26. Mai 2023, 13:00 Uhr

Gießen

»Keine funktionierende Gesellschaft ohne Vielfalt«

Das erste »Forum Vielfalt« des Landkreises Gießen befasste sich mit Ideen zur besseren Integration von Menschen. Einen Vortrag dazu hielt der Soziologe Reimer Gronemeyer.
26. Mai 2023, 13:00 Uhr
Viele Ideen, Impulse und Vorschläge wurden beim ersten »Forum Vielfalt« gesammelt, von denen einige in kommenden Veranstaltungen weiterentwickelt werden. Foto: Landkreis

Döner und Burger neben Handkäs’ mit Musik - Dass es in der Gießener Region eine Vielfalt von Kulturen neben- und miteinander ganz selbstverständlich und schon sehr lange gibt, belegte Prof. i.R. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer augenzwinkernd mit diesem kulinarischen Beispiel.

Der Soziologe der Justus-Liebig-Universität hielt den Impulsvortrag zum ersten »Forum Vielfalt« des Landkreises Gießen. »Es gibt keine funktionierende Gesellschaft ohne Vielfalt. Eine Gesellschaft, die einer Monokultur gleicht, ist tot!« Diese Sätze stellte Gronemeyer voran.

Mit gleichen Chancen gestalten

Was ist nötig, damit Menschen mit verschiedensten Hintergründen gemeinsam leben und mit gleichen Chancen und Möglichkeiten die Gesellschaft gestalten können? Um diese Frage drehte sich die Auftaktveranstaltung mit rund 50 Teilnehmern im Netanya-Saal des Alten Schlosses in Gießen. Die Stabsstelle für Integration und Teilhabe des Landkreises Gießen hatte diese Veranstaltung organisiert.

Ins Leben gerufen wurde das Forum nach einem Beschluss des Kreistages. Das Ziel: in einem ersten Schritt viele Menschen aus dem Ehrenamt, zum Beispiel aus Geflüchteten-Initiativen, Verwaltung und Politik miteinander ins Gespräch bringen. »Impulse und Vorschläge dieses Forums werden künftig in Entscheidungsgrundlagen für den Kreistag einfließen«, kündigte Landrätin Anita Schneider an. »Denn Integration bedeutet, die Teilhabe aller Menschen zu sichern.«

»Vielfalt ist schnell gesagt, aber nicht schnell gemacht«, meinte Gronemeyer. Es bedürfe Sensibilität und Verständnis füreinander, um die Bedürfnisse aller Menschen zu erkennen und zu berücksichtigen.

Der Wissenschaftler erinnerte an die Geschichte Gießens als Standort des Notaufnahmelagers, aus dem die Erstaufnahmeeinrichtung hervorging: Die Ankunft von Menschen, die Zuflucht suchten, habe Stadt und Landkreis über Jahrzehnte geprägt.

Bestehende und fehlende Angebote

Im Format eines sogenannten World Café lernten sich die Teilnehmer des von Sven Görtz moderierten Forums anschließend kennen.

Wo laufen Angebote und Hilfestellungen gut, wo hakt es, woran fehlt es? Diese Fragen standen im Fokus der fast zweistündigen Diskussionsrunden. Die Vorschläge reichten von festen Ehrenamtskoordinationen in Kommunen, Kinderbetreuung während Deutschkursen für geflüchtete Frauen bis zu einer Supervision für Ehrenamtliche.

»Viele Ideen, die unsere Aufgaben und unseren Wirkungsbereich vor Ort betreffen, möchten wir in kommenden Foren weiterverfolgen, sodass gemeinsam Handlungsansätze erarbeitet werden können«, sagte Landrätin Schneider. Dazu gehöre vor allem die Stärkung und Vernetzung des Ehrenamts vor Ort.

Eine weitere Idee betrifft politische Bildung und das Vermitteln von Demokratie und Strukturen des Rechtsstaats an Geflüchtete.

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