20. November 2023, 13:00 Uhr

Grünberg

Endlos gewandert für den guten Zweck

Karin Rühl wandert. Und wandert. Und wandert. Hierbei geht es nicht um kurze Spaziergänge, sondern um organisierte Marathonmärsche, die die Grünbergerin für den guten Zweck auf sich nimmt.
20. November 2023, 13:00 Uhr
Florian Drobnak, Karin Rühl aus Grünberg und Stefan Letz (v.l.) bei ihrer Pause um Mitternacht. Foto: Rainer Svojanovsky

Jüngst nahm die Grünbergerin die Endloswanderung über 153 Kilometer mit Start am Karlsruher Bahnhof in Angriff. Mit den beiden Youtuber-Wanderern Stefan Letz (Youtube-Name: wandermann) und Florian Drobnak (Youtube-Name: flomussraus) fand Karin Rühl zwei Weggefährten.

Kurzentschlossen gestartet

»Ich habe erst eine Woche vor Start von dieser Spendenwanderung erfahren und mich spontan dran geklemmt. Das Format hat mir gefallen«, sagt Karin Rühl. »Der Blick auf die Strecke hat mir schon verraten: Das wird an Langeweile kaum zu überbieten sein. Kilometerweit geradeaus auf einem Damm ist nunmal wenig spektakulär und die Motivation da hoch zu halten eher schwierig.«

Im Vorfeld hatte sie sich über das Gewicht so gar keine Gedanken gemacht; so bemalte sie für die beiden Mitwanderer personalisierte Glückssteine: »Und so kam ich auf ein Ausgangsgewicht von 10,2 Kilogramm, was für eine Langstrecke natürlich viel zu schwer ist. Also habe ich nach acht Kilometern diesen Ballast als Mitbringsel an die beiden weitergegeben. Natürlich haben sie sich einerseits gefreut und andrerseits hatte der Spruch: ›haste wohl Steine eingepackt‹ eine besondere Bedeutung. Alle 20 Kilometer wurde ein Stein ausgelegt, so dass sich der Rucksack langsam erleichterte: An dieser Stelle: sorry Jungs«, so die Mittelhessin augenzwinkernd.

Die Strecke wurde von Stefan Letz so geplant, dass alle 20 Kilometer eine Möglichkeit war, Proviant und Getränke zu ergattern. Trotzdem freute sich das Trio sich über Youtube-Zuschauer, die einem Livetrack gefolgt waren und sie irgendwo im Nirgendwo auffingen, um sie zu verpflegen. »Ein Zuschauer wartete satte zwei Stunden, um uns dann auf einem Campingkocher Suppe und Würstchen zu wärmen und dann im Anschluss noch einige Kilometer mitzuwandern«, freute sich Rühl über die warmherzige Unterstützung: »Andere riefen auf vielen verschiedenen Kanälen mutmachende Worte zu, wieder andere passten uns ab, um uns kleine Heizkissen mit auf den Weg zu geben.«

Aus ihrem eigenen Dunstkreis machten sich gegen Mitternacht Freunde aus Weinheim auf den Weg nach Ketsch, um die Wandergruppe dort mit Kaffee, Suppe, Süßem und vielen anderen Leckereien und lieben Worten zu ermuntern. Um diese Zeit hatten die Drei bereits 62 Kilometer in den Beinen.

Mit dem Wetter hatten sie Glück: Außer einer zehn Minuten lang gießenden Regenwolke war es trocken. Gleichzeitig war es aber kalt. Die Tiefsttemperatur lag bei 1,4 Grad.

»Und so trotteten wir zu dritt, mal mit, mal ohne weiteren Wandergast, Schritt für Schritt immer weiter. Die Stimmung war noch gut, leichte Ermüdungserscheinungen machten sich natürlich durch diese nie enden wollenden Nacht breit«, so Rühl.

Gegen 3 Uhr nachts erwartete der nächste Boxenstopp: selbstgebackener Käsekuchen, heiße Getränke, salziges Gebäck. Einigen Wanderfreunden aus der Nähe von Bruchköbel war die nächtliche einstündige Autofahrt zum Industriegebiet Mannheim nicht zu lang.

»Wir alle sind uns einig: So viel selbstlose Unterstützung erfüllt einen mit tiefer Dankbarkeit«, sagt die Mittelhessin stellvertretend für ihre Mitstreiter.

Auch der erste Meilenstein war bald geschafft: »Endlich erreichten wir die magischen 100 Kilometer und somit auch ein warmes Café. Was gibt es leckereres als ein Leberkäsbrötchen und Kaffee zum Frühstück«, so die Extremwanderin: »Mal die Hände mit Seife waschen und bequem sitzen - es sind in solchen Momenten die wirklich kleinen Dinge, die einen glücklich machen.«

6.000 Euro gesammelt

Dort bekam Stefan Letz eine ihm bekannte Wanderbegleitung und somit frischen Aufwind. »Flo und ich nahmen nach ersten Blasen das Tempo heraus, somit verloren wir auch nach einigen Kilometern den Blickkontakt zu Stefan. Für mich habe ich zu diesem Zeitpunkt beschlossen, die angedachte Distanz von 153 Kilometern nicht zu erwandern und entschied mich, gemeinsam mit Flo den nächsten Bahnhof in Bürstadt anzuvisieren. 120 Kilometer gehen somit aufs Kilometerpatenkonto. Stefan erreichte nach 38,5 Stunden den Bahnhof in Darmstadt und erwanderte 157 Kilometer für den guten Zweck«, so Karin Rühl.

Insgesamt konnte das Trio 6.000 Euro von 55 Spendenpaten erwandern. »Wir bedanken uns von Herzen für diese unglaubliche Resonanz«, sagte die Grünbergerin: »An wen diese einzelnen Spenden gehen werden, wird zum Nikolaustag bekanntgegeben, denn so lange darf im Nachgang diese Wanderung noch bespendet werden. Wenn also die Leser eine bestimmte Organisation im Kopf haben und einen entsprechenden Spendenbeleg an flomussraus@ web.de senden, kann dieser an der Ziehung diverser Preise teilnehmen.«

Selbstverständlich gibt es zu dieser Endloswanderung auch Filmmaterial, das auf den jeweiligen Kanälen zu sehen ist.

Und auch die nächsten Ziele stehen schon fest: »Meine nächste Spendenwanderung über 100 Kilometer für den guten Zweck findet am 28. und 29. Dezember statt«, verkündet Karin Rühl: »Es werden wieder 25er-Schleifen rund um Grünberg gelaufen. Diesmal andersherum.« (js)

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