17. März 2025, 13:00 Uhr

Marburg

Biochemikerin ist Bakterienfressern auf der Spur

Es gibt Bakterien, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt. Wie man diese bekämpfen kann, erforscht die Ukrainerin Dr. Nadiia Pozhydaieva-Weber. Sie bekam dafür in Marburg eine Auszeichnung.
17. März 2025, 13:00 Uhr
MarBiNa-Preisträgerin Dr. Nadiia Pozhydaieva-Weber (vorne) zusammen mit (v.l.) Dr. Stefan Blümling (Städtische Wirtschaftsförderung), Professor Gert Bange (Vizepräsident für Forschung der Philipps-Universität Marburg), Christoph Schämer (Volksbank Mittelhessen), Professorin Dr. Katharina Höfer (Mikrobiologin am Max-Planck-Institut) und Martin Vey (Geschäftsführer CSL Behring). Foto: Dennis Stiepermann

Für ihre Forschung ist Dr. Nadiia Pozhydaieva-Weber nun mit dem Marburger Förderpreis für Bio- und Nanotechnologie (MarBiNa) der Initiative für Bio- und Nanotechnologie (IBiNa) ausgezeichnet worden.

»Antibiotika ist kein Allheilmittel gegen Bakterien. Manche Menschen vertragen es nicht, viele Bakterien sind mittlerweile resistent. Was also tun? Der Frage widmet sich die Biochemikerin Dr. Nadiia Pozhydaieva-Weber mit Engagement, Klugheit und Mut«, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies über das ausgezeichnete Forschungsprojekt.

Bakteriophagen genetisch manipulieren

Nadiia Pozhydaieva-Weber forscht am Marburger Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie. Dort hat sie Tausende von Kulturen angelegt, um das Verhalten der Bakteriophagen zu studieren. Dabei fand sie einen Weg, Bakteriophagen besser genetisch zu manipulieren. Ziel ist es diese »Designer-Phagen« als Medikamente einsetzen zu können. Die Bakterienfresser wirken im Gegensatz zu Antibiotika nämlich nur ganz spezifisch gegen jeweils bestimmte Stämme einer Bakterienart. Die Phagen müssen daher zum jeweiligen Erreger passen und individuell angepasst werden. Ihre Methode, genetisch manipulierte Bakteriophagen auf eine neue, minimal-invasive Art herzustellen, wurde zwischenzeitlich zum Patent angemeldet.

»Süße und clevere Viren«

Die 28-jährige Biochemikerin beschreibt die Viren, an denen sie forscht als »sehr klein, sehr süß und sehr clever«. Sie gerieten in Vergessenheit, weil Antibiotika schneller und unkomplizierter wirkten. Mittlerweile jedoch blüht die Phagenforschung auf. Laut Pozhydaieva-Weber seien Bakteriophagen auch keine Wundermittel. Bakterien können auch gegen die Phagen resistent werden. »Aber ich bin da zuversichtlich«, sagt sie: »Sie haben es seit vier Millionen Jahren geschafft, die Bakterien zu bekämpfen.«

Mit 16 Jahren erstmals nach Deutschland

Dr. Nadiia Pozhydaieva-Weber stammt ursprünglich aus der Ost-Ukraine. Mit 16 Jahren war sie das erste Mal zum Sprachenlernen in Hilden in der Nähe von Düsseldorf. Sie lebte dort bei der Familie des damaligen Bürgermeisters, die sie später auch für die ersten zwei Jahre ihres Biochemiestudiums aufnahm. Es folgten Stipendien und ein Auslandssemester in Manchester. Nach Marburg verschlug es sie 2020 durch ihre Promotion. Es lockte der gute Ruf des Max-Planck-Instituts. Sie war aber auch schnell begeistert von der »sehr lebendigen, jungen Stadt mit den vielen liebenswerten Menschen«.

Für die Post-Doc-Zeit zog es die Biochemikerin dann im Sommer 2024 weiter an die niederländische Universität Delft, wo sie an multiresistenten Keimen forscht. Sie kann sich aber gut vorstellen, nach Marburg zurückzukehren. Auf jeden Fall will sie zurück nach Deutschland, dessen Gesundheits- und Studiensystem sie begeistert: »Deutschland ist sozial und wirtschaftlich sehr stark«, sagt die Ukrainerin.

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