02. August 2022, 13:00 Uhr

Gießen

Auslastung von Bussen in Echtzeit abrufen

Wissen, wie voll der Bus ist und wo er sich befindet - durch ein Förderprojekt ist das jetzt für die Gießener Linien mit nur wenigen Klicks möglich.
02. August 2022, 13:00 Uhr
Von links: Die SWG-Vorstände Jens Schmidt und Matthias Funk präsentierten mit Mathias Carl (Geschäftsführer MIT.BUS), RMV-Projektleiter Markus Huber, RMV-Geschäftsführer Dr. André Kavai und Marc Lammerding von Brodtmann Consulting die Ergebnisse des Forschungsprojekts NV-ProVi. Foto: Stadtwerke

Die Fahrzeuge der Stadtwerke Gießen liefern die entsprechenden Echtzeit-Informationen zu Standort und Auslastung. Diese werden dann in der mobilen RMV-Auskunft mit nur wenigen Klicks zur Anzeige gebracht. Die Umsetzung einer Echtzeit-Auslastung erfolgt erstmalig in Gießen und kann als Blaupause für das Verbundgebiet dienen. Dr. André Kavai, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), sowie die beiden Vorstände der Stadtwerke Gießen (SWG), Matthias Funk und Jens Schmidt, stellten die neuen Funktionalitäten vor. Für die Fahrgäste stehen die Funktionen in der RMV-App und über die mobile RMV-Website unter m.rmv.de zur Verfügung.

»Seit August 2020 bieten wir als einer der ersten in Deutschland überhaupt eine Auslastungsprognose in unserer App. Während diese aus vorhandenen Daten die Auslastungsprognose berechnet, können die Fahrgäste in Gießen nun sogar die Auslastung in Echtzeit am heimischen Rechner oder auf dem Smartphone nachschauen, wie stark ein Bus belegt ist und entsprechend planen. Das ist eine spannende Weiterentwicklung unserer Auslastungsprognose. Wir erhoffen uns vom Gießener Modellprojekt wichtige Erkenntnisse für einen flächendeckenden Einsatz einer Echtzeit-Auslastungsbelegung«, erklärt Kavai.

Wirklich live

Die Informationen der Livemap basieren auf Echtzeitdaten aus den Gießener Bussen und auf 23,4 Millionen historischen Datensätzen. Neu dabei ist, dass sich die Informationen für viele Gießener Linien sowohl in der RMV-Verbindungsauskunft als auch auf der RMV-Livemap in Echtzeit anzeigen lassen.

Dass nicht alle Busse der SWG-Verkehrstochter MIT.BUS mit einem automatischen Fahrgastzählsystem ausgestattet sind, spielt dabei keine Rolle. Denn im Hintergrund arbeitet eine künstliche Intelligenz (KI). Deren Algorithmus ist in der Lage, die Fahrgastzahlen mithilfe der vorhandenen Werte zu berechnen und relativ exakt zu prognostizieren. »Weil die KI permanent lernt, werden die schon sehr genauen Ergebnisse immer besser«, führt SWG-Technikvorstand Matthias Funk aus.

Die Anzeige von Echtzeitdaten im Gießener Stadtgebiet ist die Weiterentwicklung der bereits verfügbaren Auslastungsprognose, die der RMV seinen Fahrgästen schon seit August 2020 zur Verfügung stellt. Der RMV war einer der ersten Verkehrsverbünde, der seinen Fahrgästen einen solchen Service anbieten konnte. »In der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig es für unsere Fahrgäste ist, sich über das Fahrgastaufkommen zu informieren«, erläutert Dr. André Kavai. »Fahrgäste können so entscheiden, ob sie eine der in der App vorgeschlagenen Alternativverbindungen mit geringerer Belegung nutzen und so die Auslastung des Fahrtenangebots insgesamt gleichmäßiger gestalten.«

Der Beitrag der SWG

Praktisch parallel zu den Bemühungen des RMV starteten die SWG zusammen mit dem Beratungshaus Brodtmann Consulting ein wegweisendes Projekt. Ursprüngliches Ziel war es, die bereits vorhandenen, enormen Datenmengen nicht nur zu speichern, sondern sinnvoll zu nutzen. »Aus dieser Kooperation entstand ein extrem nützliches Analysetool, das uns objektive, relevante und belastbare Fakten zu unseren Bussen liefert. Und damit die Basis für die richtigen Entscheidungen«, erklärt Jens Schmidt, kaufmännischer Vorstand der SWG.

SWG und Brodtmann Consulting starteten »NV-ProVi«, ein vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördertes Forschungsprojekt, mit dem RMV als assoziiertem Partner. Von den Ergebnissen dieses Projekts profitieren jetzt die Fahrgäste in Gießen. Denn mit seinen von der KI aufbereiteten Daten bildet es die Grundlage für die Auskunftssysteme des RMV. Und das ist erst der Anfang. Tatsächlich gibt es schon Ideen für künftige Anwendungen, mit denen sich das Nahverkehrsangebot noch weiter optimieren lässt. Im nächsten Schritt soll die Sensorik in den Bussen so modifiziert werden, dass sie auch Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen erkennt. Stehen diese Daten zur Verfügung, fließen sie als zusätzliche Informationen in die Livemap und folglich in die Prognosen ein.

Funktionsweise der Auslastungsanzeige

Die bestehende Auslastungsprognose des RMV zeigt in der RMV-Auskunft (App und mobile Website) bei Bus- und Bahnverbindungen eine geringe (unter 30 Prozent), mittlere (30 bis 60 Prozent) oder hohe Belegung (über 60 Prozent) an. Fahrzeuge, die über Echtzeitdaten verfügen, werden jetzt mit einem erweiterten Symbol gekennzeichnet. Zudem lässt sich ablesen, wie voll ein Bus an einer bestimmten Haltestelle und zu einem bestimmten Zeitpunkt sein wird. Dazu gilt es lediglich, die gewünschte Verbindung einzugeben. Nach einem Klick darauf kann die zu erwartende Auslastung an jeder Haltestelle im Linienverlauf angezeigt werden.

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