14. September 2022, 13:00 Uhr

Gießen

Ehrung für gelebte Erinnerungskultur

Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher hat Christel Buseck im Netanya-Saal des Alten Schlosses die höchste Auszeichnung der Stadt Gießen verliehen: die Hedwig-Burgheim-Medaille.
14. September 2022, 13:00 Uhr
Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher mit Preisträgerin Christel Buseck. Foto: Berger

Becher zog einen Vergleich zwischen Hedwig Burgheim und Christel Buseck. Kinder und junge Menschen seien im Fokus ihrer Arbeit und in ihren Herzen. Beide Frauen seien einem tiefen Humanismus verpflichtet, der Fremdheit in Menschlichkeit auflösen wolle.

Ein besonderer Willkommensgruß zur Feierstunde galt der von der Eldad Highschool aus Gießens Partnerstadt Netanya angereisten Beverley Abulaf, der Mitinitiatorin der Schulpartnerschaft mit der Ricarda-Huch-Schule in Gießen sowie vier weiteren Gästen aus Israel.

Lebenswerk Burgheims gedenken

»Mit der Verleihung der Hedwig-Burgheim-Medaille alle zwei Jahre gedenken und erinnern wir in Dankbarkeit das Leben und das Lebenswerk jener Frau, die am 28. August 1887 geboren wurde - was üblicherweise ja auch das Datum der Verleihung ist - und die viele Jahre in Gießen lebte, hier und an anderen Orten Großes bewirkte«, sagte Becher. Als Jüdin verfolgt, wurde Burgheim von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet. Mit der Verleihung sei auch die Auszeichnung eines Menschen verbunden, durch dessen Wirken, Engagement und Haltung das Lebenswerk Hedwig-Burgheims fortwirke.

Rolf Kralovitz, ein Neffe Hedwig Burgheims, der den Holocaust überlebte, hatte seinerzeit die Hedwig-Burgheim-Medaille gestiftet, die die Stadt Gießen seit 1981 zuerst jährlich, seit 1999 im Zwei-Jahres-Rhythmus vergibt. »Diese Medaille ist kein reines Erinnerungssymbol. Sie will wirken, sie will etwas bewirken, wenn sie immer wieder unsere Aufmerksamkeit auf diejenigen in unserer Gesellschaft richtet, die sich in besonderem Maße für Menschlichkeit, Austausch, Aufarbeitung und Aussöhnung engagieren«, so Becher.

Auf das Wirken der Preisträgerin gingen die Laudatoren Brigitte Itzerott und Pfarrer Cornelius Mann ein. Christel Buseck aus Kinzenbach ist seit 1994 Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar und beteiligte sich von 1994 bis 2014 maßgeblich an der Gestaltung und Umsetzung der Begegnungswochen der ehemaligen Gießener jüdischen Bürger in Gießen, war Ansprechpartnerin und pflegte Kontakte zu jüdischen Gästen aus aller Welt auch durch persönliche Besuche in Israel und die Beherbergung von jüdischen Gästen in ihrem Privathaus.

Schulprojekte und Austausch als Erinnerung

Als Lehrerin der Ricarda-Huch-Schule arbeitete die Preisträgerin von 2005 bis zu ihrer Pensionierung 2015 an Schulprojekten zur Erinnerungsarbeit mit, engagierte sich seit 2011 in der Vorbereitung und Durchführung der mittlerweile sieben Schüleraustausche mit der Partnerschule Eldad High School in Netanya.

Der Oberbürgermeister hob besonders die intensiven und persönlichen Kontakte Busecks hervor, die diese nach Israel pflege und für die ihr Haus offenstehe. In Gießen habe sie immer wieder Anstöße für eine gelebte Erinnerungskultur gegeben, wie durch die Errichtung und Erneuerung von Gedenktafeln. Bereits seit 2006 bringt sich Christel Buseck zudem als Gründungsmitglied in der Koordinierungsgruppe Stolpersteine in Gießen ein und ist deren Sprecherin.

Lukas Rink (Klavier) und Rolf Weinreich (Gitarre und Gesang) umrahmten die Feierstunde musikalisch.

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