10. Februar 2024, 13:00 Uhr

Gießen

Kaiserwetter bei Gedenken an den »Kaiser«

»Das hätte dem Franz gefallen. So ein Wetter, so viele Freunde«, war sich Ministerpräsident a. D. Volker Bouffier bei seiner Ansprache am Gießener Waldstadion sicher.
10. Februar 2024, 13:00 Uhr
Im Rahmen einer Gedenkfeier wurde vor dem VfB-Heim im Gießener Waldstadion der Fußball-Legende Franz Beckenbauer gedacht. Foto: Karger

Anlass war eine Gedenkfeier für den am 7. Januar verstorbenen Franz Beckenbauer. Dazu hatten der Bayern-München-Fan-Club Gießen Bulls gemeinsam mit dem FC Gießen, dem VfB 1900 Gießen und dem ehemals als Scout bei Bayern München tätigen Peter Gänßler eingeladen. Strahlender Sonnenschein war angesagt, als rund 50 Fans zu einem Marsch von der Grünberger Straße bis zum Waldstadion starteten, wo am dortigen Gedenkstein zu Ehren Beckenbauers ein Kranz, Fotos aus glorreichen Tagen und zahlreiche Bayern-München-Transparente angebracht waren.

Peter Gänßler begrüßte die »liebe Bayern-Familie«, zu der sich auch Fans des FC Gießen, von Mainz 05 und Eintracht Frankfurt hinzugesellt hatten. »Wir wollen heute Franz in einem würdigen Rahmen ehren und uns von ihm verabschieden«, überbrachte Gänßler auch Grüße des aufgrund einer Urlaubsreise verhinderten Uwe Bein, der 1990 Weltmeister unter dem Trainer Beckenbauer wurde. »Wir gedenken einem Mann, der das Leben, den Fußball und auch die Menschen geliebt hat. Die Trauerfeier in München spiegelte die Wertschätzung wider«, unterstrich Fan-Club Vorsitzender Marco Usener, der sich von persönlichen Begegnungen mit dem Verstorbenen sichtlich beeindruckt zeigte, weil dieser stets offen auf die Menschen zugegangen und diesen entgegengekommen sei.

»Sommermärchen« als größtes Verdienst

Gerade diese Nahbarkeit - wie 1991 bei einer Begegnung auf dem Licher Golfplatz - habe Franz Beckenbauer ausgezeichnet. Er habe im Prinzip viele Talente gehabt: Fußballer, Schauspieler, Sänger, Trainer, Präsident und Organisationschef, erinnerte Usener auch an das »Sommermärchen«, die Heim-WM 2006.

Diese griff auch Bouffier auf, als er Beckenbauers »Inkarnation der Leichtigkeit« lobte. Er sei ein Weltsportler gewesen. Aber wenn jemand sterbe, dann überlege man, an was man sich erinnere. In der Regel seien es die persönlichen Begegnungen und Eindrücke. »Ich hatte die Freude, Beckenbauer zu erleben«, ging Bouffier auf Begegnungen bei der Sportministerkonferenz, der WM-Vorbereitung wie auch für die Franz-Beckenbauer-Stiftung ein. »Ich habe auch in meiner Tätigkeit Diego Maradona kennengelernt, auch ein grandioser Fußballer. Aber wenn ich die zwei vergleiche: der eine war ein ungezogener, aufgeblasener, schwieriger Mensch, und der andere war ein Mensch - und das ist mir in Erinnerung geblieben.« Bouffier habe Beckenbauer als einen ganz akribischen Arbeiter kennengelernt, der detailliert vorbereitet und kein Bruder Leichtsinn gewesen sei. Seine Verdienste seien bei der beeindruckenden Trauerfeier auch vom Bundespräsidenten gewürdigt worden. Das größte Verdienst sei nun mal das Sommermärchen gewesen. »Franz Beckenbauer war ein Glücksfall, nicht nur für den Fußball, sondern für unser Land«, so der ehemalige Ministerpräsident.

Es erklang der Beckenbauer-Klassiker »Gute Freunde«, bevor Gänßler, Usener und FC-Gießen-Geschäftsführer Michèl Magel die Gedenkfeier mit einem imposanten Schlussbild und hochgehaltenen Schals beschlossen. In einem ausgelegten Kondolenzbuch trugen sich die Teilnehmer ein, darunter auch Kreisfußballwart Henry Mohr und sein Stellvertreter Hans-Peter Wingefeld.

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