibt.
02. September 2022, 13:00 Uhr
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (4.v.r.) und Bürgermeisterin Nadine Bernshausen (2.v.l.) präsentierten zur Eröffnung des neuen »VielRAUM« in der Wettergasse gemeinsam mit (v.l.) Andrea Heinz vom Fachdienst Klimaschutz, Jan-Bernd Röllmann vom Stadtmarketing, Benjamin Nichell, Franziska Peikert und Edeltraud Niehoff von der Foodsharing-Initiative, Ortsvorsteherin Sandra Laatz und Oberstadtkümmerin Nadine Kümmel das aktuelle Konzept. Foto: Patricia Grähling/Stadt Marburg

In dem Ladenlokal in der Wettergasse zeigt das Team von Foodsharing Marburg, wie viele Backwaren in Marburg innerhalb einer Woche weggeworfen werden. Jeden Samstag verteilen die Mitglieder dort außerdem gerettete Lebensmittel.

»Nachhaltigkeit ist der Stadt Marburg ein wichtiges Anliegen - ich freue mich deshalb, dass das Konzept ?VielRAUM? so gut angenommen wird. Leerstand ist eine verschwendete Ressource, ebenso wie Lebensmittel, die nicht verzehrt, sondern weggeworfen werden«, sagt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.

Die aktuellen Nutzer im neuen »VielRAUM« in der Wettergasse sind Mitglieder von Foodsharing Marburg. Die Initiative rettet Lebensmittel und verteilt sie, bevor sie weggeworfen werden müssen.

Aufklärung wichtig

»Lebensmittel verdienen Respekt und sollten nicht verschwendet werden. Das wussten unsere Großeltern. Wir haben es teilweise vergessen.« Es sei Irrsinn, dass durch den Krieg in der Ukraine eine Weizenknappheit drohe und dennoch parallel große Mengen an Brot und Brötchen täglich weggeworfen würden. »Wir müssen die Menschen darauf aufmerksam machen und ihnen vermitteln, dass wir sorgsamer mit unseren Ressourcen umgehen müssen.« Dazu könne man niemanden zwingen - aber eben aufklären.

Und die Foodsharing-Initiative in Marburg setze sich genau dafür ehrenamtlich ein: Verschwendung zu reduzieren. In der Oberstadt quasi im Vorbeigehen - denn durch das Schaufenster können Passanten eine große Menge an Backwaren sehen, kunstvoll drapiert. Dazu erfahren sie über Plakate und Hinweisschilder: Das ist die Menge an Backwaren, die Marburgs Bäckereien innerhalb einer Woche wegwerfen würden, wenn die Foodsharing-Initiative nicht einen Teil davon einsammle und verteile.

Pro Person im Jahr 75 Kilogramm

»Pro Person werden im Jahr im Schnitt 75 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Das ist im Prinzip das Eigengewicht in vernichteten Lebensmitteln«, verdeutlichte Benjamin Nichell von Foodsharing. »Etwa ein Drittel aller hergestellten Lebensmittel werden weggeworfen. Dabei ist die Lebensmittelproduktion der größte CO2-Emittent«, ergänzte Franziska Peikert.

Foodsharing Marburg betreibt Fairteiler-Kühlschränke, in die alle Marburger Lebensmittel hineinlegen können, »etwa wenn man noch Möhren daheim hat, sie aber vor dem Urlaub nicht mehr alle selbst essen kann«. Außerdem sammeln sie Lebensmittel bei Bäckereien und Supermärkten ein, die sonst weggeworfen würden - und verteilen auch diese.

Verwerten will gelernt sein

»Schön wäre es, wenn wir lernen, mit den Nachbarn unsere Lebensmittel zu teilen, statt sie wegzuwerfen«, wünschen sich Nichell und Peikert. Und: »Früher wusste man ganz klar: Auch aus altem Brot kann man was Leckeres machen.« Das sah auch Spies so: »Ein ?Armer Ritter? ist was Feines, ebenso wie Brötchen, die man mit Olivenöl und Kräutern noch mal aufbackt. Das Wissen müssen wir wieder verankern.«

Weitere Aktionen im »VielRAUM«

Die Stadt hat in der Barfüßerstraße einen ersten »VielRAUM« in einem vorübergehend leerstehenden Ladenlokal eröffnet. Historische Kostüme, Porträtbilder von Marburger Frauen, Zeichen-Workshops, Patchwork-Arbeiten und Theater-Performances hat es dort unter anderem im Schaufenster gegeben. Die Foodsharing-Initiative ist nun der erste Nutzer des Raums in der Wettergasse. »Es ist toll, dass sich das Projekt im Rahmen des Landesförderprogramms als erfolgreich erwiesen hat«, sagen Quartiersmanagerin Nadine Kümmel und Daniela Maurer vom Stadtmarketing. In den kommenden Wochen wird der Raum weiter unterschiedlich genutzt.

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