Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hat die Auszeichnung im Universitätsklinikum überreicht. »Prof. Dr. Rolf Jürgen Schäfer hat sich in vielfältiger Weise für das Gemeinwohl engagiert. Denn seit vielen Jahren setzt er sich unermüdlich und mit überdurchschnittlichem Engagement für seine Patienten und Patientinnen ein und ist maßgeblich daran beteiligt, dass seltene Erkrankungen mehr Aufmerksamkeit, Forschung und Aufklärung erfahren. Für sein jahrzehntelanges beispielgebendes Wirken wird Prof. Dr. Rolf Jürgen Schäfer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet«, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies während des Empfangs im Auditorium des Fachbereichs Medizin im Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM).
Prof. Dr. Rolf Jürgen Schäfer ist geboren und aufgewachsen in Karlsruhe. 1978 zog er für das Medizinstudium nach Marburg. Nach Abschluss im Jahr 1985 war er zunächst für vier Jahre am Herz-Kreislaufzentrum Rotenburg an der Fulda tätig. Anschließend widmete er sich mehrere Jahre seiner Weiterbildung und der Forschung. 2005 übernahm Schäfer dann die bis dahin bundesweit erste Professur für präventive Kardiologie am UKGM.
Der Mensch im Vordergrund
Spies erinnerte sich dabei an seine Begegnung mit Prof. Dr. Rolf Jürgen Schäfer, als das heutige Stadtoberhaupt als Assistenzarzt auf der chirurgischen Intensivstation tätig war. »Ich erinnere mich an einen Kollegen, der seine Kollegen und Kolleginnen auf Augenhöhe behandelte und eine große Fachkompetenz ausstrahlte sowie eine bemerkenswerte Gelassenheit. Schäfer war jemand, der sich Zeit nahm, mir in Ruhe zu erklären, warum er zu welcher diagnostischen Hypothese mit welcher Konsequenz gekommen ist. Für ihn hatte damals schon bei Patienten stets der Mensch im Vordergrund gestanden. Ein Mensch, dem es gilt, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sowie menschlicher Einfühlung zu helfen. Das macht er heute immer noch so«, ergänzte Spies.
Das Engagement von Prof. Dr. Rolf Jürgen Schäfer liegt überwiegend im medizinischen Bereich. Er setzt sich intensiv mit seinen Patientinnen und Patienten auseinander, um den Grund für die Erkrankung zu finden, damit den Menschen bestmöglich geholfen oder eine Heilung herbeigeführt werden kann.
Zu »Dr. House« geworden
Bis 2013 lehrte er zudem an der Philipps-Universität und entwickelte viele wegweisende Seminare. Ausgehend von der Fernsehserie »Dr. House«, in der viele seltene medizinische Erkrankungen erkannt und geheilt werden, legte er in seinem »Dr. House Seminar« Fälle aus der Serie den Studenten vor, um mit ihnen zu erörtern, ob die Patienten auch in Marburg hätten geheilt werden können. Das Seminar erhielt innerhalb kürzester Zeit überregionales Ansehen und war für seine Studierenden so interessant, dass ganze Hörsäle sogar am Wochenende voll besetzt waren und er sehr früh auch außerhalb der Studienzeiten Termine dafür anbieten musste.
Ausgezeichneter Fachmann
Diese von ihm entwickelte Lehrmethode wurde 2010 mit dem »Ars legendi-Preis« für exzellente Hochschullehre ausgezeichnet. Im Jahr 2013 folgte die Auszeichnung als »Arzt des Jahres«. Sein Bekanntheitsgrad führte dazu, dass sich immer mehr Menschen mit unerklärlichen Krankheiten an ihn wandten. Um diesen Patienten und Patientinnen eine Anlaufstelle zu bieten, eröffnete Schäfer 2013 das erste deutsche Zentrum für unerkannte und seltene Krankheiten am UKGM.
