02. Mai 2022, 13:00 Uhr

Gießen

Hochdotierter Preis für Sascha Feuchert

Prof. Dr. Sascha Feuchert ist mit dem hochdotierten Copernicus-Preis der deutschen Forschungsgemeinschaft und der Stiftung für die polnische Wissenschaft ausgezeichnet worden.
02. Mai 2022, 13:00 Uhr
Prof. Dr. Sascha Feuchert wird für seine Forschungsarbeit mit dem Copernicus-Preis geehrt. Foto: Piotr Banczerowsk

Das Preisgeld von 200.000 Euro teilt sich Prof. Feuchert, Germanist und Experte für Holocaust-Literatur von der Justus-Liebig-Universität Gießen, mit seiner polnischen Kollegin Prof. Krystyna Radziszewska von der Universität Lódz, die ebenfalls den Copernicus-Preis erhält. Seit mehr als 20 Jahren haben die beiden viele gemeinsame Editionen und andere Forschungsvorhaben realisiert, die sich vor allem auf das Getto Lodz/Litzmannstadt beziehen. Die gemeinsame Edition der Chronik des Gettos dürfte das größte deutsch-polnische Editionsvorhaben gewesen sein, das in der Holocaust-Forschung bislang realisiert wurde.

»Einzigartige Forschungsumgebung«

»Ich bin wirklich überwältigt und voller Dankbarkeit für diese großartige Auszeichnung«, sagte Feuchert. »Dankbar bin ich vor allem auch für die einzigartige Forschungsumgebung in Gießen, die das alles ermöglicht hat: Nicht nur ist die Partnerschaft mit Lódz hier seit sehr langer Zeit integraler Bestandteil so vieler unterschiedlicher Forschungsvorhaben. Gleichzeitig wird auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Holocaustliteratur an der JLU seit zwei Jahrzehnten intensiv gefördert.«

JLU-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee würdigte Feuchert: »Nicht nur seine jahrzehntelangen Arbeiten an der Getto-Chronik haben mich tief beeindruckt. Unsere Arbeitsstelle Holocaust-Literatur hat sich dank Prof. Feuchert längst überregional einen Namen gemacht. Dass mit dem Copernicus-Preis nicht nur unsere langjährige Partnerschaft mit der Universität Lódz, sondern auch der Gießener Osteuropa-Schwerpunkt gestärkt wird, freut mich sehr. Gerade in diesen Kriegszeiten sind die Verbindungen zu unseren Partnern in den osteuropäischen Ländern wichtiger denn je.«

Feuchert und Radziszewska erhalten den Preis für ihre Errungenschaften in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in der Wissenschaft, wie die Forschungsgemeinschaft mitteilte. Die Jury sprach Feuchert und Radziszewska den Preis für ihre weitreichende Kooperation auf dem Gebiet der Holocaust-Studien zu. Ihre Forschungen an literarischen Zeugnissen aus dem Getto in Lódz/Litzmannstadt, dem zweitgrößten in Polen während der nationalsozialistischen Besatzung, haben aus Sicht der Jury einen erheblichen Beitrag zur Rekonstruktion des Alltagslebens und der jüdischen Kultur im Getto geleistet.

Fünfbändige Edition der »Getto-Chronik«

Hervorzuheben seien insbesondere die in Zusammenarbeit mit weiteren Kolleginnen und Kollegen entstandene fünfbändige Edition der »Getto-Chronik« sowie die »Enzyklopädie« des Gettos. Bei diesen kommentierten Editionen handelt es sich um von jüdischen Bewohnern des Gettos gemeinsam verfasste Aufzeichnungen, die sowohl der Dokumentation historischer Ereignisse wie den Deportationen als auch der Bewahrung jüdischer Kulturgeschichte dienten. Sie seien nach Ansicht der Jury von fundamentaler Bedeutung für die Erforschung des jüdischen Lebens im Getto und bildeten eine wesentliche Grundlage für die Beantwortung von Forschungsfragen weit über die Literaturwissenschaft hinaus.

Seit 2008 ist Feuchert Leiter der Arbeitsstelle Holocaust-Literatur der Universität Gießen, seit 2017 an der JLU Professor für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lager-Literatur sowie ihre Didaktik.

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