18. April 2025, 13:00 Uhr

Marburg

Blinde und sehbehinderte Azubis aus Paris zu Besuch

Auszubildende mit Blindheit oder Sehbehinderung aus Frankreich und aus Marburg waren zu Gast im Rathaus bei Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.
18. April 2025, 13:00 Uhr
Die blista hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies mit blinden und sehbehinderten Auszubildenden aus Marburg und Paris besucht, um sich über Barrierefreiheit, Teilhabe und Inklusion auszutauschen. Für Marburg gab es dabei viele gute Bewertungen.

»In Marburg fühle ich mich als blinde Frau sehr sicher und gut aufgenommen«, sagte eine Auszubildende der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) beim Besuch im Rathaus. »Das eine sind die guten technischen Bedingungen mit taktilen Leitstreifen und vielem mehr. Aber vor allem sind es die sozialen Bedingungen«, ergänzt die Besucherin. In Marburg begegne man immer Menschen, die merken, wann es richtig sei zu fragen, ob sie helfen könnten. »Unsere Auszubildenden sagen immer wieder, dass Marburg anders sei; dass man hier direkt eine inklusive Luft einatme«, erklärte auch Otfried Altfeld von der blista.

Austausch zur Zusammenarbeit

Altfeld, der den Bereich der beruflichen Bildung und Integration an der blista verantwortet, war mit Azubis mit Blindheit oder Sehbehinderung aus Frankreich und aus Marburg zu Gast im Rathaus bei Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Die französischen Gäste absolvieren eine Ausbildung als Web-Entwickler bei der Association Paut Guinot in Villejuif bei Paris.

Beide Organisationen möchten mit dem Austausch die europäische Idee der Zusammenarbeit und des kulturellen Kennenlernens in die Ausbildung von Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung integrieren. Die Gruppe hatte sich bei dem Besuch angeregt unterhalten über Marburg als »Stadt der Blinden«, über die inklusive und diverse Stadtgesellschaft und auch über die Stadt selbst als Arbeitgeberin von Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit.

»Marburg als Stadt der Blinden - das ist historisch gewachsen«, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies im Gespräch. So habe Marburg die erste Ampel mit Akustiksignal gehabt. Durch die blista sei die Entwicklung hin zur inklusiven Stadt schneller vorangeschritten: »Hier wohnen viele blinde und sehbehinderte Menschen, die natürlich auch bestimmte Ansprüche haben - die wir als Stadt auch erfüllen möchten. Denn es geht dabei um Teilhabe am Leben in der Stadt. Und so legen wir Wert darauf, Baustellen so zu gestalten, dass sie an den Bedarfen von blinden Menschen ausgerichtet sind.«

Umsetzungen in der Stadt klar erkennbar

Die Treppe im Rathaus wurde etwa bei der Renovierung mit starken farblichen Kontrasten gestaltet, damit Menschen mit Sehbehinderung die Stufen besser wahrnehmen können. »Dabei hat die blista uns unterstützt, wie auch bei Schulungen unserer Beschäftigten für die Einrichtung von Baustellenumleitungen, die auch für blinde Menschen sicher sind«, so Spies. Darüber hinaus hat die Gruppe sich auch intensiv darüber ausgetauscht, was eine inklusive Stadtgesellschaft ausmacht. Etwa, dass man immer im Gespräch sei; dass man Probleme anspreche und nach gemeinsamen Lösungen suche; dass man immer wieder für Aufmerksamkeit werbe, barrierefreie Wohnungen und einen guten ÖPNV anbiete.

Die Teilnehmer waren sich einig: Marburg zeigt, dass Barrierefreiheit mehr ist als technische Lösungen. Das soziale Klima in Marburg baut Barrieren ab, neben den baulichen Barrieren auch die in den Köpfen und im sozialen Miteinander. »Und dabei merkt man immer wieder: Barrierefreiheit hilft allen Menschen«, so Spies.

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