07. August 2023, 13:00 Uhr

Butzbach

Brunnenwasser erschreckend belastet

Brunnenwasseruntersuchungen aus Gärten in Butzbach, vorgenommen vom VSR-Gewässerschutz, ergaben erschreckende Nitratbelastungen.
07. August 2023, 13:00 Uhr
Harald Gülzow analysiert eine Brunnenwasserprobe im Labormobil vom VSR-Gewässerschutz. Foto: Matthias Ahlbrecht

100 Gartenbesitzer hatten im Juli ihr Brunnenwasser am Labormobil abgegeben, um Gesundheitsrisiken bei der Nutzung des Wassers auszuschließen. In 37 der privat genutzten Brunnen stellte die gemeinnützige Organisation eine Überschreitung der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest.

Hohe Nitratbelastung nachgewiesen

»Durch unsere Analysen erfahren wir in welchen Orten besonders hohe Nitratwerte vorliegen«, so Physiker Harald Gülzow, der im Labormobil bereits die ersten Untersuchungen durchführte. Die Nitratbelastungen bleiben nicht im oberflächennahen Grundwasser, sondern gelangen in immer tiefere Grundwasserschichten. Gartenbrunnen, die genutzt werden, fördern die Belastungen zutage. Die Gewässerexperten sind mit dem Labormobil für sauberes Wasser unterwegs. Nitrate, die vom VSR-Gewässerschutz heute im Brunnenwasser gefunden werden, können in einigen Jahren das Trinkwasser belasten.

Mehr als ein Drittel überschreiten Grenze

Gülzow stellte in privaten Gartenbrunnen in Hoch-Weisel 246 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Fauerbach 123 mg/l, in Ostheim 119 mg/l, in Nieder-Weisel 98 mg/l, in Pohl-Göns 98 mg/l, in Kirch-Göns 104 mg/l, in Oppershofen 240 mg/l, in Geisenheim 66 mg/l und in Beienheim 123 mg/l fest. Das bedeutet Einschränkungen für die Nutzung im Garten. Die Brunnenbesitzer können dann mit dem Wasser nicht mehr den Gartenteich befüllen, weil es sonst zu einem starken Algenwachstum kommt. Das schadet der Artenvielfalt im naturnahen Teich. Bei mehr als 100 mg/l Nitrat im Gießwasser kommt es auch zur Nitratanreicherung im Gemüse. Die Ergebnisse zeigen, dass es wichtig ist das Brunnenwasser alle drei Jahre untersuchen zu lassen, da sich die Nitratbelastungen verändern.

Brunnenbesitzern, die den Termin am Labormobil verpasst haben, können dem VSR-Gewässerschutz noch bis Ende November eine Wasserprobe mit der Post zusenden. Informationen dazu finden alle Interessierten auf der Homepage unter vsr-gewaesserschutz.de.

Viele Bürger wollten auch wissen, woher die Nitratbelastung kommt. Hier konnten die Gewässerexperten aufgrund ihrer ausführlichen Recherchen informieren. Im Wetteraukreis wird auf 53 Prozent der Fläche Landwirtschaft betrieben. »Auswertungen in ganz Deutschland liefern uns die Bestätigung, dass ein hoher Anteil an intensiver Landwirtschaft zu höheren Nitratbelastungen führen. Dagegen stellen wir fest, dass, wenn Siedlung, Verkehr oder Wald im Kreis dominieren, die Belastungen geringer sind«, so Gülzow.

Auf Landwirtschaft zurückzuführen

Bei einem hohen Prozentsatz an landwirtschaftlichen Flächen ist die Gefahr der Nitratauswaschung höher als unter Grünland. Das liegt daran, dass die ganzjährige ununterbrochene Begrünung der Fläche eine intensive Durchwurzelung aufweist und dadurch das Nitrat aus dem Dünger weniger ausgewaschen wird. Das ist bei Ackerflächen nicht der Fall. Besonders hoch ist die Nitratauswaschung unter Feldern, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Regenfälle schwemmen Nitrat, das nach der Ernte von Getreide oder Mais im Boden bleibt, ins Grundwasser. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass noch mehr Zwischenfrüchte angebaut werden, die den restlichen Stickstoff durch ihr Wachstum aufnehmen. Zu diesen schnellwachsenden Pflanzen gehört Senf, kleeartige Futterpflanzen, Ackerbohnen, Futtererbsen oder Lupinen. Sie dienen als Futtermittel oder werden durch die spätere Einarbeitung der Pflanzen in den Boden als Gründüngung genutzt.

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