30. März 2025, 13:00 Uhr

Marburg

Freiwillige helfen Kröten über die Straße

Im Kreisgebiet und auch rund um Marburg wurden Vorkehrungen getroffen, damit Amphibien möglichst sicher ihre Wanderung zu den Laichgewässern antreten können.
30. März 2025, 13:00 Uhr
Dr. Franziska Seer (Untere Naturschutzbehörde, Stadt Marburg), Bürgermeisterin Nadine Bernshausen, Helfer Jörg Klug, Michelbachs Ortsvorsteher Peter Aab, Marlene Hölzer (Untere Naturschutzbehörde) und Helfer Karl-Heinz Härtel (v.l.) am Amphibienschutzzaun der K77. Im Hintergrund links ist das Laichgewässer, der Feldspeicher, zu sehen. Foto: Reichel

Neben Straßensperrungen zu bestimmten Tages- und Nachtzeiten wurden auch Amphibienschutzzäune im Landkreis aufgestellt - so in Michelbach an der K77.

Wanderungen verspätet gestartet

»Es war in den vergangenen Tagen noch zu kalt und zu trocken, daher hat sich die Wanderung der Amphibien etwas verzögert«, berichtet Dr. Franziska Seer von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Marburg. Sie ist mit Kollegin Marlene Hölzer sowie freiwilligen Helfern in Michelbach vor Ort, um mit Bürgermeisterin Nadine Bernshausen sowie Michelbachs Ortsvorsteher Peter Aab auf die aktuellen Gefahren hinzuweisen und die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren. Die Experten stellten fest, dass die Wanderungen jetzt gestartet sind.

Die Freiwilligen kontrollieren nun zu den Stoßzeiten den Amphibienzaun und geleiten die Tiere dann sicher auf die gegenüberliegende Straßenseite. Dort wollen die Amphibien den südlich der Straße gelegenen Feldspeicher erreichen. »Der Feldspeicher ist das größte Laichgewässer für Erdkröten im gesamten Stadtgebiet. Entsprechend viel ist hier rund um Michelbach los, weil die Amphibien die Straßenseite wechseln müssen«, erklärt Nadine Bernshausen. Sie bedankt sich bei den Ehrenamtlichen, die nun den Kröten über die Straße helfen: »Das ist ein unschätzbares und ein großartiges Engagement für unsere Natur und Umwelt.«

Zwischenstation in Sammelbehältern

Die Erdkröten und Grasfrösche sowie Teich- und Bergmolche kommen aus dem Waldbereich und treffen auf ihrem Weg zum Feldspeicher auf die Sperre des Amphibienschutzzauns. Die Tiere wandern am Zaun entlang und fallen dann in einen der Eimer, die in regelmäßigen Abständen eingegraben sind. Die freiwilligen Helfer sorgen in den Abend- und frühen Morgenstunden dafür, die Amphibien herauszunehmen und über die Straße zu bringen. Dabei zählen sie auch die Tiere. Die Organisation dieses Projekts hat die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Marburg übernommen. Der Zaun wurde vom Regierungspräsidium Gießen dauerhaft zur Verfügung gestellt.

»Wir freuen uns sehr, dass sich über 30 Helfer gefunden haben, die ehrenamtlich die Streckenkontrolle übernehmen«, berichtet  Ortsvorsteher Aab. Mit dabei sind auch Jörg Klug und Karl-Heinz Härtel aus Michelbach, die sich mit ihren Mitstreitern stets kurz per Messenger abstimmen und die Dienste übernehmen.

Motorisierter Verkehr um Vorsicht gebeten

Alle Beteiligten bitten darum, die Zaunanlage nicht zu betreten oder zu beschädigen. Der Bereich ist durch Verkehrsschilder deutlich markiert, es besteht eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 km/h. Autofahrer sollten auf der 800 Meter langen Strecke besonders aufmerksam sein, weil die Freiwilligen, die den Zaun betreuen, stets die Straße kreuzen.

Die Geschwindigkeitsbegrenzung dient dem Schutz der Menschen. Trifft man auf Frösche und Kröten, die sich auf Straßen und Wegen befinden, sollte man deutlich langsamer fahren: Bereits bei Geschwindigkeiten über 20 km/h besteht nach Einschätzung des NABU die große Gefahr, dass die Tiere durch den entstehenden Luftdruck des über sie hinweg fahrenden Fahrzeugs getötet werden.

Die Amphibien queren noch weitere Straßen im Stadtgebiet, zum Beispiel die K68, die K77 im weiteren Verlauf oder die K38. Auch sind weitere Straßen im gesamten Landkreis von den Wanderungen betroffen und zum Teil temporär gesperrt - darunter die K59 bei Niederwalgern oder die ehemalige K42 bei Ronhausen.

An einigen Stellen weisen temporäre Warnschutzschilder darauf hin. Die Untere Naturschutzbehörde bittet darum, zum Schutz der Tiere bis Mitte April in warmen, regenreichen Nächten diese Straßen möglichst nicht zu befahren, da die Tiere auch bei niedrigen Geschwindigkeiten zu Tode kommen können, selbst wenn sie nicht von den Reifen zerquetscht werden.

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