06. Juli 2025, 13:00 Uhr

Kirchhain

Alarmübung des Landkreises bei Ebola-Verdacht

Ein Notfall mit einem an Ebola erkrankten Patienten ist für Einsatzkräfte eine besondere Herausforderung. Um zu testen, ob Pläne auch in der Praxis funktionieren, wurde ein solcher Fall in Kirchhain geprobt.
06. Juli 2025, 13:00 Uhr
Einsatzkräfte in besonderen Schutzanzügen holten in Kirchhain die Person, die als schwer und lebensbedrohlich erkrankt galt, aus dem Zug und transportierten sie ins Krankenhaus. Die hohen Außentemperaturen machten die Arbeit zusätzlich anspruchsvoll. Foto: Maximilian Schlick/Landkreis

Verantwortlich für die Planung und Durchführung der Übung war das Regierungspräsidium Gießen als hessische Gentechnikbehörde. Das Ziel: Abläufe und Schnittstellen nach dem Gentechnik-Notfallplan überprüfen, denn im Ernstfall steht der Schutz der Bevölkerung vor hochansteckenden und gefährlichen Erregern im Fokus.

Das Drehbuch der Übung sah vor, dass eine mit einem gentechnisch veränderten Ebola-Virus infizierte Person in einem Regionalzug plötzlich akute Krankheitssymptome zeigt. Der Zugbegleiter lässt den Zug im Kirchhainer Bahnhof stoppen und informiert die Rettungskräfte. Zwei Begleiter des schwer Erkrankten zeigen ebenfalls leichte Symptome. Auch der Zugbegleiter und andere Kontaktpersonen gelten als potenziell infiziert.

Einsatzkräfte waren vorab nicht informiert

»Entscheidend ist, dass die Brisanz einer solchen Situation frühzeitig erkannt wird, um Schutzmaßnahmen in die Wege zu leiten«, erläuterte Kreisbrandinspektor Lars Schäfer. Daher sei die Übung auch als Alarmübung geplant worden - die Einsatzkräfte seien also von der Lage überrascht worden - wie im realen Leben.

Aufgabe der Rettungskräfte war es, den schwer kranken Patienten unter Beachtung der erforderlichen Schutzmaßnahmen zu versorgen und ins Krankenhaus zu transportieren. Gleichzeitig mussten mögliche Kontaktpersonen gefunden und isoliert werden. Wird ein entsprechender Fall gemeldet, ist besondere Ausrüstung nötig: Schutzanzüge und Atemfilter, die dann an den Ort des Geschehens gebracht werden müssen. Hierfür hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf Vorkehrungen getroffen, die ebenfalls erfolgreich getestet wurden. Zu den Maßnahmen, eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern, gehört auch, beteiligte Einsatzkräfte und Gerätschaften, die Kontakt zu dem Erkrankten hatten, zu desinfizieren - eine Aufgabe, die noch vor Ort besonders ausgerüstete Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Kirchhain und dem Ebsdorfergrund übernommen haben. Um das Szenario realistisch abzubilden, hatte die Deutsche Bahn extra einen Zug am Kirchhainer Bahnhof zur Verfügung gestellt.

Schnell und richtig escheiden

»Aufgabe des Rettungdienstes war es, an den Symptomen und der Vorgeschichte zu erkennen, dass es sich um einen Patienten handelt, der an einem hämorrhagischen Fieber erkrankt sein könnte, um dann gemeinsam mit dem Gesundheitsamt die weiteren notwendigen Schritte einzuleiten«, erläuterte Kreisbrandinspektor Schäfer. Dazu gehöre auch, die dann erforderliche Alarmkette in Gang zu setzen.

»Normalerweise würde ein entsprechender Patient, wenn er stabil und nicht in Lebensgefahr ist, mit einem Spezialtransport in das Kompetenzzentrum am Frankfurter Uni-Klinikum transportiert«, erklärte Schäfer. »Da sich der schwer erkrankte Patient laut Drehbuch aber in Lebensgefahr befinden sollte, hat der Rettungsdienst ihn direkt ins Marburger Uni-Klinikum transportiert, das wiederum eigene Pläne zu Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen umsetzt«, sagte Schäfer weiter. Die Herausforderung bestünde in einem solchen Fall darin, den Patienten möglichst schnell ins Krankenhaus zu bringen, aber auch eine Ausbreitung des Erregers und die Infektion weiterer Menschen zu verhindern.

Inhalt der Übung war auch, die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt zu üben. Dessen Aufgabe ist es zum Beispiel, Kontaktpersonen zu finden oder eine mögliche Infektionsquelle zu ermitteln.

Gelungene Übung

In einer ersten Betrachtung zogen die Verantwortlichen ein positives Fazit: »Die Schnittstellen haben funktioniert, die Abläufe haben geklappt und auch die Zusammenarbeit der Institutionen lief reibungslos«, resümierte Lars Schäfer. Nur wenige Details müssten genauer unter die Lupe genommen werden. »Die Übung war ein voller Erfolg. Insbesondere hat die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den eingesetzten Kräften sehr gut funktioniert. Es hat auch wertvolle Erkenntnisse gebracht, wie die Zusammenarbeit und die Bewältigung vergleichbarer Gefahrenlagen zukünftig noch besser gelingen kann«, sagte Dr. Jens Gerlach, der beim Regierungspräsidium das Dezernat für Gentechnik und Strahlenschutz leitet.

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