17. Juni 2024, 13:00 Uhr

Marburg

Bürger entscheiden sich knapp gegen »MoVe 35«

Die Marburger haben entschieden: Nein zur Halbierung des Autoverkehrs bis 2035. 51,8 Prozent haben sich beim Bürgerentscheid am 9. Juni gegen das Ziel ausgesprochen.
17. Juni 2024, 13:00 Uhr
Voll ist es gerade zu Stoßzeiten etwa in der Bahnhofstraße. Hier staut sich der Verkehr aufgrund der Ampeln gerne mal bis kurz hinter die Abfahrt der B3 zurück. Archivfoto: Reichel

Lediglich 48,2 Prozent waren für die Reduzierung des Autoverkehrs, bei einer Wahlbeteiligung von 70,34 Prozent. Zur Europawahl hatte die Stadtverordnetenversammlung auch zum Bürgerentscheid aufgerufen, um über die Frage nach der Halbierung des Autoverkehrs entscheiden zu lassen. Ziel von »MoVe 35« war, dass aktuell von den statistischen vier von zehn Wegen mit dem Auto nur noch zwei bis drei davon zurückgelegt werden sollen. Diese Halbierung ist nun vom Tisch.

»Vielen Dank an alle, die sich für den Bürgerentscheid engagiert haben. Und an alle, die sich an der demokratischen Abstimmung beteiligt haben. Große Entwicklungen brauchen eben breite Akzeptanz«, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies direkt im Anschluss.

»Was nun an die Stelle der Halbierung des Autoverkehrs tritt, muss die Stadtverordnetenversammlung klären. Ich werde dazu noch vor den Sommerferien die Fraktionen zum Gespräch einladen«, so Spies weiter. An die Bürger gerichtet betonte der Oberbürgermeister: »Ich hoffe sehr, dass Sie sich alle weiter einbringen in die Gestaltung der Stadt - egal, wie Sie sich heute entschieden haben. Und dass wir alle den Elan des Bürgerentscheids mitnehmen können in die künftige Arbeit.«

Wahlberechtigt zum Bürgerentscheid waren 57.311 Bürger, davon abgestimmt haben 40.315, 39.957 Stimmen waren gültig.

Keine Akzeptanz außerhalb der Kernstadt

Mit Blick auf die Ergebnisse der einzelnen Stadtteile lässt sich der klare Trend erkennen, dass mehrheitlich die Kernstadt für die Reduzierung gestimmt hat, in den Außenstadtteilen hingegen die Wähler mit teils 90 Prozent gegen die Umsetzung waren.

Dieser Trend war bereits bei der Sammlung von Unterschriften im vergangenen Jahr erkennbar, als sich auch Bürger des Landkreises daran beteiligt hatten. Die Gefahr, nicht mehr einfach mit dem eigenen Auto zum Arzt, Geschäft oder der Schule des eigenen Kindes zu kommen, bzw. keine Parkplätze in der näheren Umgebung zu finden, ist bei den Bürgern einfach zu präsent.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Marburger haben festgelegt, das Ziel der Halbierung der zurückgelegten Wege mit dem Auto nicht mehr zu verfolgen. Das bedeutet, dass die Stadtverordnetenversammlung entscheiden muss, welchen Zielwert zur Reduzierung des Autoverkehrs sie stattdessen zugrunde legt. Darüber hinaus muss geprüft und erarbeitet werden, wie sich die Veränderung eines der Teilziele von »MoVe 35« nun auf das Gesamtkonzept auswirkt.

Denn: Das Gesamtkonzept ist nicht vom Tisch. Im Februar 2024 hatten die Stadtverordneten einstimmig per Beschluss erklärt, dass sie die »überwiegende Zahl der im Rahmen von ›MoVe 35‹ vorgeschlagenen Maßnahmen als sinnvoll« sieht und ebenso die »Notwendigkeit der Umsetzung verkehrspolitischer Maßnahmen zur Verbesserung der Erreichbarkeit mit allen Verkehrsträgern«.

Opposition möchte Neustart

Die Fraktion aus CDU, FDP und Bürger für Marburg sprechen sich dafür aus das Konzept »MoVe 35« komplett zu hinterfragen und sinnvolle Ideen daraus in eine neue Variante zu bringen. Dies solle auch mit einem neuen Planungsbüro geschehen. Die Dreier-Koalition lädt zu ersten Gesprächen am 2. Juli mit den übrigen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung ein, um »gemeinsam in einem konstruktiven Dialog den weiteren Fortgang des Projektes ›MoVe 35‹ zu besprechen«, so der Wunsch.

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