Die Performance war eine von 25 Aktionen des Stadtraum-Experiments Reallabor Demokratikum. Die fünf Künstler Tanja Marcotte, Ursula Stampfli, Mélanie Linzer, Bastian Hahn und Oliver Kai Müller lasen Texte, sangen Lieder und spielten Szenen aus der Zeit, in der der berühmte Stadtsohn Butzbachs, Friedrich Ludwig Weidig, gelebt und gewirkt hat.

Die Straßentheater-Aufführung fand vor einem auf dem Marktplatz aufgestellten Denkmal statt. Es zeigt den Großherzog Ludwig I. von Hessen, sitzend auf einem knienden Bürger, in der einen Hand die erste hessische Verfassung haltend und in der anderen Hand die Peitsche. Die Statue der Freiheit? Zitiert wurden während des Stücks unter anderem Passagen aus dem »Landboten«, publiziert von Friedrich Ludwig Weidig, der zu Lebzeiten mit Georg Büchner zusammengetroffen war und dessen Parolen in damals revolutionärer Art damit verbreitet hat.

Die Meinungsäußerung war sehr gefährlich und wurde von vielen Menschen mit dem Leben bezahlt. Auch das Lesen der Botschaften konnte zum Verhängnis werden, und so gab es zu dessen Gebrauch auch gleich noch einen Rat, wie damit umzugehen sei, sollte man beim Lesen erwischt werden. Bei der Verlesung der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in der französischen Nationalversammlung vom 26. August 1789 wurde ersichtlich und eindrucksvoll dargestellt, wie sehr sich die Lebensumstände in Deutschland beziehungsweise Hessen-Darmstadt und Frankreich noch unterschieden. Es folgten dramatische Szenen aus Büchners Werk »Dantons Tod« von 1835.

Meinungsäußerung war sehr gefährlich

Am Ende der Darbietung ertönte pünktlich um 12 Uhr das Glockenspiel des Butzbacher Rathauses, und anschließend sangen die Künstler und Zuschauer alle gemeinsam das Lied: »Die Gedanken sind frei«, gefolgt von viel Applaus. Bürgermeister Merle fand abschließend lobende Worte für die Schauspieler der Büchner-Bühne aus Riedstadt und die Akteure des Reallabors Demokratikums. Michael Merle kündigte viele weitere Veranstaltungen an und lud alle Anwesenden dazu ein.