19. Oktober 2022, 13:00 Uhr

Marburg

Ein mögliches Vinzi-Dorf nimmt Gestalt an

Obdachlosen ein Zuhause geben - dies ist das Anliegen des Projektes »Ein Vinzi-Dorf für Marburg«. Bei einem Workshop wurde über ehrenamtlichen Einsatz gesprochen.
19. Oktober 2022, 13:00 Uhr
In einer ersten Gesprächsrunde erklärten die Freiwilligen ihre Motivationen und Bedenken beim Engagement für obdachlose Menschen in Marburg und insbesondere beim Vinzi-Dorf-Projekt. Foto: Beatrix Achinger/Stadt Marburg

Die Teilnehmer des Workshops wollen helfen. Eingangs erläuterten Peter Schmidt (Leitung des Fachbereichs für Soziales und Wohnen), die Sozialplanerin der Stadt Marburg, Monique Meier, und der Geschäftsführer der GeWoBau, Jürgen Rausch, den aktuellen Stand.

Bislang stehen für obdachlose Männer und Frauen Unterkünfte im Waldtal zur Verfügung. Seit drei Jahren gibt es zudem das Angebot des Probewohnens. Das bedeutet, dass die Stadt Marburg Wohnungen anmietet, die die obdachlosen Menschen zunächst mit sozialpädagogischer Unterstützung beziehen können. Wenn sich deren Lebensalltag stabilisiert, unterzeichnen sie den Mietvertrag selbst. Doch nicht alle schaffen einen solchen Schritt.

Standortfrage bis Anfang 2023 klären

Die Stadt hat ein Haus in der Gemoll in Ockershausen angemietet, in das nun Frauen, Paare und Familien einziehen. Die entstehenden Vinzi-Dörfer richten sich explizit an obdachlose Männer. Zur Standort-Frage habe die Stadt eine Betroffenenbefragung und es gehe jetzt darum, verschiedene Standorte zu begehen. »Ich hoffe, dass wir Anfang nächsten Jahres einen Standort gefunden haben«, sagte Monique Meier.

Jürgen Rausch erklärte ergänzend: »Es geht bei den Vinzi-Dörfern auch darum, die Flächen drum herum so zu gestalten, dass Gemeinschaft entsteht und sich die Menschen geborgen fühlen.« Neben dem derzeit erarbeiteten Betriebskonzept wird es viele Möglichkeiten für Ehrenamtliche geben, sich zu engagieren.

In einer ersten Runde sprachen die freiwilligen Marburger und Marburgerinnen über ihre Motivation, ihre Bedenken und klärten Fragen mit den Hauptamtlichen.

Erfahrungsberichte aus dem Alltag

Neben den schon bestehenden Unterkünften für Menschen ohne Obdach betreibt das Diakonische Werk in der Gisselberger Straße eine Tagesaufenthaltsstätte (TAS). Der hauptamtliche Mitarbeiter Kenneth Verhaal, der in der TAS beim Diakonischen Werk und im städtischen Probewohnangebot arbeitet, erzählte von seinem Arbeitsalltag.

Anschließend berichtete Christian Wild als ehrenamtlich Tätiger von seiner Mitarbeit in der TAS und seinen Erfahrungen: »Viele obdachlose Menschen haben mit Einsamkeit zu tun, was wiederum andere Probleme befeuert. Unsere Tagesaufenthaltsstätte fördert daher Begegnungen.« Man habe Ärzte, Fußpfleger, Friseure oder auch Zahnärzte, die in regelmäßigen Abständen die TAS besuchen. »Mir war immer bewusst, dass es Menschen gibt, die kein Obdach haben. Aber seit ich in der TAS mitarbeite, erhalte ich Einblicke darin, was genau das für die Lebensrealität dieser Menschen bedeutet, und das führt zu einem ganz anderen, respektvolleren Umgang«, so Christian Wild.

Konkrete Hilfe

In einer zweiten Runde fanden sich die Interessierten in Arbeitskreisen zusammen. Dabei ging es zum Beispiel darum, die Idee des Vinzi-Dorfs in persönlichen Netzwerken weiterzugeben. Ebenfalls wurden Rahmen und Regelungen für eine gute Zusammenarbeit abgesteckt und die Anbindung von Freiwilligen an hauptamtliche Mitarbeitende besprochen. In einer Arbeitsgruppe ging es auch bereits um konkrete und zeitnahe Einsatzbereiche für Ehrenamtliche, die obdachlosen Menschen helfen möchten.

Wer sich in das Projekt einbringen möchte, kann dem Engagementbündnis für »Ein Vinzi-Dorf für Marburg« unter www.marburgmachtmit.de beitreten.

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