31. Mai 2023, 13:00 Uhr

Butzbach

Die Kommune als Experimentierraum

Im Reallabor Demokratikum in Butzbach war Prof. Dr. phil. Herfried Münkler zu Gast. Er referierte aus seinem Buch »Die Zukunft der Demokratie«.
31. Mai 2023, 13:00 Uhr
Thorsten Schäfer-Gümbel (r.) begrüßte Herfried Münkler im Demokratikum. Foto: Ludmilla Naumann

»Die Kommune ist der Experimentierraum der Demokratie. Hier kann und muss ausgelotet werden, wie die Demokratie gesichert und gestärkt werden kann.« Denn hier findet politisches Engagement statt, hier wird demokratische Urteilsfähigkeit begründet«, lautete die Aussage von Herfried Münkler.

Mehr als 200 Menschen hörten nach der Einführung und Begrüßung von Bürgermeister Michael Merle und Moderator Thorsten Schäfer-Gümbel (Vorstandssprecher der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) Prof. Dr. phil. Münkler gebannt bei seinem einstündigen freien Vortrag über die Zukunft der Demokratie zu. »Im Raum war es so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören können«, leitete Schäfer-Gümbel zur anschließenden Gesprächsrunde über. Viele interessante Aspekte wurden zunächst auf dem Podium und dann mit dem Publikum diskutiert.

Ein wichtiges Momentum politischen Diskurses sei der Faktor Zeit. Politische Entscheidungsfindung benötige Zeit für die Reflexion und Aushandlung von komplexen Fragestellungen. In Zeiten, in denen die Kommunikation über Social Media immer schneller wird, werde dies für die Demokratie zur Herausforderung und könne im Extremfall zur Handlungsunfähigkeit führen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Zukunft der Demokratie sei nach Münkler das ehrenamtlich politische Engagement auf der lokalen Ebene. Münkler erläuterte, dass das Engagement insgesamt in der Bevölkerung gleich hoch geblieben sei. Allerdings sei dabei das soziale Engagement gestiegen und das politisch gesunken.

Sinkendes politisches Engagement

Das sinkende politische Engagement im Ehrenamt habe aber zur Folge, dass das Wissen um demokratische Aushandlungsprozesse und politische Entscheidungsfindung abnehme. Hier müssen auf der kommunalen Ebene neue Formen der Vermittlung und des Engagements ausprobiert werden, so Münkler im Gespräch mit Thorsten Schäfer-Gümbel.

Die Menschen müssen wieder von reinen Konsumenten der Politik zu Mitmachenden werden. Auch müsse der Rahmen so verändert werden, dass freiwillig Engagierte nicht an Formularen, Regularien und Vorgaben verzweifeln. So der Wunsch aus dem Publikum.

Dr. Andrea Soboth vom Team Demokratikum bat den Demokratie-Experten am Ende noch um einen Tipp, was im Demokratikum besonders zu berücksichtigen sei. Sein Rat an das Projekt Demokratikum und im Grunde auch an die Kommune selbst war, Probleme offen zu beschreiben, ohne immer fertige Lösungen anzubieten. Dies setze ein großes Vertrauen in die Urteilskraft der Bevölkerung voraus. Mit Mut könne dieser Diskurs aber äußerst fruchtbar sein.

Im Anschluss an die Veranstaltung gab es am Büchertisch der Buchhandlung Bindernagel das beim Brandstätter Verlag erschienene Buch: »Die Zukunft des Demokratie« zu erwerben und die Möglichkeit, es sich vom Autor persönlich signieren zu lassen. Darüber hinaus wurden die bereits vor Beginn der Veranstaltung angefangenen Diskussionen zur Lage der Demokratie fortgesetzt.

Politikbegeisterte und politisch Engagierte, Zukunftsforschende, ehemalige Studierende des emeritierten Professors, zum Teil weit zur Veranstaltung angereist, nutzten die Chance, mit Herfried Münkler in das persönliche Gespräch einzusteigen.

Die Veranstaltung sowie die anschließende Diskussion wurden von einem Teilnehmenden, mit Erlaubnis der Vortragenden, komplett aufgezeichnet und kann bei Youtube abgerufen werden.

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