Neben seinen beruflichen Tätigkeiten engagiert er sich auch in verschiedenen Selbsthilfegruppen und Vereinen seiner Patienten und Patientinnen mit Lipidstoffwechselstörungen und seltenen Erkrankungen. Seit 20 Jahren ist er Mitglied des Fachbeirates im Fachbereich Medizin. Dort engagiert er sich als Verantwortlicher für die Ausbildung der Medizinstudierenden für eine Verbesserung der Lerninhalte und Modernisierung des Studiums selbst. Des Weiteren hält er regelmäßig ehrenamtlich medizinische Vorträge.
Aufmerksamkeit schaffen
Schäfer arbeitet stetig daran, das Thema seltene Erkrankungen in den politischen und gesellschaftlichen Fokus zu stellen. Seinem unermüdlichen Engagement ist es zu verdanken, dass die seltenen Erkrankungen mittlerweile im Krankenhausrahmenplan gelistet sind. Schäfer trug maßgeblich dazu bei, dass nicht nur finanziell abgesicherte Menschen Hilfe bekommen können, sondern jeder Mensch mit einer seltenen Erkrankung.
Unermüdlicher Einsatz
Weiterhin engagiert er sich bei der deutschen Gesellschaft für Arteriosklerose-Forschung (DGAF). Seit 1989 ist er dort aktives Mitglied und hat in der Zeit von 2006 bis 2009 den Vorsitz sowie von 2009 bis 2012 den stellvertretenden Vorsitz der Gesellschaft übernommen. Während seiner Tätigkeit bei der DGAF war Schäfer zudem im Jahr 2008 Tagungspräsident des dritten deutschen Atherosklerose-Kongresses in Mannheim. Sein Fokus lag dabei insbesondere auf dem Thema der molekularen Grundlagenaspekte der Atherosgenese sowie der Versorgungssituation von Krankenhauspatienten.
Darüber hinaus ist er seit 2018 Botschafter Mittelhessens im Verein Mittelhessen. Der Verein setzt sich zusammen aus Mitgliedern von Kommunen, Unternehmen, Verbänden und Institutionen mit dem Ziel, die Wirtschaft in Mittelhessen zu vernetzen.
Zuspruch von Wegbegleitern
Dr. Sylvia Heinis (kaufmännische Geschäftsführerin des UKGM am Standort Marburg) dankte Schäfer für sein Engagement. Sie sei stolz darauf, dass das UKGM Marburg Prof. Dr. Schäfer all die Jahre begleiten durfte und dass mit seinem Einsatz so vielen Menschen geholfen werden konnte.
Auch Prof. Dr. Denise Hilfiker-Kleiner (Dekanin des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität) unterstrich die Bedeutung des Wirkens von Schäfer und dem Team des Zentrums für unentdeckte und seltene Erkrankungen (ZusE). Durch sie war es möglich, Patienten zu behandeln, bei denen normale Diagnosen keinen Erfolg hatten. Das ZusE-Team von Schäfer überraschte seinen Chef mit Gedichten und Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Auch Prof. Dr. Heyo K. Kroemer (Vorstandsvorsitzender der Charité - Universitätsklinikum Berlin) gratulierte und ehrte Prof. Dr. Rolf Jürgen Schäfer per Videobotschaft.
Schäfer dankte seinen Kollegen, die er stets als »Freunde und große Familie« bezeichnete, für die freundlichen Worte. Seiner eigenen Familie - Ehefrau Isabel sowie seinen Kindern Manuela und Felix, seiner Schwester Doris und seinen verstorbenen Eltern - dankte er im besonderen Maße für die Unterstützung und das Schaffen von Freiräumen, um der Passion seiner Arbeit nachgehen zu können. »So schön die Auszeichnung für mich persönlich auch ist, ich sehe sie dennoch als Auszeichnung für die Arbeit unseres Teams. Der Verdienstorden gehört allen hier. Wir sind hier in Marburg eine tolle Klinik - bei aller Kritik, die manchmal aufkommt«, so Prof. Schäfer.