01. Juli 2023, 13:00 Uhr

Stadtallendorf

Gemeinsames »Eva Fahidi Dialog Programm« geplant

Filmpremieren sind besondere Anlässe, so auch im DIZ Stadtallendorf anlässlich der Erstaufführung von »Eva Pusztai-Fahidi. Debrecen-Auschwitz-Stadtallendorf«.
01. Juli 2023, 13:00 Uhr
Unterzeichneten den neuen Kooperationsvertrag (v.l.): Jörg Probst (Leiter DIZ) Gergö Szilagyi (ungarischer Generalkonsul), Maren Schoening (Leiterin Deutsch-Ungarisches Jugendwerk), Christian Somogyi (Bürgermeister Stadtallendorf), Istvan Puskas (Vizebürgermeister Debrecen) und Dr. Andrea Horvath (Deutsch-Ungarisches Kulturforum Debrecen). Foto: Stadtverwaltung Stadtallendorf

Die Produktion des DIZ Stadtallendorf in Zusammenarbeit mit Frozen Dice Media (Marc Stengel) dokumentiert den jüngsten Besuch der Holocaust-Überlebenden und ehemaligen Zwangsarbeiterin in den NS-Sprengstoffwerken der DAG Eva Pusztai-Fahidi.

Im Sommer 1944 war sie als Jüdin zusammen mit ihrer Familie von Debrecen in Ungarn in das Todeslager Auschwitz deportiert worden. Von hier aus wurde sie als einzige Überlebende ihrer Familie zusammen mit 1.000 weiteren ungarischen jüdischen Mädchen und Frauen im August 1944 nach Allendorf transportiert, um hier Bomben und Granaten für Hitlers verbrecherischen Krieg herzustellen. Arbeiten mussten sie in der damals neu errichteten Bombenfüllstelle B, untergebracht waren sie im KZ-Außenlager Münchmühle.

Film ist Zeitzeugenbericht

Über diese furchtbare Zeit berichtet die Zeitzeugin und Ehrenbürgerin von Stadtallendorf in dem Film an dem Ort, der bis zum März 1944 für sie und ihre Leidensgefährtinnen aus dem KZ-Außenlager Münchmühle täglich ein Ort der Ausbeutung und der Verzweiflung gewesen war: die Bombenfüllstelle B.

Zusammen mit einer von Janina Schwarz geleiteten Studentengruppe der Philipps-Universität Marburg besichtigt Eva Pusztai-Fahidi diese ehemaligen Munitionsfabriken, die nach 1945 teilweise umgebaut und weitergenutzt oder gesprengt und als Ruinen nach und nach von Wald und Gebüsch verborgen wurden. Als Dokument dieser Begehung an dem historischen Opferort ist der Film auch ein Symbol des jahrzehntelangen Engagements von Eva Pusztai-Fahidi gegen das Vergessen und für Versöhnung in Stadtallendorf.

Gäste aus Debrecen vor Ort

Zu etwas ganz Besonderem wurde die Premiere dieses Films am 7. Juni auch und vor allem durch die Anwesenheit von Gästen aus Debrecen. Gemeinsam mit Maren Schoening (Leiterin des Deutsch-Ungarischen Jugendwerks) waren Istvan Puskas (Vizebürgermeister von Debrecen), der ungarische Generalkonsul Gergö Szilagyi und Dr. Andrea Horvath vom Deutsch-Ungarischen Kulturforum Debrecen nach Stadtallendorf gekommen, um mit Bürgermeister Christian Somogyi, Stadtverordnetenvorsteherin Ilona Schaub und vielen Bürgern und Bürgerinnen das Lebenswerk von Eva Pusztai-Fahidi zu würdigen.

Startschuss für neues Programm

Höhepunkt war die Einmütigkeit aller Anwesenden darüber, dass der anhaltende Austausch von Stadtallendorf und Debrecen zur Zukunft der Arbeit des DIZ und der städtischen Kultur von Stadtallendorf gehören soll. Dazu lag der Vorschlag eines »Eva Fahidi Dialog Programms« vor, das vom Deutsch-Ungarischen Jugendwerk ausgearbeitet worden war und vorgestellt wurde.

In einer bewegenden Unterschriftenaktion setzten die politisch Verantwortlichen und alle weiteren Anwesenden ihren Namen unter den Entwurf mit dem Wunsch, das »Eva Fahidi Dialog Programm« Wirklichkeit werden zu lassen.

Der Entwurf hat folgenden Wortlaut: »Mit dem ›Éva Fahidi Dialog Programm‹ soll das langjährige Wirken der Holocaust-Überlebenden und Ehrenbürgerin Éva Fahidi gewürdigt und der Dialog zwischen Deutschland und Ungarn gestärkt werden. Die jährlichen Programme werden auf den regelmäßigen Dialog und Austausch ausgelegt und sollen neben den historischen Bezügen auch aktuelle Fragen von Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung in dem bilateralen Austausch einbinden. Fragen der zukünftigen didaktischen Vermittlung von Zeitzeugenwissen sowie Forschungsprojekte und Publikationen können ebenfalls Bestandteil des Programms sein. Das Programm soll allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern offenstehen. Die jeweiligen Jahresprogramme werden vorab festgelegt und sollen in der Regel Programmpunkte an den historischen Orten in Stadtallendorf, Budapest, Debrecen und Auschwitz berücksichtigen. Die Unterzeichner bekräftigen die Absicht, gemeinsam ein entsprechendes ›Éva Fahidi Dialog Programm‹ zu erstellen und kurz-, mittel- und langfristig umzusetzen.«

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