30. April 2022, 13:00 Uhr

Grünberg

Den Spuren von Theo Koch gefolgt

Bei gnädigem Aprilwetter wanderten 30 Neugierige auf Einladung des VHC Grünberg zu Ehren des 150. Geburtstags von Theo Koch durch seine Heimatstadt.
30. April 2022, 13:00 Uhr
Die Interessierten erfuhren viel über das Leben und Wirken des bekannten Grünberger Ethnologen. Foto: privat

Begrüßt wurden Mitglieder und Gäste mit einem kleinen Sektempfang im Foyer der Gallushalle von Bürgermeister Marcel Schlosser, dem 1. Vorsitzenden des VHC Grünberg, Ernst Pfeffer, und Wanderwartin Waldtraut Bark. Besonders freute man sich über die Anwesenheit von Gabriele von Wietzlow, einer Enkelin des Ethnologen Koch, die mit ihrem sanftmütigen Retriever die Runde begleitete.

Koch-Enkelin begleitet Tour

Erste Station war das nach Koch benannte Gymnasium in der Schulstraße, wo der ehemalige Stadtverordnetenvorsteher vom Abijahrgang 1960 mit viel Humor einen kleinen Überblick über Geschichte und Werdegang der Grünberger Schulen gab. Theo Koch selbst musste allerdings das Abitur noch in Laubach ablegen, das war in Grünberg erst ab 1926 möglich.

Weiter marschierte die Gruppe ins mundartlich bekannte »Indianerviertel«: zum Geburtshaus in der Neustadt, wo er als Sohn des Pfarrers Karl Koch aufwuchs. Um die Ecke zum Museum im Spital; hier wurde tags zuvor für ihn und seinen Freund Carl Geist eine Sonderausstellung eröffnet. Während eine Hälfte der Gruppe den Kurzfilm über Leben und Expeditionen des Südamerikaforschers anschauen konnte, informierte Dipl. Ing. Wolfgang Hofheinz als Vorsitzender des »Freundeskreis Museum« die übrigen Teilnehmer vor der Tür über die Entstehung der Büste von Theo Koch. Anschließend besuchten alle noch das Grab der Eltern, wo im Jahr 2012 auch die jüngste Tochter Ursula bestattet wurde, die viele Jahre hier als Lehrerin tätig und vielen bekannt war.

Vorbei am Neustädter Tor ging es ins Brunnental, wo Prof. Dr. Joachim Breckow vor der Alten Stadtmühle kurz auf die Besonderheiten des sehenswerten Naherholungsgebietes aufmerksam machte. Als Mitorganisator der Tour ermöglichte er auch zwischendurch immer wieder Einblicke in das Zeitgeschehen und die Politik der Lebenszeit Theo Kochs.

Durch den Hildmannsgraben führte der Weg über den Flachsbach schließlich zum Gedenkstein, den Mitschüler und Freunde Kochs nach seinem Tod 1924 errichteten. Nicht dem Lehrer/Doktor/Professor/Forscher gewidmet, sondern »Unserem Theo Koch«, was seine tief verwurzelte Verbundenheit mit der Heimatstadt ausdrückt. Er starb bedauernswerterweise auf dem Weg zu seiner vierten Expedition in der brasilianischen Stadt Vista Allegre an Malaria im Alter von 52 Jahren und wurde auch dort bestattet.

Vor dem Denkmal erzählte von Wietzlow der Gruppe ein paar äußerst amüsante Geschichten »aus dem Nähkästchen« der Familie, die sie teils von der Großmutter oder aus Aufzeichnungen kennt und die die Zuhörer begeisterten. Wer amüsiert sich nicht gern über die Lausbubenstreiche berühmter Persönlichkeiten? Als Kinder »Indianer« gespielt, im Wigwam gehaust und dann später nicht als überlegener europäischer Eroberer, sondern als wissbegieriger Freund mit großem Einfühlungsvermögen in die entlegensten Gegenden des nördlichen Brasiliens gereist, um die Freundschaft scheuer und teils sogar gefürchteter Indianerstämme zu erlangen sowie eine einzigartige Sammlung indigener Gegenstände und Lebensweisen für die Nachwelt zu erhalten.

Ganz besonders überrascht wurde die Gruppe durch die liebevolle Gestaltung des Gedenkplatzes: Seit einigen Wochen schon hatte die Gartenbauklasse der Theo Koch-Schule nicht nur den Stein geschrubbt, sondern davor eine »150« aus Natursteinen verlegt und schließlich Blumen in den Farben der Ukraine gepflanzt: blaue Vergissmeinnicht und gelbe Osterglocken.

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