23. August 2021, 13:00 Uhr

Marburg

Die Rückkehr der Wildkatzen

Sie erobert sich ihren Lebensraum in Deutschland langsam zurück: die Wildkatze. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich auch bis in die Gebirgswälder rund um Marburg.
23. August 2021, 13:00 Uhr
Die Wildkatze erobert ihren Lebensraum in Marburg und Umgebung zurück. Die Bestände in ganz Hessen steigen seit rund 20 Jahren wieder. Foto: Helmut Weller/BUND

Erste Hinweise auf die Rückkehr der Wildkatze gab es bereits vor vier Jahren. »Dass die Wildkatze zurück in die Wälder Hessens kehrt, ist eine gute Nachricht«, sagt Bürgermeister und Umweltdezernent Wieland Stötzel. Die Wildkatze habe recht hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. »Daher gilt die Wildkatze als eine sogenannte Leittierart, das bedeutet: Wo sich die Wildkatze wohlfühlt, da können auch andere bedrohte Tierarten wie Baummarder, Haselmaus oder Luchs wieder heimisch werden.«

Früher war die europäische Wildkatze in ganz Deutschland verbreitet, berichtet Barbara Zimmermann von der unteren Naturschutzbehörde. Lebensraum sind naturnahe, störungsarme, strukturreiche Laub- und Mischwälder mit Baumhöhlen, Unter- und Totholz, gestuften Waldrändern und kleinen Lichtungen für die Mäusejagd.

Die Wildkatzenart war bis Mitte des 20. Jahrhunderts fast ausgestorben. Wenige Exemplare lebten zersplittert. Doch seit ungefähr 20 Jahren eroberten die Wildkatzen ihren Lebensraum langsam zurück. »Inzwischen erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet in Hessen über den Taunus, Vogelsberg und Spessart, das Lahn-Dill-Bergland, das Rothaargebirge und vom hessischen Bergland bis in den Reinhardswald«, berichtet Zimmermann.

Duft von Baldrian wirkt unwiderstehlich

Mit der Lockstockmethode hat die Stadt Marburg deshalb die Verbreitung der Wildkatze im Stadtgebiet erfasst. Dafür wurden angeraute Holzpflöcke an geeigneten Standorten aufgestellt und mit Baldrian besprüht. Dieser Duft wirkt auf die Wildkatzen unwiderstehlich. Sie reiben sich an den Stöcken und hinterlassen Haarproben, die dann untersucht werden. Nach EU-Recht gilt die europäische Wildkatze als »streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse«. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz gehört sie zu den »besonders geschützten Arten« und ist in der roten Liste Deutschlands ebenfalls als »gefährdet« eingestuft.

Dies bedeutet, dass Wildkatzen weder gefangen, noch getötet werden dürfen. Zudem ist es verboten, sie absichtlich zu stören. Außerdem dürfen sich Privatpersonen keine toten Tiere oder auch nur Teile von diesen aneignen.

Häufigste Todesursache ist Straßenverkehr

Trotz Schutzmaßnahmen kommen die seltenen Tiere zu Tode - am häufigsten im Straßenverkehr. So wurden laut Naturschutzbehörde mehrere tote Wildkatzen zwischen Einhausen und Dilschhausen, zwischen Marbach und dem Kreisel am Pharmastandort Görzhausen-Michelbach sowie an weiteren Kreisstraßen gefunden. Insgesamt waren es zwölf überfahrene Tiere. »Das sind nur die bekannten Fälle. Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus«, sagt Barbara Zimmermann.

Neben dem Verkehrstod droht Wildkatzen vermehrt die Gefahr von Infektionskrankheiten. So kommen sie zunehmend in Kontakt mit Hauskatzen und infizieren sich mit deren Krankheiten. Auch Kreuzungen mit Hauskatzen gefährden die Wildpopulation.

Weitere Infos über die Verbreitung der Wildkatze in Deutschland gibt es unter www.wildkatzenwegeplan.de und www.bund.net.

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